1. Kapitel - Glück im Unglück

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•Lexa Woods•

Wie man weiß, sind es die kleinsten Dinge die ein Leben verändern können. In einem kurzen Moment kann sich zufällig etwas ereignen. Gerade wenn du es am wenigsten erwartest bringt es dich auf einen Weg, den du nie einschlagen wolltest. In eine Zukunft, die du dir nie hättest vorstellen können. Wo es dich hinführen wird, dass ist die Reise unseres Lebens. Unsere Suche nach dem Licht. Doch manchmal musst du um dieses Licht zu finden durch die finsterste Dunkelheit. Zumindest... war's bei mir so...

3 Jahre zuvor im Irak

"Sicherheitsteam einsatzbereit, Woods." flüsterte mir mein Kamerad von der Seite zu. "Vorwärts." gab ich zurück und wir machten uns auf den Weg in das zu stürmende Gebäude. 

Es war finster und die Taschenlampen baten nicht genug Licht um den ganzen Raum aus zu leuchten. Es lag eine tiefe Stille um uns und lediglich unsere schweren Schritte auf dem staubigen Boden waren zu hören. Wir brachen die Tür zum nächsten Raum ein und plötzlich wurde diese Stille durch laute Schreie ersetzt. Zivilisten befanden sich in dem Raum und auch in den nächsten 2 Räumen fanden wir welche. Wir sicherten den Bereich und gingen weiter. Es fand sich wieder diese Stille um uns ein und der Gang schien endlos bis zum nächsten Raum. Plötzlich hörten wir Schritte aus dem rechten Gang kommen, der unseren kreuzt und stießen auf einen zweiten Trupp unseres Teams. 

"Bitte geben sie durch, dass wir mit dem 3. Plato zusammen stoßen, sonst erschießen wir uns noch gegenseitig." befiel der Sergeant sofort einem seiner Männer. "Jawohl, Sergeant Wells." gab der Mann von sich und ich war etwas verwundert. "Wells?" fragte ich nach und er nickte mir zu. Doch bevor er ein Wort sagen konnte wurden wir beschossen. Die Schüsse kamen von allen Seiten und wir versuchten so gut es ging dagegen an zu kommen. Einer Wells Männer wurde verletzt und er half ihm sofort, obwohl Rückzug befohlen wurde. Ich drehte mich um und schrie ihm zu das er dort sofort weg muss, doch es war zu spät. Ein Mann kam um die Ecke und durchlöcherte Wells mit mehreren Schüssen und er fiel zu Boden. In diesem Moment schien alles um mich rum in Zeitlupe ab zu laufen, die Schüsse waren nur noch dumpf zu hören und jegliche Reaktion schien bei mir ausgestellt zu sein. Ich wurde von jemanden meiner Leute weg gerissen, doch ich stieß diese Person weg und richtete meine Waffe auf den Mann der Wells umgebracht hat. Ich tötete ihn mit nur einem Schuss und mein Trupp verweigerte den Rückzug ebenfalls. Wir haben das ganze Gelände gesichert, doch der Name Wells schallte immer noch in meinem Kopf. 

Am nächsten Tag

Wir warteten immer noch am Einsatzpunkt darauf von den Helikoptern abgeholt zu werden. Gerade wurde mir durchgegeben das sie in 20 Minuten da sein würden, da sah ich etwas schimmerndes auf dem Boden zwischen den vielen Trümmerteilen. Ich ging langsam hin und erkannte das es ein Stück Papier war. Ich hielt es hoch und drehte es um. Auf der Vorderseite war eine Frau zu sehen. Sie hatte blonde, lockige Haare und ein riesiges Lächeln auf den Lippen. Ich wischte den Staub so gut es ging von dem Foto und musste bei dem Anblick etwas schmunzeln. Im Hintergrund war ein Leuchtturm zu sehen und sie saß auf einer Reling. Ich steckte es in die Tasche und wollte gerade zurück zu meinem Wachplatz gehen, da explodierte plötzlich alles vor mir. Genau an dem Platz, wo ich eigentlich hätte Wache halten sollen, ging alles hoch und das einzige was mir durch den Kopf ging als ich zu Boden fiel, war dieses Foto. Wegen diesem Foto bin ich gerade noch am Leben. Ich schloss meine Augen und als ich wach wurde lag ich in einem Zelt.

