Chapter 2

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"Also wir müssen in 17 und in 19 rein.", sagte ich. "Ich gehe in 17 rein.", meldete Ryan sich. "Schaffst du das alleine?" "Klar.", sagte er und grinste. "Okay, wenn nicht, ich bin genau gegenüber im Zimmer.", erklärte ich ihm. Er nickte. Ich holte mir nun Handschuhe, eine Waschschüssel, Handtücher, Waschlappen und eine Nierenschale. Ich klopfte an die Tür und hörte ein "Herein" Ich trat ein. Ich lief nun zu dem Bett von Mr. Cronford und sagte zu ihm: "So Mr. Cronford. Ich werde sie jetzt ein bisschen frisch machen, ja?!", und lächelte ihn dabei warm an. Er schaute mich nur mit seinem leeren Blick an und sagte nichts. "Seit Freitag spricht er nicht mehr.", hörte ich plötzlich die Stimme von Mr. King. Ich nickte. "Dann müssen wir mal gucken, was wir dagegen machen können." Ich legte die Handtücher und die Waschlappen auf den Nachttisch und ging nun ins Badezimmer. Ich ließ lauwarmes Wasser in die Schüssel laufen und gab noch etwas Seife dazu. Dann ging ich wieder zurück ins Zimmer und stellte die Schüssel auf dem Nachtschränkchen ab. Ich holte seine Seife, einen Kamm und seine Zahnbürste. Dann legte ich ihm ein Handtuch über die Brust. Ich tauchte den Lappen ins warme Wasser und wusch ihm sein Gesicht. "Wie lange machen sie das schon?", fragte mich Mr. King nun interessiert. Ich trocknete das Gesicht von Mr. Cronford ab und schaute zu ihm hoch. "Seit ungefähr 5 Jahren.", antwortete ich ihm auf seine Frage. Er nickte. "Ich habe sie nämlich hier noch nicht gesehen.", sagte er. "Ja, ich hatte Urlaub. Deshalb wahrscheinlich." "Urlaub? Waren sie weg?", fragte er mich interessiert. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich war nicht weg." Er nickte wieder. Ich hingegen wusch jetzt denn dürren Oberkörper des alten Mannes. "Ich war früher sehr oft herum gereist.", hörte ich ihn sagen. "Echt?", fragte ich nach. Er nickte. "Ich war schon in jedem Bundesstaat von Amerika. In Afrika war ich. Italien, Spanien, Türkei, Russland, Rumänien, Antalya, Schweden, China." "Wow.", sagte ich, das war wirklich eine Menge. "Ich war noch nie irgendwo außerhalb diesen kleinen Städtchens." "Sie haben noch ein ganzes Leben vor sich, um die Welt zu bereisen." Ich lächelte. Ich wechselte dem Herren seine Schutzhose und kremte ihn dann ein. "Mr. Cronford hat wirklich sehr abgebaut.", sagte Mr. King und stellte sich an das Bett und schaute zu ihm herunter. "Ich hatte mich noch letzte Woche mit ihm unterhalten und er hatte mir Geschichten aus seinem Leben erzählt und jetzt liegt er nur noch stumm da." Ich schaute ihn jetzt an. Sein Blick ruhte auf dem alten Mann. Er hatte so viel Trauer in seinen Augen, als wäre es sein Großvater. „Das ist leider oft so.", sagte ich und schaute nun Mr. Cronford an. Ich war nun fertig und nahm nun die Schüssel und schüttelte das Wasser aus. Ich legte die benutzten Handtücher in die Schüssel und sagte dann: "Bis später."

