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Wir würden heute die Stadt Luzern besuchen. Dort war auch unser Hotel und Thomas und ich hatten ein leicht schlechtes Gewissen, wenn wir in dieser Stadt sozusagen hausen würden, aber dann nicht wüssten, wie sie wirklich aussah und was es hier alles zu sehen gab. Nachdem ich gestern den ganzen Tag nur relaxt hatte, Thomas und ich hatten uns einen Tag mit Massage gegönnt, war ich heute schon wieder voller Tatendrang und konnte es kaum erwarten, endlich vor die Tür zu gehen und etwas zu erleben. Es war für einen Wintertag ziemlich warm, wir hatten zwar unsere dicken Jacken an, aber unsere Mützen und Schals konnten wir im Hotel lassen, denn mit ihnen würden wir es wohl vor Hitze nicht aushalten. Es war im Verhältnis zu den letzten Jahren ein ziemlich milder Winter, natürlich konnte es immer noch passieren, dass es total kalt wurde, aber normalerweise war es in anderen Jahren bisher immer viel kälter gewesen. Ich sprach da natürlich von den Temperaturen in Mitteleuropa, es war ja klar, dass es in Kanada oder in Norwegen kälter war als in England, das wäre sonst natürlich auch sehr komisch.

Thomas und ich traten gerade auf die Straße, heraus in das Getümmel der Stadt. Unser Hotel befand sich direkt in dem Geschehen der Stadt, was bedeute, dass wir nicht stundelang irgendwo mit öffentlichen Verkehrsmitteln herumreisen müssten, um einen Platz zu erreichen, an dem wir den Tag verbringen konnten.

"Die Schweiz ist echt ein teurer Ort, aber ich finde es hier sehr schön. Was denkst du denn?", fragte Thomas mich, als wir nebeneinander neben den anderen Menschen liefen. Er lächelte mich an und griff nach meiner Hand, natürlich verschränkte ich sofort meinen Finger mit seinen. Was sollte ich denn auch anderes machen? Es war wie ein Reflex von mir, wenn seine Hand meine berührte, war das wie eine Bestätigung für mich, die Finger zu verschränken. Immer, wenn ich es tat, fühlte ich dieses Kribbeln in meinem Bauch und dieses Glücksgefühl, das meinen ganzen Körper durchströmte und durch das ich mich wie unter Strom fühlte. Ich liebte dieses Gefühl, das nur er mir geben konnte. Wie konnte ein Mensch einem denn nur so viel bedeuten? Ich hatte mir früher nie vorstellen können, dass man so für einen Menschen fühlen könnte. Wenn meine Freundinnen immer von ihren Freunden geschwärmt hatten, dachte ich immer, dass sie einen an der Klatsche hätten und hatte sie insgeheim für verrückt erklärt. Doch jetzt wusste ich es nur zu gut, er war mein ganzes Leben.

"Ich liebe es überall mit dir, aber ja, du hast recht, hier ist es ebenfalls einfach nur fabelhaft. Du bist zwar am fabelhaftesten, aber ich schätze, dass du eher den Ort hier gemeint hast", scherzte ich und lehnte mich ein bisschen nach links, um mich näher an ihn zu schmiegen. Sofort hielt Thomas an, ebenfalls, als wenn er einen Reflex hätte und legte seine Arme um mich, zog mich an sich, als müsste er mich vor irgendetwas beschützen. "Mensch, Chloe, du brauchst doch nicht immer so rumzuschleimen. Willst du, dass ich als die menschliche Tomate in die Geschichte der Schweiz eingehe? Dass ich im Museum lande und dort ausgestellt werde? Dann kannst du es vergessen, den ganzen Tag an meiner Seite zu sein. Ich glaube das willst du nicht!", lachte er und drückte mich noch näher an sich. Ich musste ebenfalls lachen und atmete glücklich seinen Duft ein und schloss die Augen. Ich war einfach so zufrieden, dass ich es nicht in Worte fassen konnte. Thomas war einfach so perfekt.

"Komm her, mein Sonnenschein", wisperte er und legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn, um meinen Kopf anzuheben. Während ich ihm in diese schokoladenbraunen Augen blickte, küsste er mich voller Liebe und Zuneigung. Mein Herz raste wie eine Maschine, es schien mir fast aus der Brust zu springen, als ich seinen Kuss voller Leidenschaft erwiderte. Ich war so süchtig nach seinen Lippen, so süchtig nach ihm, mein ganzer Körper schien zu beben, wenn er mich küsste, wenn ich dieses Verlangen spürte und wusste, dass es real war. Dass das hier alles ein perfektes Leben war und nicht nur ein wunderschöner Traum.

"Ich kann nicht anders, als dich den ganzen Tag nur zu loben. Thomas, du machst mich einfach verrückt, ich fühle mich so zu dir hingezogen, ich kann das nicht für mich behalten." "Das musst du auch nicht, ich scherze doch nur. Du bist mir das Wichtigste auf dieser Welt, was soll ich denn erst sagen?" Jetzt war er derjenige, der schleimte und zwar sowas von, doch das war mir recht. Ihm war das heute erlaubt, weil ich bester Laune war.

"Entschuldigen Sie!" Mir tippte jemand auf die Schulter und ich musste mich erst einmal aus Thomas' Umarmung befreien, bis ich einen Schritt nach vorne machen konnte und mit der Person sprechen. Es war eine Frau, ein paar Jahre älter als ich, die einen Stadtplan in der Hand hielt. "Könnten Sie mir vielleicht helfen und sagen, wie ich zu diesem Hotel finde?" Sie zeigte mir ein Bild eines Hotels, das sogar dasselbe war, in dem Thomas und ich waren. Sie schien wohl Amerikanerin zu sein, ihrem Akzent nach zu urteilen. Ich hatte hier schon viele Leute gehört, die Englisch sprachen. Ich konnte ihr sogar helfen.

Freundlich beschrieb ich ihr den Weg zum Hotel und wünschte ihr noch einen schönen Tag, als ich mich wieder zu Thomas umdrehte, doch ... er stand nicht mehr an dem Fleck, an dem er gerade gestanden war. Merkwürdig, er musste wohl schon ein bisschen weitergelaufen sein. Also lief ich auch ein paar Meter weiter und blickte in Seitenstraßen, um zu sehen, wo er war, doch ich sah ihn nicht. Musste ich ihn wohl anrufen. Ich zückte mein Handy, während mein Herz schon in einen Rhythmus ruschte, der nicht mehr ganz normal war. Beruhige dich, Chloe, alles wird gut werden, man kann sich hier ja nicht so schnell verirren. Es klingelte nicht lange, schon ging die Mailbox ran. 'Hey, hier ist Thomas, ich bin gerade nicht erreichbar, wahrscheinlich kuschele ich gerade mit Chloe. Hinterlasse doch bitte eine Nachricht'.

"Thomas, wo bist du denn? Du bist einfach weg gewesen! Ich warte hier vor dem Rathaus auf dich." Ich legte auf und tippte nervös mit meinem Schuh auf den Boden. Das passte gar nicht zu Thomas.

Vienna Girl [Thomas Sangster FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt