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„Na, liebe Lealy, da staunst du aber, nicht wahr? Ich wusste von Anfang an, dass du Schuld daran warst, dass mein armer Ehemann gestorben bist, denn du bist echt eine miserable Schauspielerin und nun wirst du deine gerechte Strafe erhalten, darauf kannst du dich gefasst machen. Männer, nehmt sie mit und sperrt sie ein, morgen wir dann alles besprochen, wann, wo und wie." Ich fing an, zu jaulen und meine Krallen in die Erde zu bohren und mich ein paar Schritte zur Seite zu schleifen, während ich versuchte, meinen Hals zu drehen und somit aus der Schlaufe zu entkommen,  mit der sie mich gefangen hatten, doch vergebens, ich war gefangen, sie hatten mich in ihrer Gewalt, ich konnte nichts tun. Es schmerzte sehr, denn der Mann, der mich hielt, zog die Schlaufe mit jedem Schritt, den ich nach hinten machte, ein Stück enger zu, sodass ich schon bald unter Atemnot litt. Ich sackte resigniert und voller Panik auf dem schlammigen Boden zusammen und sah Margaery zähnefletschend, knurrend und mit so viel Hass, wie ich aufbringen konnte, an. Sie war für mich gestorben, denn sie hatte mich verraten. „Na, dann komm mal mit, kleiner Wolf, wir bringen dich schön in deine Hundehütte!", lachte der Mann gehässig und fing an, mich hinter ihm herzuziehen. Ich konnte nichts machen und musste ihm folgen.

Als ich in meine Zelle gesperrt wurde, wurde hinter mir die Tür geschlossen und ein paar Bretter und Sicherheitsschlösser angebracht. Als ob ich es schaffen könnte, von hier zu entkommen, ich war viel zu schwach und außerdem kam ich mit den Fähigkeiten meines Wolfkörpers noch nicht wirklich so zurecht. Die Angst, die meine Brust beinahe komplett zuschnürte, trug natürlich auch nicht dazu bei, dass ich mich besser wehren hätte können. Ich hatte Angst, solche Angst und vor allem Sehnsucht nach Jojen, nach seiner Art und seinen Augen und seinem Geruch. Es war wenigstens etwas, dass er mich so nicht erleben musste, ein Häufchen Elend, das nur noch auf seine Hinrichtung wartete und sonst nichts mehr tun konnte. So war ich auch, es hatte alles keinen Sinn mehr, ich konnte nur noch warten und hoffen, dass ich bis dahin nicht vollkommen durchdrehen würde. Alles war verloren, das wusste ich. Ich liebte Jojen über alles auf der Welt und der Gedanke, dass ich ihn nie wieder sehen könnte, raubte mir den letzten Nerv und zerriss mich fast, ich konnte es einfach nicht fassen. Es war, als würde man mir einen riesigen, vergifteten Pfeil in den Schädel bohren, dass er meine Nerven traf und somit diese Schmerzen in meinem ganzen Körper vetreilte. Ich lief panisch im Kreis, jagte meinen buschigen Schwanz, da ich sonst nichts zu tun hatte und sonst noch mehr durchdrehen würde, als ich es sowieso schon tat. Ich hasste es! Wenn ich im Himmel landen würde, würde ich immer über Jojen wachen. Das würde ich immer tun, nichts anderes würde ich mehr machen. Hoffentlich würde ich überhaupt im Himmel landen, ich hoffte bei allem, was mir wichtig war, dass Gott wenigstens wissen würde, dass ich unschuldig war und er mich somit nicht verurteilen würde, dass ich getötet wurde, nur weil Margaery eine Horrorkreatur war. „Na, kleiner Wolf, schiebst du schön Panik?" Panisch zuckte ich zusammen und riss meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich traute meinen Ohren nicht, das war doch gar nicht möglich, dass Margaery Tyrell die ganze Zeit schon hier gewesen war und mich beobachtet hatte, wie ich an meiner Panik fast gestorben war. Was erlaubte sie sich, weidete sie sich etwa an meinem psychischen Schmerz und meiner Angst? Niemals hätte ich gedacht, dass sie so böse und widerwärtig sein konnte. Ich erinnerte mich an einen Tag, an dem Jojen einmal etwas davon erzählt hatte, dass er Margaery nicht richtig einschätzen könne und ich bei ihr lieber aufpassen solle. Er hatte gemerkt, dass ich es nicht wirklich verstand, was er meinte, da sie meine Freundin war und hatte es dann auf sich beruhen lassen, da sie meine Freundin war, doch jetzt wurde es mir klar. Er hatte es zwar nicht gewusst, aber geahnt, dass Magarey eine andere Person war, als die, für die sie sich die ganze Zeit ausgegeben hatte. „Vermisst du schon deinen kleinen Jojen? Du tust mir im Moment irgendwie gar nicht leid, aber eines frage ich mich gerade: Wie ist es denn, sein Haustier so sehr auszunutzen, wie du es tust? Ich frage mich, ob dir dein Tier nicht leid tut, schließlich berauben du und Jojen es seinem ganzen Leben! Erst die ganze Zeit, auf dem Weg von Rosengarten nach Königsmund, als Jojen sich in Winter versteckt hatte und nun du. Dachtest du etwa, ich hätte dich nicht durchschaut: Erst das deprimierte Mädchen spielen, das seinen Freund verlassen musste, da sein Freund nicht mitdurfte und vor lauter Trauer fast nichts mehr machte und dann von einer Sekunde auf die andere wieder bei bester Laune sein und mit seinem Schattenwolf kuscheln, als hätte man ihn seit mehreren Jahren nicht gesehen. Und dann die Zeit, als du bewusstlos warst, auf einmal hatte sich eine Ratte zu Jojen geschlichen, sich genau ihn ausgesucht und dann stundenlang auf seiner Brust geschlafen und ihn wie ein Beschützer betrachtet. Und nun, da es brenzlig für dich wurde, wurdest du auf einmal wieder ohnmächtig, ich kann dir eines sagen: Auffälliger hättest du nicht mehr verhalten können! Ich kann dir eines sagen, wir wollen dich zwar in deinem echten Körper hinrichten, doch das heißt auch nicht, dass Winter verschont wird. Wir haben die besten Mittel, wir könne dir einfach ein paar Tropfen einer Flüssigkeit einflößen und schon wirst du dich, ohne, dass du dich wehren kannst zurückverwandeln. Und damit es auch schön spaßig ist und du uns nicht zu viel Ärger bereitest, haben wir sogar ein kleines Druckmittel für dich: Wenn du schön mitspielst und alles tust, was wir dir sagen, dann wird Jojen nichts geschehen. Doch wirst du dich gegen uns stellen und wir müssen dich zu den Sachen zwingen, dann wird er zusammen mit dir hingerichtet werden. Es ist deine Entscheidung, ob du das Leben deines Freundes retten willst!"

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Where stories live. Discover now