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Seine Augen verfolgten sie Tag und Nacht, während sie ihrem Vater beim Sterben zusah und ihrer Stiefmutter dabei, wie sie zu Stein erstarrte.

Und dann sah sie ihn wieder. Auf einem weiten Feld hinter den Dächern der Dörfer. Er saß im Gras und blickte zu den Wolken empor.

»Hallo Maya«, begrüßte er sie.

Maya setzte sich zu ihm. »Suchst du nach Bildern in den Wolken?«

»Nein. Ich kenne sie alle.«

»Alle Bilder?«

Sie spürte seinen Blick auf ihr ruhen und es wurde ganz warm um ihr Herz.

»Ich kann sein verlorenes Lächeln sehen.«

»Wessen?« Maya betrachtete seine blassen Hände, die auf seinen Oberschenkeln ruhten. Er trug eine dunkle Jeans und ein T-shirt und dennoch war er auf unerklärliche Weise nackt.

»Du weißt wessen Lächeln.«

Maya schüttelte den Kopf und sprang auf. »Das kannst du nicht wissen. Vergiss es!«

»Nicht?« Er sah hoch, sah sie an. Maya konnte seine Atemzüge spüren. Sie waren der Wind, der nach feuchtem Gras und Gänseblümchen duftete. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Ein schwerer, glühender Stein saß darin fest.

»Er wird sterben, wenn er nicht anfängt zu lächeln«, sagte sie zu ihm. Seine Augen wurden dunkel, als würde sich eine Gewitterwolke über die Sonnen darin legen.

»Wenn er sich das Leben nimmt«, flüsterte er und seine Worte wurden von den Grashalmen weitergetragen, bis sie klirrend bei ihr ankamen und ihr Trommelfell zu durchstechen drohten, »dann wird er all seinen Schmerz mit sich nehmen und ein dunkles Loch sein Vermächtnis sein.«

ArjenWhere stories live. Discover now