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Maya schaute aus dem Fenster des Geschichtraumes. Sie saß alleine, weil ihre Sitznachbarin krank war. Staub schimmerte im Licht der Sonnenstrahlen, die schräg durch die hohen Fenster fielen.

Die Worte, die ihre Lehrerinn sprach, ergaben keinen Sinn. Sie redete von der Vergangenheit. Aber sie hatte das Gefühl, dass der Krieg von vor tausend Jahren in ihrem Inneren tobte.

Auf einmal wurde ihr furchtbar schlecht. So schlecht, dass sie aufstehen, aus dem Raum stürmen und sich auf der Damentoilette übergeben musste.

Als es zur Pause klingelte, lehnte er neben der Wand zum Geschichtsraum.

»Dir geht es nicht gut«, begrüßte er sie.

Die anderen Schüler schauten sie argwöhnisch an, aber niemand sagte etwas. Um Arjen wurde immer alles still.

»Vielleicht habe ich mir etwas eingefangen.« Maya lehnte sich neben ihn. Sie genoss seine Anwesenheit.

»Du wolltest nicht nach Hause gehen, weil sie heute Vormittag da ist. Und sie, sie ist wie Stein. Sie wandelt sich nur langsam. Sie wird dich niemals verstehen können. Nicht in diesem Leben.«

»Aber hier ist es auch nicht viel besser.« Maya rieb sich über die müden Augen.

»Warum gehen wir dann nicht an einen anderen Ort?« Arjen nahm sie auf die Arme und trug sie bis aufs Schuldach, dann setzte er sie behutsam ab. Das Gold in seinen Augen leuchtete und er lächelte wie tausend Sonnen. Er kletterte auf die Brüstung und reichte ihr die Hand. »Vertraust du mir?«

Mayas Herz machte einen Sprung. »Ja.« Sie kletterte zu ihm, nahm seine Hand und dann spazierten sie dem Himmel entgegen. 

ArjenWhere stories live. Discover now