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Jon und ich wippten nervös mit unseren Beinen, während der König, seine Familie und ein Teil der Gefolgschaft eintraf. Es war mucksmäuschenstill, jeder achtete den König und wartete, dass der das Wort erhob. „Ned, alter Kumpel, schön dich zu sehen. Ich freue mich, endlich wieder auf Winterfell zu sein. Und deine Kinder, sind die nicht groß geworden. Joffrey", er schnipste mit dem Finger und sein ältester Sohn, ein Junge mit blonden Haaren, trat neben ihn, „das hier ist Lady Sansa. Wie findest du sie, sie ist Ned Starks Tochter?" Bei diesem Satz klinkte ich mich aus. Ich hatte keinerlei Bedürfnis, irgendwelchem königlichem Tratsch zuzuhören und Sansa könnte mir heute Abend immer noch eine Zusammenfassung geben. Mich interessierten lediglich die wichtigen Fakten. Mittlerweile hatte sich die Anspannung gelegt, alle tratschten miteinander und Catelyn, Eddards Frau, war auch schon mit der Königin, Cersei, in eine Konversation vertieft. Ich saß einfach da und wartete darauf, dass etwas Spannendes passierte. Etwas Anderes blieb mir gar nicht übrig, doch schon bald setzen sich alle auf ihr Plätze und der König erhob sich, um seine Rede zu halten. Juhu, ein endloses Geschwafel über irgendwelche Regeln, die sowieso niemanden interessierten. Robert hatte die Angewohnheit, dass er anfing, darüber zu erzählen, dass er ein viel besser König war als der 'Verrückte König' der Targaryens. Er war vor ihm König gewesen, aber er musste wohl nicht wirklich bei Sinnen gewesen sein. Manchmal war ich mir da bei Robert auch nicht so sicher, denn der König hatte die Angewohnheit, ständig zu trinken und dann aus Trunkenheit auch mal manche Wörter zu sagen, die er nüchtern wohl nicht hervorbringen würde. Er erhob sich und in genau diese Sekunde hob sein Sohn, Joffrey, die Hand. „Vater, du kannst die Rede nicht beginnen, so lange dieser Abschaum hier unter uns ist." Er deutete provokativ auf Jon und mich. Unsere Blicke begegneten sich und ich konnte seine Arroganz und seine Gewissheit der Überlegenheit darin erkennen. Ich hasste ihn! Er sollte sterben! „Die Bastarde müssen verschwinden!" Robert sah seinen Sohn erst misstrauisch an und dann Eddard, doch er sagte nichts zu unserer Verteidigung. „Dann müssen sie gehen. Laely und Jon Schnee, verlasst die Halle und begebt euch in den Hof!", befahl der König. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste gehen. Man durfte den Befehl des Königs niemals verweigern. Jon strich sich seine schwarzen Locken hinter das Ohr und zusammen verließen wir den Raum, während sich die Blicke der anderen in unsere Rücken bohrten. Wir liefen direkt raus und zu unseren Schattenwölfen. Sie hatten wir noch nicht so lange, doch Jon und mir waren sie schon total ans Herz gewachsen. Jons Schattenwolf war rein weiß und hieß Geist, ich liebte diesen Wolf einfach. Mein kleiner Wolf war einfach so süß. Ich hatte sie so ins Herz geschlossen und sie half mir immer, wenn ich traurig war, da mich mal wieder jemand als Bastard bezeichnet hatte. Jetzt setzte ich mich die Stufen, die bis in den Gang hochführten, als Winter ihren Kopf auf meinen Schoß legte. Sie hatte helles, cremefarbenes Fell, das ich besonder hübsch an ihr fand, ich hatte sie benannt, als ich mich mal wieder mit der Devise der Starks auseinandergesetzt hatte. Sie sah mich aus ihren Augen an und ich kraulte ihr Fell. Winter spürte genau, dass etwas nicht in Ordnung war. „Warum tut Joffrey das?", klagte ich. Jon setzte sich neben mich und Geist legte sich vor uns aus den Boden.  „Ich weiß es nicht, Laely. Er ist der Prinz und hat wohl seine Prinzipien und bei seinen Plänen dürfen wir wohl nicht teilhaben. Du bist noch jung und glaube mir, wenn du älter wirst, wird es auch nicht besser. Jetzt gehst du vielleicht noch als Kind durch, doch später bist du einfach nur ein dreckiger Bastard. Es ist schwer, aber man muss es akzeptieren, sonst zerbricht man da eines Tages dran und das kann ich nicht mit ansehen. Du bist ein toller Mensch, wie du bist und niemand kann etwas für seine Abstammung. Es zählt, was für ein Mensch du nun bist und du bist meine Schwester und ich liebe dich so wie du bist. Versprich mir, dass du dich wegen niemandem veränderst, ok?" Jons Worte hatten mich wirklich berührt, seit ich lebte war noch nie jemand so ehrlich zu mir gewesen, noch nie hatte mir jemand so gezeigt, dass er mich schätzte. Jon war so ein liebenswürdiger Mensch und dafür, dass Joffrey ihn so verachtete, würde ich ihm am liebsten etwas ganz schlimmes antun. Meine Gedanken darüber wollte ich aber lieber nicht vertiefen, denn wie schon erwähnt, musste man äußerst vorsichtig sein, was man sagte oder tat. „Ich habe dich lieb, Jon", sagte ich und lehnte mich an ihn. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab und verharrte in dieser Position. Wir ließen uns von der Sonne warmen, meine Hand hatte ich im Fell von Winter vergraben, ich strich durch ihr helles Fell und genoss die Wärme der Sonne. „Ich habe dich auch lieb", sagte Jon. Seine Locken kitzelten mich, als ein kleiner Windstoß dafür sorgte, dass sie sich bewegten. Ich beneidete ihm um seine Locken, früher hatte ich mir immer überlegt, sie irgendwie abzuschneiden und sie mir anzukleben. Aber da seine Haare pechschwarz waren, wäre das aufgefallen. Jon und ich ruhten uns noch eine Weile aus, bis auf einmal jemand vor uns auftauchte. Ich erkannte erst nur die Schuhe und wusste somit nicht, wer es war, doch als ich die Stimme vernahm, blickte ich schnell auf. „Jon. Lealy." Eddard hatte sich vor uns gestellt. Die Versammlung war wohl zu Ende. „Was gibt es wichtiges?", fragte Jon und scheuchte Geist auf, damit sein Vater sich zu uns setzen konnte. „Joffey wird heiraten. Und zwar Sansa." Hatte er das wirklich gerade gesagt? Ich hatte da Gefühl, mich verhört zu haben. Seine naive Tochter sollte mit diesem verrückten Typ zusammenkommen? Ich konnte mir vorstellen, dass Joffrey, wenn er mal König war, wenn Robert das Zeitliche gesegnet hatte, ein richtiger Psychopath werden konnte. Sansa konnte das doch niemals durchstehen. Doch als ich Eddard ansah, erkannte ich, dass das noch nicht alles war, es gab noch eine schlechte Nachricht und ich konnte seinem Blick ansehen, dass sie entweder Jon oder mich betreffen würde. „Der König hat ein Bündnis mit den Tyrells von Rosengarten und ich als rechte Hand bin verpflichtet, meinen Beitrag zu leisten. Ich muss zwei Leute nach Rosengarten schicken: Lealy, du wirst uns verlassen müssen und", Ned schluckte, „der Reed-Junge. Jojen."

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Where stories live. Discover now