Im Pflegearbeitsraum angekommen, schmiss ich die Handtücher und Waschlappen in einen Wäschesack und stellte die Schüssel in ein Gerät, welches die Schüssel desinfizieren sollte. Es kam Ryan herein. "So fertig.", sagte er und machte das gleiche, wie ich es gerade vor einigen Minuten getan hatte. "Gut.", tadelte ich ihn und ging dann. Ich trat ins Dienstzimmer und nahm mir die Kurve von Mr. Cronford. Dort dokumentierte ich die ganze Pflege. Nach nicht langer Zeit, war ich fertig und hatte beschlossen der Servicekraft zu helfen, da sie heute wieder denn ersten Tag da war, so wie ich. Ich lief nun zu ihr und begrüßte sie. Ich half ihr das Essen zu verteilen. Wir fingen ganz vorne an, bei Zimmer 37 und arbeiten uns immer weiter vor nach hinten. Als wir dann vor Zimmer 19 waren klopfte ich an die Tür. Ich hatte das Frühstück von Mr. King in der Hand. Ich trat ins Zimmer. Ich hörte Mr. Kings dunkle Stimme. Ich ging weiter ins Zimmer und sah, wie er vor dem Bett von Mr. Cronford saß. Er hielt in der Hand die Tageszeitung und laß laut vor. Er schaute kurz zu mir hoch lächelte mich an und senkte dann erneut den Blick um weiter zu lesen. Ich stellte das Tablett auf dem Tisch ab und ging wieder raus, dann holte ich das Tablett von Mr.Cronford und stellte es dann auf dem Nachttisch ab. Ich füllte die Flüssige Kost, die hauptsächlich aus Suppen bestand, in einen Schnabelbecher um. "Ich mache das schon, sie haben bestimmt noch so viel zu tun. Ich habe mich in den letzten Tagen auch um Mr.Cronford gekümmert.", sagte er und ich schaute zu ihm. "Ich kann das übernehmen.", fügte er noch hinzu. Ich nickte. "In Ordnung.", sagte ich und lächelte leicht. Ich stöpselte die Infusion an und regulierte an einem Rädchen wie schnell der Tropf tropfen sollte und sagte dann: "Guten Appetit." "Danke.", sagte er nickend, lächelte und ich verließ erneut das Zimmer. "So wir sind durch.", sagte Rose die Servicekraft, dessen Brille ihr altes Gesicht schmückte. Sie arbeitete schon mehr als zehn Jahre auf dieser Station als Servicekraft und weiss wie alles funktioniert. Ich mochte sie, sie war nicht abgehoben, sie erinnerte mich ein wenig an meine Großmutter. Vielleicht half ich ihr deshalb auch immer. Wir gingen nach vorne und räumten die übrig geblieben Tabletts vom Wagen ab. "So, wer will als erster frühstücken gehen?", fragte Juliette. Es meldeten sich Maria, Anne, Rose und Bekah. Dann waren Tess und ich also in der zweiten Runde. Sie gingen also rüber. Nur noch ich und die Sekretärin Tess bleiben übrig. Ich setzte mich an den zweiten Tisch, gegenüber Tess und nahm mir die Kurven. Ich schaute nach ob alles eingetragen war und landete dann irgendwann bei der Kurve von Zimmer 19. Ich laß mir das Stammblatt durch. Er war ledig. Wohnte sogar hier ganz in der Nähe. Er war gelernter Architekt. Ich schaute mir nun die Diagnosen an. Dokumentiert wurde, dass er nichts von dem Hirntumor zu wissen scheint. Er hat starke Beschwerden, oft Anfälle von nicht kontrollierbaren Schmerzen.

Ich hörte plötzlich das Klingeln. Ich schaute hoch und klappte die Kurve zu. Ich stand auf und ging aus dem Dienstzimmer. Zimmer 30 klingelte. Ich klopfte kurz an die Tür und fragte was los sei. Die Dame am Fenster bekam die Trinkflasche nicht auf. Ich öffnete sie ihr und sie bedankte sich recht herzlich. Ich drehte mich wieder um und verließ das Zimmer. Dann stand ich da im Flur. Ich starrte aus einem unerklärlichen Grund nach hinten zum Ende des Flures. Es herrschte vollkommene Stille.




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