Kapitel 3

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Solange wir auf den Lehrer warteten, fing ich an in mein Notizbuch zu kritzeln und beobachtete dabei aus meinem Blickwinkel die Schüler, die in die Klasse eintraten. Einen kleinen Augenblick später hätte ich meinen Stift zerbrechen können, denn als ich ganz kurz aufsah erblickte ich wieder die Gestalt von vorhin, als ich auf Akami gewartet hatte...

Claude.

Als sich unsere Blicke trafen, wären in einem Comic oder Cartoon wohl Blitze aus unseren Augen gezischt. Danach wendete sie ihren Blick arrogant ab, und ging schnurstracks auf ihren Plateausandalen zu einem der Gruppentische im mittleren Bereich des Klassenraums und setzte sich, während einige der Jungs sie für ihren Glanz und Gloria begafften. Sie merkte dies natürlich und grinste zufrieden. Akami schien das alles nicht zu interessieren, denn sie malte weiterhin in Ihrem Notizbuch rum.

Soweit ich sehen kann, scheint es ein Engel zu werden, sogar ein sehr hübscher Engel mit großen Flügeln und einem Blumenkranz auf dem Kopf.

"Sieht gut aus", sagte ich zu ihr, während ich ihr weiterhin beim Malen zuschaute. Es schien, als ob Akami so sehr in ihre Malerei vertieft war, sodass sie nichts mehr aus ihrer Umwelt mitbekam. Zum Glück saß ich nah am Fenster und konnte so auf den Schulhof hinausschauen. Die Bäume und das Gras sahen saftig grün aus und einige weitere Schüler liefen immer noch über den Schulhof, um ihre Klasse zu finden.

Fünf Minuten später waren alle Sitzplätze in der Klasse gefüllt und darauf kam auch eine Frau herein. Sie hatte etwas dunkel gehaltene, aber grün gefärbte Haare und Bernsteinfarbene Augen. Abgesehen davon trug sie einen legeren Pullover zu einer verwaschenen Jeans. Die Frau setzte sich an den Lehrerpult und öffnete ein Buch, auf dem unsere Klasse drauf stand. Das musste also unser Klassenbuch sein.

"Guten Morgen, liebe Schülerinnen und Schüler. Ich werde eure Klassenlehrerin sein und euch das ganze zehnte Schuljahr über begleiten. Und bitte, nennt mich einfach nur Luzifer, sonst fühle ich mich so alt.", sprach sie und schrieb noch extra ihren Vornamen an die Tafel, damit es auch jeder wusste. So alt war sie, von ihrem Aussehen her, wiederum auch nicht.

"Nun wollen wir die Schulordnung, sowie den Stundenplan durchnehmen. Also, wer liest vor?"

Und somit verbrachten wir eine Doppelstunde damit, die Schulordnung zur Hälfte auswendig zu lernen und den Stundenplan abzuschreiben. Danach war eine kleine Pause von etwa zehn bis fünfzehn Minuten. In dieser führte mich Akami zu einer Eiche auf der Schulwiese, wo sich schon einige hingesetzt hatten und sich unterhielten. Das Aussehen dieser Personen kam mir sehr bekannt vor, sie mussten also aus unserer Klasse sein. Aber mich traf mal wieder der Schlag, als ich dort Claude sitzen sah und bleibt abrupt stehen. Es muss wohl immer jemanden auf der Welt geben, der dich nicht leiden kann...

"Marysha, ist alles ok? Geht's dir gut?"

Akami schaute mich besorgt an.
Ich entgegnete ihr, dass alles okay sei und starrte dabei die ganze Zeit zu Claude hinüber.

"Ach so! Die verzieht sich gleich sofort, wenn ich auch nur in ihrer Nähe bin. Wir waren mal eng befreundet, aber dann begann sie ihren eigenen Weg zu gehen und wir haben uns derbst gestritten. Und seitdem kann sie mich nicht mehr leiden, obwohl ich ihr nie etwas angetan hatte.", erklärte sie und zog mich weiterhin zur Eiche. Wir saßen uns unter ihr hin. Claude erblickte Akami, stand sofort auf und ging in Richtung Sitzbänke. Die Jungs, die sich mit ihr unterhalten hatten, zuckten mit den Schultern und rückten etwas an uns ran. Der Eine mit den Aschblonden Haaren sprach uns an.

"Hey, wollen wir uns unterhalten? Ich bin Shane und der neben mir heißt Neo. Eigentlich ist er der Gesprächige von uns beiden, bloß bei Mädchen hat er's nicht so."

Der sogenannte Neo gab nur ein kurzes "Hey" von sich und salutierte freundlich. Akami gab wie immer ein zuckersüßes Lächeln von sich und begann sofort zu plappern, wie ein Wasserfall.

"Das sind ja echt tolle Namen! Ihr seid doch auch in unserer Klasse nicht wahr? Oh Mann, ist das toll!
Ich glaube wir werden echt viel Spaß miteinander haben. Ah! Wie findet ihr eigentlich unserer Lehrerin und unseren Klassenraum sowie eure Mitschüler? Ich finde alles ganz super! Außerdem, was ist euer Lieblingsfach? Meines ist Kunst, denn dort kann man sich so kreativ austoben..."

Während sie die beiden Jungs mit weiteren Fragen überhäufte hatte ich Zeit mir die beiden genauer anzusehen. Beide sahen echt nicht schlecht aus...

Shane mit seinen offenbar gestylten, kurzen Haaren und seinen graublauen Augen, die ihm die gewisse Coolness verleihen und Neo mit seinem geistesabwesenden, aber dennoch freundlich wirkenden Blick und den leicht strubbeligen haselnussbraunen Haaren...

Warum sind die beiden mir nicht schon früher aufgefallen? Bestimmt wegen Claude und ihrem narrzisstisch angehauchtem Auftreten. Wenn dieses Mädchen mir auch nur eine Bemerkung wegen meiner Augenklappe geben würde, hätte vermutlich ihr letztes Stündlein geschlagen. Sie weiß gar nicht, wie schnell man mich aus der Fassung bringen konnte...

"...heißt du?", hörte ich plötzlich jemanden zu mir sprechen.

Ich blickte nur verdutzt drein. War ich schon wieder so sehr in meinen Gedanken verloren, dass ich nicht mal mitbekam, wie mich die Jungs versuchten anzusprechen?

"Hey, hörst du überhaupt zu? Wir würden gerne deinen Namen wissen.", sagte Neo mit eine ruhigen Unterton.

"Oh, sorry. Mein Name ist Marysha", antwortete ich ihm.

"Na geht doch", sagte Shane.
Er blickte mich leicht genervt an. Vielleicht hatte er es nicht so mit der Geduld...

Shane sprach mich mit einem kalten Blick erneut an.

"Möchtest du dich nun an der Unterhaltung auch beteiligen oder einfach nur still dasitzen?"

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich blickte zu Neo, den es wohl überhaupt nicht interessierte, ob ich da bin oder nicht. Dann breitete sich Stille aus.

Die, die mit den Spinnen spielt Where stories live. Discover now