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Ich starre ihm einfach hinterher. Solange bis ich seinen Rücken in der Menge aus den Augen verliere.

Und es fühlt sich an wie Stunden.

"Okeeeeeey, willst du mir vielleicht etwas erzählen, Lari?"

"Nein."

Und damit schnappe ich mir Kate's Arm und ziehe sie mit mir mit, in die Richtung des Parkhaus'. Sie nörgelt zwar rum, dass ihr Arm gleich abfällt und sie nicht mehr kann, da die Tüten so schwer sind, doch ich ignoriere sie. Genau so, wie ich auch während der Fahrt ihre Durchlöcherei ignoriere.

Ich meine, was soll ich ihr auch schon sagen?

Dass ich ihm abends an einer Bushaltestelle begegnet bin und er mich erst zur Weißglut gebracht hat, um mich danach wieder mit Komplimenten zu erweichen? Dass ich, außer seinem Namen und seiner Leidenschaft zur Musik und zum Tanzen seiner Kultur, keine Ahnung habe, wer er überhaupt wirklich ist und was er macht?

Anderseits ist das wirklich so wichtig?

Auch wenn ich kaum etwas über ihn kenne, fühle ich mich wohl und nicht befremdet. Ich sollte mehr Misstrauen haben, aber ich habe es nicht. Stattdessen macht er mich sprachlos und ich kann meine Gefühle und meinen Körper nicht kontrollieren.

Aber mal ehrlich, wer könnte das schon?

Er sieht gut aus, hat eine gewisse Charme und weiß bestimmt, was er bei Frauen auslöst.

"Ich würde gerne all deine Zeit beanspruchen, Lara."

Ich erschaudere, als ich an seine Stimme und seiner kurzen Nähe denken muss.

Ich will ihm so sehr glauben, denn ich weiß, dass seine Worte etwas in mir ausgelöst haben, was mir Angst macht. Doch ich bin mir sicher, dass er diesen Satz wahrscheinlich schon tausende Male über seine Lippen gebracht hat, um bei naiven Frauen anzukommen.

Wie gesagt, ich kann ihm nicht einfach vertrauen.

Kate wirft mir einen merkwürdigen Blick zu, als sie vor unserem riesen Haus hält.

"Ich habe zwar keine Ahnung, was sich in deinem kleinen Hirn abspielt, aber dieses Lächeln habe ich schon lange nicht mehr in deinem Gesicht gesehen."

"Kate!"

Ich schlage ihr auf die Schulter und sie lacht. So auffällig habe ich gar nicht gelächelt.

"Ich meine ja nur. Vergraul ihn nicht und schnapp ihn dir. Du brauchst wieder etwas mehr Liebe und Zuneigung in deinem Leben. Und nun husch! Ich muss mich noch fertig machen!"

Und damit steige ich aus und denke über ihre Worte nach. Es stimmt, ich war lange nicht mehr verliebt, aber nur, weil der Richtige nie gekommen ist oder ich mich auch nicht wirklich mit ihm beschäftigt habe.

Sollte sich das nur wegen Rahul ändern?

Ich kenne ja nicht mal seine Absichten! Und außerdem war dies wieder eine spontane und überraschende Begegnung. Vielleicht treffe ich ihn erst wieder in einem halben Jahr oder gar nicht. Plötzlich wünschte ich mir, er hätte mich nach meiner Nummer gefragt.

Ich öffne unsere Haustür und betrete die Küche. Der Geruch von traditionellem Lammfleisch mit gerösteten Kartoffen und Minzsauce steigt mir in die Nase.

Ich runzele meine Stirn.

So traditionell englisch kocht Sarah an besonderen Anlässen oder wenn Vater wieder hochmotiviert drauf ist.

"Lauf, Lara! So lange du noch kannst!"

Will kommt in die Küche gestürmt und sieht mich panisch an. Ich verdrehe die Augen.

Just trust me | Sharukh khanWhere stories live. Discover now