Kapitel 4 - Standpauken

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In den nächsten Wochen konzentrierte ich mich zusammen mit Silha und Mal mehr auf die Schule. Besonders nachdem ich meine Tests zurück bekommen hatte, war mir bewusst geworden, dass das unbedingt nötig war. Besonders in Mathe. Ich hatte, wie erwartet, eine sechs bekommen. Doch das konnte ich mir jetzt nicht mehr leisten. Ich büffelte also viel und tatsächlich besserten sich meine Noten langsam. Außer in Mathe. Mr. Jeek, mein Mathelehrer, schlug mir vor, dass er eine Schülerin aus der elften oder zwölften Klassen finden würde, die geeignet war, mir Nachhilfe zu geben und ich stimmte zu. Die Lehrer hatten da ein bestimmtes Konzept.

Yu und Assy verbrachten ihre Zeit meist zu zweit und wenn nicht zu zweit, dann mit uns anderen. Essami hatte sich von uns abgewandt. Das hatte die anderen gewundert, doch meine Erklärung „Sie kann sich besser konzentrieren, wenn sie alleine lernt und sie lernt im Moment durchgehend." hatte ihnen gereicht. Zumindest so lange, bis die zweite Testphase zuende war und die Osterferien begannen.

„Kommt Ess heute auch zu Mrs. Junn?", fragte Assy und schub ihre Hand in eine von Yus hinteren Hosentaschen, als diese ihr den Arm um die Schulter legte. Ich schüttelte stumm den Kopf. Silha sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. „Ist alles okay? Sie redet nicht mehr mit uns und jetzt wo wir weniger lernen müssen, ignoriert sie uns weiterhin." Ich zuckte nur die Achseln. Yu und Assy sahen sich verwundert an und Mal fragte: „Ti, sag schon. Was ist los?" Ich sah auf. Wir waren gerade auf dem Weg zu Mrs. Junn's Imbissrestaurant und es wäre eigentlich ein guter Zeitpunkt ihnen alles zu sagen. Aber ich konnte nicht. Essami hatte nur mir gesagt, dass sie lebisch ist, anstatt einen Zeitpunkt abzuwarten, an dem alle zusammen sind. Vielleicht wollte sie nicht, dass die anderen es erfuhren. Gerade wollte ich den Mund öffnen wollte, um eine Ausrede zu erfinden, da rief Yu: „Hey! Ess! Komm doch her."

Mein Kopf fuhr sofort herum. Essami leif auf der anderen Straßenseite und als sie Yu hatte rufen hören, blickte sie überrascht auf. Auch die anderen winkten sie zu uns rüber. Nur ich stand stocksteif da und vergrub meine Hände in den Hosentaschen, wo ich meine Fingernägel in den Stoff bohrte.

Unsicher kam Essami herüber.

„Wieso machst du nichts mehr mit uns?", fragte Silha. Essami sah sie überrascht an. „Wollt ihr das denn jetzt noch?" Mal runzelte die Stirn. „Warum sollten wir das denn nicht wollen?" Essami sah mich durchdringend an und ich starrte zurück. „Du hast es ihnen nicht gesagt?", fragte sie überrascht, aber fest und fast schon gelassen. Das versetzte mir aus irgendeinem Grund einen Stich. Wieso nahm sie das alles so locker hin, wenn es mich doch so fertig machte?! „It's not my secret to tell.", knurrte ich als Antwort. Essami sah mich stumm an. "Was ist hier los?", fragte Yu und blickte uns streng an.

Essami hob den Kopf und sah die anderen stur an. „Ich bin lesbisch. Ich habe es Ti erzählt. Nach einer Weise wurde es komisch zwischen uns. Ich hab es falsch gedeutet und küsste sie. Seitdem meidet sie mich und ich sie. Ich dachte sie hätte es euch erzählt und ihr würdet nichts mehr mit mir zu tun haben wollen."

Yu und Assy sahen sie sprachlos an. Beiden sprangen los und umarmten sie. „Willkommen im Team Lesbo.", quieckten sie. Essami war so überrascht, dass die Wucht der Umarmung sie fast umwarf. Mal grinste. „Jeder deutet mal einige Zeichen falsch. Und nein. Sie hat uns nur gesagt, dass du dich besser konzentrieren kannst, wenn du alleine lernst. Also haben wir dich in Ruhe gelassen. Aber jetzt wo Testphase zwei zuende ist, haben wir erwartet, dass du sofort zurück kommst. Wir haben uns schon gewundert, warum du es nicht getan hast. Willkommen zurück also."

Essami nickte ihr dankbar lächelnd zu. Ich hielt mich abseits. Silha starrte Essami wütend an. „Warum hast du Ti nicht einfach gefragt, anstatt gleich körperlich vorzugehen? Ich hätte dich auch gemieden. Jeder hätte das!" Ohne auf eine Antwort zu warten, packte sie mich am Arm und zog mich weg von den anderen, die uns überrascht nachsahen und dann langsam folgten.

Crazy LovebondsWhere stories live. Discover now