Kapitel 5

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Nachdem ich meinen Eltern eine SMS gesendet hatte, ging es zu Neo nach Hause. Sein Heimweg dauerte nur ein kleines Bisschen länger als meiner, aber es dafür gingen wir vom Schulgrundstück aus in die andere Richtung der Straße. Jetzt erst fiel mir auf, dass die Häuser hier echt nett aussahen. Die Bewohner schienen ihre Gärten sehr zu pflegen. Als wir in eine Seitenstraße einbogen, gingen wir an einigen Bungalows im modernem Baustil vorbei. Dazwischen befanden sich aber auch kleine Stadtvillen und in einer von denen wohnte Neo. Wir gingen in Richtung Haustür und er schloss sie auf. Er lächelte mich an und sagte, ich solle eintreten.

Ich betrat das Gebäude und betrachtete den Flur. Rechts führte eine steinerne Treppe nach oben. Es sah sehr sauber aus. Die Möbel hier waren aus Kirschenholz und der Geruch eines Raumerfrischers stach mir in die Nase. Neo zog seine Schuhe aus und legte sie auf die Ablage. Ich tat dasselbe und danach führte er mich ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich auf die Couch aus beigem Leder, die mit bestickten Kissen dekoriert war, und stellte meinen Rucksack neben meinen Füßen ab.

Neo verließ den Raum und kam wenige Minuten später mit zwei gefüllten Gläsern zurück und setzte sich neben mich. Er reichte mir ein Glas hin.

"Ich nehme mal an, dass du wegen der Hitze ziemlichen Durst hast."

Und wie! Ich nahm das Glas dankend entgegen und trank es sofort leer.
Es war eisgekühltes Mineralwasser, mehr schmecken tue ich nicht. Immerhin eine Gefahr weniger, aber ich musste trotzdem wachsam bleiben. Nach fünfminütiger Stille fragte ich ihn, was wir heute machen wollen. Er nahm einen großen Schluck von seinem Glas und antwortete danach.

"Hm, gute Frage."
"Ach ja. Mir ist da etwas aufgefallen, Neo. In letzter Zeit verhältst du dich gegenüber mir so nervös. Was ist denn los?"

Er schnappte bei diesen Worten kurz nach Luft.

"Hast du Hunger? Wie wäre es, wenn ich uns etwas bestelle?", stammelte er und zückte sein Handy."Worauf hättest du denn so Lust, Marysha?"

"Ist mir egal. Ich esse das, was du isst", antwortete ich. Er nickte mir bestätigend zu und verließ den Raum, um zu telefonieren.

Ich wusste doch, dass hier irgendetwas gewaltig stank...

Und damit meinte ich nicht den scheußlichen Raumerfrischer, sondern Neos Verhalten. Er kam wieder rein und setzte sich zu mir. Sein Gesichtsausdruck war sehr entspannt.

"Das ist jetzt nur aus Interesse, aber wie findest du Shane? Er hat mir erzählt, dass er jemanden sehr mag. Wen, hat er mir nicht verraten."

Seine Hände zitterten leicht. Für's Pokerface reichen wohl die Skills nicht.

"Und..."
"Und?"

Ich sah zum allererstem Mal, wie er rot im Gesicht wurde. Irgendwie witzig, weil es ungewohnt war, aber diese Neugierde plagte mich so sehr!

"Und es gibt da auch jemanden der.."
Er stoppte und fuhr sich durch die Haare.

"Ach, weißt du was? Ich habe einfach nur Angst, dass er mit der selben Person gehen möchte, mit der ich es will."

Jetzt schaute er mich so an, als ob ich ihn gleich für seine Worte umbringen würde. Vielleicht war auch nur meine Augenklappe an seiner Unsicherheit Schuld. Vielleicht sollte ich sie abnehmen? Gesagt, getan. Ich nahm sie ab und packte sie in die Tasche meiner Jeansshorts. Neo blickte mich verdutzt an und kurz bevor er etwas sagen konnte klingelte es an der Tür. Musste wohl der Lieferant sein. Das ging echt schnell. Ich hoffte, dass der Geruch des Essens den widerlichen Gestank des Raumerfrischers kaschieren würde.

Jetzt mal ehrlich, wie konnte man bloß so viel Chemie tagtäglich einatmen?!

Kurze Zeit später stand Neo am Türrahmen und bat mich darum, ihm zu folgen. Es ging offensichtlich in die Küche, welche modern ausgestattet war. Seine Eltern verdienten wohl eine Menge Geld oder hatten ordentlich gespart. Wir setzten uns an den Esstisch und Neo packte das Essen aus.

Die, die mit den Spinnen spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt