Chapter Two

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Wäre ich so hysterisch wie die Mädchen aus meinem Jahrgang würde mich jetzt wahrscheinlich der Mund weit aufstehen und Sabber auf den Boden tropfen.

Groß. Breitschultrig. Dunkelhaarig. Markante Kieferpartie. Extravaganter Auftritt. Schwarzer Anzug. Unglaubliches Aussehen. Bei der Vorstellung von dem Körper unter dem ganzen Stoff wurde mir unliebsam heiß. Seine Augen jedoch waren von einem kalten, einschüchternden Grün.

»Ähm ja. Eine unglückliche Ausnahme, denk ich mal«, entgegnete ich und beobachtete wie er beinahe in Zeitlupe den Hemdkragen richtete.

»Eher ein passendes Beispiel für die Regel« Okay, der war gründlich verbittert.

»Wie Sie meinen«, lenkte ich achselzuckend ein. Langsam schritt er auf die Rezeption zu und ich fragte mich, ob ich jemals gesehen hatte, dass ein Mann im Anzug so lässig und cool aussah. Er bewegte sich eher, als trüge er einen Jogginganzug.

»Blaze, ich wollte meine Bestellung abholen« Kurz angebunden.

»Ja natürlich, einen Moment« Schnell stand ich auf und suchte im Regal hinter mir nach der Kategorie B. Ich spürte seinen intensiven Blick und war mir hundertprozentig sicher, dass er nicht meinem langweiligen Zopf galt sondern deutlich weiter südlich hängen blieb.

Unangenehmerweise musste ich feststellen, dass von den bestellten zwölf Büchern erst sieben angekommen waren.

»Hier, bitte schön. Es fehlen leider noch fünf Stück. Wir bestellen von zwei verschiedenen Anbietern, deshalb kann sich das verzögern. Tut mir sehr Leid. Möchten Sie dann beim nächsten Mal bezahlen?« Nervös biss ich mir auf die Lippe.

Er legte den Kopf leicht schief während ich sprach und betrachtete mich genau. Sein Kiefer zuckte kurz, dann trat er vor und reichte mir eine makellose schwarze Kreditkarte. Die silberne Rolex an seinem linken Handgelenk entging mir dabei bestimmt nicht. Gleichzeitig beeindruckt und angewidert von dieser Art seine definitiv nicht vorhandene Geldnot zu unterstreichen, nahm ich wortlos die Karte entgegnen.

Die Bücher mitsamt der Quittung schob ich über den Tisch zu ihm und er nahm sie dankend entgegen.

»Dann bis morgen. Hoffentlich sind die Bücher dann da«, verabschiedete er sich und ich wusste nicht, wie ich das einschätzen sollte.

»Hoffe ich auch«, lächelte ich gezwungen. Tat ich allerdings wirklich. Ansonsten würde er nämlich noch mal kommen und egal wie gut er aussah, dieser komische Kauz jagte mir Angst ein. Außerdem hasste ich es wie die Pest, wenn stinkreiche Leute ganz deutlich zeigten wie stinkreich sie waren. Zumal der Kerl höchstens Ende zwanzig war, das Geld kam also ganz eindeutig von Mummy und Daddy. Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder auf meinen altbewährten Platz und beendete ein weiteres, trauriges und herzzerreißendes Kapitel des Buches.

Woher mir der Name Blaze bekannt vorkam wusste ich immer noch nicht.

Too DeepWhere stories live. Discover now