Kapitel 7

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Das Sonnenlicht und das Zwitschern der Vögel weckten mich. Als ich meine Augen öffnete befand ich mich alleine auf dem Sitzsack. Nachdem ich aufstand und mich streckte, merkte ich, dass es recht ordentlich im Wohnzimmer aussah. Bestimmt hatten sich die Übernachtungsgäste zusammengetan, um aufzuräumen, während ich noch schlief. Ich ging durch den Raum und schaute durchs Fenster.

Wieder so schönes Wetter.

"Hoffentlich regnete es auch mal", murmelte ich vor mich hin. Dann fiel mir auf, dass von irgendwoher Musik spielte. Ich ging in die klassisch amerikanisch eingerichtete Küche und sah Neo an dem runden Tisch sitzen. Er trank einen Kaffee. Ohne etwas zu sagen, setzte ich mich auch an den Tisch und gähnte.

"Na Schlafmütze?", begrüßte er mich, nachdem er einen Schluck aus seiner Tasse nahm. "Gut geschlafen?"
Ich nickte und stützte meinen Kopf mit den Händen ab. Die Sonnenstrahlen sonderten heute äußerst viel Wärme ab, was sehr angenehm auf der Haut prickelte. Neo schob mir einen Zettel hin.
"Ist für uns beide, von Shane", erklärte er. Ich las mir diesen Brief aufmerksam durch. Es wurde wieder mit einer verschnörkelten Schrift geschrieben.

Hey,

tut mir echt leid, wegen letzter Nacht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, Marysha so etwas beinahe angetan zu haben. Möglicherweise sollte ich mir Grenzen mit dem Alkohol setzen, damit dies nicht noch einmal vorkommt. Es tut mir auch leid, euch dies schriftlich zu "sagen", aber ich wollte nicht die Autogrammstunde meines Lieblingsautors verpassen. Ich hoffe, dass ihr dafür Verständnis habt, Neo und Mary.

Liebe Grüße

Shane

Nachdem ich den Brief gelesen und beiseite gelegt hatte, stand Neo auf und holte eine weitere Tasse aus dem Wandschrank.

"Was möchtest du trinken, Tee oder Kaffee?"
"Tee. Aber bitte ohne Zucker und Milch."

Er schaltete den Wasserkocher ein und legte einen Teebeutel in die Tasse. Während ich auf meinen Tee wartete, musterte ich Neo ein Bisschen. Dabei fiel mir etwas ein.
"Du. Als ich letztens bei dir war, habe ich gesehen, dass du Tabletten getrunken hast. Ich..."
Er unterbrach mich. "Das willst du lieber nicht wissen. Irgendwann wirst du's aber schon erfahren."

Weiterfragen nützte wohl nichts. Ich seufzte und schmollte. Immer wieder diese Neugierde...

Er stellte vor meiner Nase eine nach schwarzem Tee duftende Tasse hin und wuschelte mir die Haare kurz durch.

"Dein Tee ist fertig. Aber vorsicht, er ist heiß." Er lächelte mich an und setzte sich zu mir. Ehrlich gesagt hatte ich ihn mir anders vorgestellt. Viel mehr wie einer dieser Idioten, die total taktlos und das komplette Gegenteil von Neo sind. Ich nippte vorsichtig an dem immer noch sehr warmen Tee und Neo blickte aus dem Fenster. Er versuchte ein Gespräch aufzubauen.
"Akami ist echt besonders. Eine richtige Frohnatur und Freundin, die man nur selten findet. Außerdem hat sie den ganzen Abend jemanden angegafft."

Ich grinste. "Wahrscheinlich hat sie sich verknallt."
Wir beide hörten, wie die Haustür klackte. Kurz darauf kam Shane in die Küche und machte sich einen Kaffee. Was schmeckte denen daran so gut? Es ist doch einfach nur bitteres Gebräu - trotz Milch und Zucker.

"Hey", sagte er kurz. Neo grüßte ihn ebenfalls mit einem "Hey" und dann war es still.

Nur das Rauschen des Radios und das Surren der Kaffeemaschine war zu hören. Ich blickte zur Wanduhr. Es war längst 15:00 Uhr. Immer noch Schweigen unter allen. Irgendwie erinnerte mich dies an den ersten Schultag hier. Ich erhob mich abrupt von meinem Stuhl.

Die, die mit den Spinnen spielt حيث تعيش القصص. اكتشف الآن