"Woods, Genau an dem Punkt wo sie Wache gehalten haben ist eine Mörsergranate hoch gegangen... die 3 anderen haben es leider nicht geschafft." erklärte mir Sergeant Hail, doch ich blieb still und schaute durch ihn durch. "Wir haben dieses Bild in deiner Tasche gefunden..." sagte er und hielt mir das Bild von der Blondine hin. Sofort fiel mein Blick auf das Bild und ich nahm es ihm langsam ab. "Ich hab gesehen wie du es aufgehoben hast. Anscheinend hat es dir dein Leben gerettet, Woods." sagte er und ließ mich alleine. Ja, vielleicht war es wahr. Vielleicht hat mir dieses Bild das Leben gerettet und wenn ich hier wirklich lebend raus kommen sollte, möchte ich dieser Frau dafür danken. Ich drehte das Bild um und fand etwas geschriebenes vor. "Keep Safe x." stand dort und ich fühlte wie mein Herz etwas schwerer wurde. Dieses Foto sollte jemanden anderen Glück bringen und nicht mir, aber vielleicht war es einfach Schicksal, dass ich es finde.

3 Jahre später

Heute ist der Tag wo ich entlassen wurde. Ich habe meine Dienste geleistet und kann nun erstmal nachhause fahren. Ich saß am Bahnhof und erschrak bei jedem eindringlichen Geräusch, sei es ein Zug der abfährt oder ein Kind, dass etwas fallen ließ. Ob ich das Bild noch besitze? Natürlich. Es hat mich weiterhin beschützt und ich bin dieser Frau endlos dankbar dafür. 

Als ich die Straße zu dem Haus meiner Schwester entlang ging war es etwas komisch plötzlich wieder hier zu sein, wo alles friedlich ist. Hier spielen Kinder auf der Straße, Vögel zwitschern und Omis und Opis machen ihren Spaziergang. Im Irak gab es sowas nicht. Man musste jeden Tag ums Überleben kämpfen.

Ich kam an dem Haus an und sofort kam mir mein Hund entgegen gelaufen. Mir fiel sofort ein Lächeln auf die Lippen bei dem Anblick meines Hundes. Ich empfing ihn mit offenen Armen und er quietschte die ganze Zeit vor Freude. "Hey, wie geht es dir mein Großer!" redete ich auf ihn ein mit dem immer noch riesigen Lächeln auf meinen Lippen. Ich nahm ihn in den Arm und flüsterte ihm zu. "Ich hab dich vermisst, Zeus." Meine Schwester Anya hat derweil auf ihn aufgepasst und da ich keine Wohnung habe, kann ich erstmal bei ihr unterkommen. 

Meine Schwester war froh mich heil wieder zu sehen, doch ihre Söhne hatten etwas angst. Sie kannten mich noch nicht wirklich und ich war kein Mensch der viel lacht oder viel redet. Diese Zeit hat mich sehr verändert und es fällt mir schwer darüber zu reden. "Kann ich mein Zimmer wieder haben?" wurde Anya von ihrem einen Sohn gefragt. Sie gab mir einen 'tut mir leid' Blick und ich aß in Stille meinen Salat weiter. "Wir wollen doch, dass Tante Lexa es hier gut hat, oder? Du wirst das schon aushalten." sagte sie und mir wurde etwas komisch, als ich meinen Vornamen nach so langer Zeit wieder hörte.  

Als wir gerade beim Abwaschen waren, fragte mich meine Schwester etwas aus. "Und wie war es dort so?" fragte sie einfühlsam. "Es war... anders." antwortete ich und konzentrierte mich ganz auf den Teller in meiner Hand. "Lex... es macht mich fertig dich so zu sehen.." sagte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln und sie drückte meine Schulter leicht. Plötzlich hörte ich einen Schuss und mir fiel der Teller aus der Hand. Ich zuckte zusammen, doch dann sah ich das ihre beiden Söhne an der Konsole ein Spiel spielten. "Hey, alles ist okay." sagte Anya und kam sofort an meine Seite. Die Jungs sahen mich an, als wäre ich komplett bescheuert... ich befreite mich energisch von Anyas Griff, ging in mein vorübergehendes Zimmer und setzte mich an den Laptop. Ich wollte dort nicht bleiben, mein Ziel ist es... diese Frau zu finden, die mein Leben mehrere male beschützt hat. Also suchte ich und fand den Leuchtturm im Internet in einem Zeitungsartikel. Ich nahm Zeus und machte mich auf den Weg diesen Leuchtturm ... dieses Mädchen zu finden. Meiner Schwester hinterließ ich eine Videonachricht in der ich die Umstände beschrieb. In diesem Moment ist mir nichts wichtiger, als dieses Mädchen zu finden. 

The Lucky One ~ CLEXAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt