Hit upon him

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Erschrocken setzte ich mich kerzengerade im Bett auf.
Es war nicht der Wecker gewesen, der mich geweckt hatte, wie ich mit einem schnellen Blick auf mein Handy feststellte, das auf meinem Nachttisch lag. 4:30 AM, ich wollte sterben.
Genervt ließ ich mich wieder zurück in meine Kissen fallen.
Was auch immer mich geweckt hatte, hatte gerade keine Priorität.
Ein Seufzen entfloh mir, als meine Gedanken sofort wieder zu Tristan wanderte. Ich hatte ihn mir eindeutig nur eingebildet und fragte mich nun, wie ich damit umgehen sollte.
"Mara!", hörte ich plötzlich. "Du schläfst doch wohl nicht wieder ein?"
Vielleicht sollte ich eher überlegen, wie ich mit ihm umgehen sollte.
Die Stille war doch gar nicht so schlimm gewesen. Aber ich konnte auf keinen Fall die Erleichterung verleugnen, als ich Tristan auf meinem Schreibtischstuhl sitzend vor mir sah, als ich wieder kerzengerade in meinem Bett saß.
"Erschreck mich doch nicht so!", keuchte ich. Mein Herz pochte wild gegen meine Rippen - ob es am Schock lag, an der späten (oder eben frühen) Uhrzeit oder daran, dass noch nie ein Junge nachts in meinem Zimmer gewesen war, wusste ich selbst nicht so genau.
"Mir ist todeslangweilig", maulte Tristan. Ich verdrehte die Augen.
"Und ich bin todesmüde. Also würde ich mich gern wieder meinen Schönheitsschlaf widmen", erwiderte ich, diesmal jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen.
In meinem Hinterkopf schwirrte umher, dass ich mir ihn nur einbildete, aber wieso fühlte es sich dann so real an? Ich schluckte.
"Den brauchst du doch gar nicht."
Tristans Stimme war so leise, dass ich ihn beinahe nicht hörte, aber als ich dann verstand, kam das Kribbeln wieder, das sich sekundenschnell in meinem ganzen Körper ausbreitete und ein warmes Gefühl hinterließ.
Meine Wangen wurden jedoch knallrot.
"Und außerdem ist morgen Samstag", fügte er dann hinzu. Ich schaute Tristan an, der noch immer auf dem Stuhl verharrte, sich jetzt jedoch leicht damit hin und her drehte.
"Mich sieht einfach niemand außer dir. Du musst etwas mit mir machen", argumentierte er dann und hob den Blick. Seine Augen trafen auf meine und ließen einen Schauer meinen Rücken hinunterkrabbeln.
Mir fiel auf, dass die Augen noch immer intensiv strahlten, aber sein Körper nur leicht sichtbar war.
"Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich dich überhaupt sehe", erwiderte ich leise, eher für mich selbst. "Oder du eine Einbildung bist..."
Tristan ignorierte meine Worte, doch ich realisierte, dass er für eine Sekunde flackerte. Intuitiv spürte ich die verzweifelte Wut die in ihm aufstieg und augenblicklich tat meine Aussage mir Leid. Ich hatte begonnen, mich mit seiner Anwesenheit anzufreunden.
"Ich habe Bücher. Du liest, ich schlafe", entschied ich dann, ein kompromissbereites Lächeln auf den Lippen, das Tristan leicht verzerrt erwiderte.
Dann zeigte ich auf den Schrank und ließ mich langsam wieder in die warmen Laken fallen.
Ich wollte gerade die Augen schließen, da vernahm ich Tristans Stimme erneut: "Ich kann leider nichts tragen. Nur mit riesiger Anstrengung, aber wenn das Buch runterfällt, wachen deine Eltern auf", stellte er leise fest.
Ein Grummeln entfuhr mir.
Dann schob ich jedoch die Decke von meinen Beinen, die schlagartig von Gänsehaut überzogen waren, als ich aufstand und zu dem Bücherregal torkelte, Tristans Blick im Rücken spürend.
"Herr Der Ringe, bitte", hörte ich Tristan sagen. Ohne darüber nachzudenken reichte ich ihm das schwere Buch. Er ließ es langsam vor sich auf den Schreibtisch gleiten.
Hatte er etwa vor, in meinem Zimmer zu bleiben, während ich schlief? Ich hätte gern gefragt, aber keine Ahnung, wie ich das ausdrücken sollte, ohne komisch zu klingen.
"Woher weißt du, welche Bücher ich habe?", wollte ich irgendwann wissen, als ich bereits wieder im Bett lag und die Augen geschlossen hatte.
"Ich bin schon länger hier", erwiderte Tristan langsam. "Als du eingeschlafen bist, habe ich mich hier hingesetzt. Vorher war ich unten, deine Ma ist echt nett!"
Beinahe hätte ich einen Herzinfarkt bekommen, doch dann realisierte ich, dass er sich ja gar nicht mit Mam hatte unterhalten können. Puh.
Dann traf mich ein Schlag - er hatte mich beim Schlafen beobachtet.
Der Gedanke war beunruhigend und schön zugleich, und mit ihm im Kopf schlief ich ein, den weichen Atmen von Tristan lauschend.

A|N Etwas kürzer als die anderen, aber hier war ja nicht mehr so viel zu sagen 😊 Ist aber heute auch schon das zweite 😎🎉

Invisible Love #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt