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Mit einem seufzen schaue ich auf die Akte vor mir. Seit Stunden sitze ich an dem Fall, inzwischen ist es schon 8 Uhr abends. Leider ist auch das normal geworden, manchmal bin ich lieber im Büro als zu Hause. Mein Blick fliegt auf die Tür zum Büro meiner Kollegin. Anya könnte um die Zeit schon zu Hause sein, aber einen Versuch ist es wert. Ich stehe auf und reibe mir die Stirn, während ich zur Tür gehe. Ich spüre die Spannung in meinen Schultern und verziehe das Gesicht. Ohne zu klopfen, weil es bei uns nicht üblich ist, schiebe ich die Tür auf.

„Anya, ich habe eine Frage zu-" mein Atem stockt.

Vor mir ist Anya, mit dem Rücken gegen ihren Schreibtisch gedrückt, vor ihr Clarke. Die beiden küssen sich innig. Als die Tür ganz auffliegt, reißen sie sich voneinander los.

„Gott Lexa! Was machst du noch hier?!" Anya lässt eine Hand auf ihre Brust fallen und atmet tief durch, die andere schlingt sich um Clarke's Hüfte.

Mein Herzschlag steigt, als die schöne Blonde mir in die Augen schaut und lächelt.

„Sorry, ich wollte nur was fragen. Kann bis morgen warten." Ich zwinkere Clarke noch einmal zu, bevor ich den Raum verlasse.

Auf wackeligen Beinen schaffe ich es zurück auf meinen Stuhl. Ich knalle die Akte auf den Tisch und mache dann leise das Radio an, da ich nicht hören möchte, was neben mir im Büro noch so passiert. Ich lege meinen Kopf in meine Hände und atme tief durch. Jedes Mal hat Clarke diesen Effekt auf mich, sie lässt mein Gehirn halb aussetzen. Jedes Mal steigt mein Herzschlag, meine Beine geben nach. Ich kannte dieses Gefühl nie, aber seit ich sie das erste Mal gesehen habe, geht es mir so. Sie und Anya sind inzwischen fast seit einem Jahr zusammen. Anya und ich kennen uns dagegen schon unser ganzes Leben lang, wir sind beste Freunde seit der Grundschule. Ich habe ihr nichts von meinen Gefühlen zu Clarke erzählt, das würde alles nur unnötig kompliziert machen.

Da ich definitiv nicht in der Stimmung bin, weiter zu arbeiten, packe ich meine Sachen und gehe aus dem Zimmer. Auf dem Gang kommt mir niemand entgegen, wie auch um diese Uhrzeit. Als ich im Aufzug ankomme, richte ich meinen Anzug und meine Krawatte im Spiegel. Es war schon immer ein Tick von mir, Anzüge zu tragen und jetzt wo ich neben Anya im Vorstand eines großen Unternehmens bin, zweifelt das auch keiner an. Ich grinse beim Gedanken an die Eltern von Anya und mir, als wir das erste Mal mit Anzügen vor ihnen standen, bei unserem Abschlussball. Natürlich passt dies auch besser zu mir, denn ich bin nicht wie andere Frauen geboren, nein ich bin mit einem Penis geboren worden. Erst hatte ich Probleme damit, aber inzwischen komme ich gut damit klar. Alle meine Freunde wissen es und haben es ohne Probleme akzeptiert. Die Türen gehen auf und reißen mich aus meinen Gedanken. Ich gehe durch die große Lobby und grüße noch den Sicherheitsmann, bevor ich nach draußen trete. Mir fliegt die warme Sommerluft entgegen, sofort entspannen sich meine Schultern etwas mehr, die Spannung des Tages fällt von mir ab.

„Na, auch hier?" ich drehe mich so schnell um, dass ich fast alles fallen lasse.

„Clarke?"

„Ja, gut geraten." Sie grinst mich an und zieht ihr Kleid zu recht. „Nimm mich mit, Anya muss noch telefonieren." Ohne mir eine Wahl zu lassen, harkt sie sich bei mir ein und geht los.


„Na klar, Prinzessin." Dafür bekomme ich einen leichten Schlag in den Bauch, welchen ich allerdings kaum spüre.

Es fing schon früh an mit diesem Spitznamen, Clarke hat ihn immer gehasst, aber genau deshalb nenne ich sie weiterhin so. An meinem schwarzen Audi R8 [ ;) ] angekommen, halte ich ihr die Tür auf. Sie rollt mit den Augen über diese Geste, aber grinst gleichzeitig. Als ich um das Auto gehe, atme ich tief durch. Wie schafft sie es nur jedes Mal, mich so durcheinander zu bringen. Im Auto angekommen rieche ich überall Clarke, was das Ganze nicht einfacher macht.

Love is strength - AlternativeWhere stories live. Discover now