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„Margaery, ich bin kurz ein wenig draußen. Bin gleich wieder da!", rief ich fröhlich, während ich mich aus der Burg hinaus begab und nach draußen steuerte. „Kein Problem, bis gleich und viel Spaß. Grüße Jojen von mir!", lachte sie verschmitzt. Margaery war wie eine Schwester für mich, meine Seelenverwandte. Seit ich vor drei Jahren hier nach Rosengarten verfrachtet wurde, war so viel passiert. Ich hatte Angst gehabt, meine Familie, die Starks, zu verlassen und hier zu sein, da ich von der Familie Tyrell, die hier herrschte, niemanden kannte. Doch schon bald hatte ich gelernt, dass ich es akzeptieren musste, dass ich nicht mehr nach Winterfell zurückkehren konnte. Ich vermisste meine Familie so sehr, vor allem Jon. Anfangs hatten wir noch regelmäßig Briefe geschrieben, doch in einem hatte er mir eines Tages mitgeteilt, dass wir nicht länger schreiben konnten, da er der Nachtwache beitreten würde. Von ihr hatte ich noch nicht viel gehört, ich wusste lediglich, dass das Männer waren, die ganz im Norden ihr Leben verbrachten, an der Mauer, die uns von der Außenwelt abtrennte, den Wildlingen, den Ureinwohnern in der Wildnis sozusagen und anderen wilden Kreaturen. Die Mitglieder der Nachtwache beschützten uns vor solchen Menschen und Kreaturen und Jon war nun einer von ihnen. Meine Schwestern Arya und Sansa, die den Prinzen Joffrey heiraten sollte, sind zusammen mit Eddard nach Königsmund, dem Heim des königlichen Hofes gegangen, damit Eddard als rechte Hand des Königs genug Zeit hatte, ihm zur Seite zu stehen. Durch einen unglücklichen Unfall wurde der König Robert Baratheon allerdings bei der Jagd von einer Wildsau aufgespießt und sein Tod bedeutet, dass sein Sohn, Joffrey, nun König war. Man konnte sagen, dass das Schlimmste war, was Westeros passieren konnte. Jeden Tag lebte ich in Schrecken, dass Joffrey den Befehl geben würde, mich zu töten, genau so wie bei meinem Adoptivvater Eddard Stark. Dieser Dreckskerl von Joffrey hatte ihn doch tatsächlich des Verrats bezichtigt und Eddards Kopf gefordert. Als ich diese Nachricht erfahren hatte, war ich am Boden zerstört gewesen, denn ich konnte mir nicht erklären, was für einen Verrat der liebe, gütige Eddard wohl begangen hatte. Er würde niemandem etwas Schlechtes tun, doch Joffrey war schuld, dass er nun enthauptet, tot war. Von Tag zu Tag wuchs mein Hass auf ihn mehr; und die Angst vor ihm. In dieser schweren Zeit stand mir Jojen immer zur Seite, egal, ob er mir nur zugehört hatte oder mich getröstet hatte, ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Das Verhältnis zwischen uns beiden war mit der Zeit immer besser geworden, bis wir beide uns eines Tages eingestanden hatten, dass wir uns ineinander verliebt hatten. Wir waren nun schon seit fast zwei Jahren zusammen und ich genoss jede Sekunde mit ihm. Oft liefen wir einfach durch Rosengarten und sahen uns die Marktstände an, hörten den Sängern zu oder setzten uns im Garten auf einen Sitz und genossen aneinandergekuschelt die Sonne. Ich liebte Jojen einfach so sehr. Er war mein Ein und Alles. Seine perfekten braunen Augen zogen mich immer wieder in ihren Bann und dann war es beinahe unmöglich, seinen Lippen fortzubleiben. Ich konnte meine Gefühle für ihn kaum in Worte fassen, doch das Gefühl, das ich immer hatte, wenn ich mit ihm zusammen war, war einfach unbeschreiblich. Margaery Tyrell lebte schon ihr ganzes Leben hier, ihrer Familie gehörte Rosengarten und man konnte sagen, dass sie so etwas wie meine beste Freundin war. Schnell schritt ich die Steintreppen der Burg hinunter, bis in den Hof. Als ich die letzte Stufe erreicht hatte, sah ich gleich Winter, meinen Schattenwolf, auf mich zustürmen. Sie sprang freudig an mir hoch und ich kraulte sie. Es war ein Wunder, dass ich sie tatsächlich frei hier rumlaufen lassen durfte, das zeigte, wie sehr die Tyrells mir vertrauten. Nach den Starks waren sie meine zweite Familie. Zusammen mit Winter schritt ich in eine Nebengasse, in der ich, wie erwartet, Jojen entdeckte. „Laely", sagte er voller Liebe und stürmte auf mich zu. Ich rannte ebenfalls los und wir schlossen uns in die Arme und dann küsste er mich. Ohne zu zögern erwiderte ich seinen Kuss. Er schmeckte nach Natur und Freiheit und Liebe. Die Schmetterlinge in meinem Bauch spielten verrückt, er machte mich einfach so nervös. Er war hier bei mir und wir küssten uns, eine Gelegenheit, um in unsere eigene Welt abzudriften. Ich liebte diese Zeit immer und man konnte sagen, dass ich süchtig nach seinen Lippen war, doch Jojen war einfach so perfekt. „Ich liebe dich", gestand ich und verschränkte meine Hände in seinem Nacken, worauf er mich noch näher zu sich zog. Er presste seine Lippen auf meine und ich konnte spüren, wie er wie ein Verrückter grinste. Jojen ließ seine Hände über meinen Rücken wandern, über den ausgeschnitten Teil meines Kleides an meinem Rücken, wo er mir über den Rücken strich. Eine ungeheure Gänsehaut breitete sich aus, so sehr, dass ich sogar ganz rot anlief. Ich liebte ihn so sehr und er mich auch! Wir waren füreinander bestimmt. Ich hatte manchmal den Gedanken, dass es Schicksal war, dass Eddard uns zusammen nach Rosengarten geschickt hatte. Ohne diesen Umzug wären wir uns nie so nahe gekommen und würden uns heute wohl noch weitgehend ignorieren. „Ich liebe Sie auch, Mylady. Darf ich Sie zu einem Spaziergang entführen?", fragte Jojen mich belustigt, als er sich von mir löste und seine warme Stirn auf meine presste, was einen wohligen Schauder durch meinen Körper sandte. Spielerisch schlug ich ihm auf die Brust. Ich hasste es, wenn er mich Mylady nannte, deswegen tat er es auch immer. „Sehr gerne Lord Reed. Wenn Sie mir folgen würden!" Ich hielt ihm meinen Arm hin, sodass er sich einhaken konnte, doch Jojen griff nach meiner Hand und verflocht unsere Finger miteinander. Ich lief hochrot an, da ich so nervös war. Jojen war die Perfektion in Mensch und ich zitterte wie Espenlaub. Seine Finger fühlten sich so weich an und ich konnte es kaum glauben, dass wir die Finger miteinander verschränkt hatten. Es war wie Magie, die zwischen uns herrschte, während wir im strahlenden Sonnenschein des Sommers die Straßen von Rosengarten entlang liefen. Ich konnte sagen, dass mein Leben perfekt war.

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Where stories live. Discover now