Anstrengende Stimmungsschwankungen

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Es war 16 Uhr, die Sonne schien und es war kein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen. Ich wollte heute zu Harry, da ich es spontan entschieden hatte wusste er nichts davon. Zu Fuß lief ich zum Haus. Ich klingelte und Anne machte die Tür auf. "Oh, hallo Ellen.", begrüßte sie mich mit einem riesen Lächeln auf dem Gesicht. "Hey Anne. Darf ich reinkommen?", frage ich. Anne nickt und ich betrete das Haus. "Gemma ist gerade nicht da.", sagte Anne. "Ach kein Problem, ich wollte eigentlich auch zu Harry.", erklärte ich. Anne sah etwas überrascht aus, sagte mir aber dann das Harry in seinem Zimmer sei. Ich war verwirrt von Annes Reaktion, hatte Harry ihr noch gar nicht erzählt das wir zusammen waren? Ich ging die Treppen hoch und klopfte 3 mal an Harrys Zimmertür. "Was?!", ertönte es durch die Tür, ich öffnete sie und betrat sein Zimmer. Er saß auf der Fensterbank, das Fenster war komplett auf und die Sonne strahlte in sein Gesicht. Er trug ein weißes Hemd, die ersten paar Knöpfe waren offen und eine schwarze Jeans wie so oft. Er drehte seinen Kopf zu mir. "Was machst du denn hier?", fragte er. Das war nicht wirklich die Reaktion die ich mir erhofft hatte aber ok, mir war klar das er nicht so der Romantiker war...und im allgemein nicht der einfachste. "Dich besuchen, was sonst?!", ich ging selbstsicher ein paar Schritte auf ihn zu. "Und wieso rufst du mich nicht vorher an oder schreibst mir?", er klang etwas genervt wovon ich mich aber nicht ablenken ließ. "Pff, war 'ne Spontane Idee von mir...und jetzt hör auf rum zu motzen!", erklärte ich ihm deutlich. Er erwiderte nichts mehr und drehte sich wieder zum offenen Fenster. "Wow bist du anstrengend...", ich verdrehte die Augen und setzte mich ohne zu fragen auf den schwarzen Kunstleder Sessel der neben dem Fenster stand. Ich bin ein selbstbewusster Mensch und das will ich besonders vor ihm nutzen, damit er sieht das es auch für ihn Grenzen gibt die er nicht überschreiten sollte. "Ich bin nicht anstrengend...ich stehe nur nicht so auf Überraschungsbesuche!", verteidigt er sich. Seine Stimme war angespannt. "Nicht mal wenn es die Überraschungsbesuche deiner Freundin sind?", frage ich. Er sieht mich an. "Nein.", ist seine Antwort. Wow, das war direkt. "Hast du was zu verbergen oder was ist dein Problem?!", ich versuchte locker zu bleiben. "Nein, was bist du eigentlich so neugierig??", er wurde immer gereizter aber das ließ mich kalt, ich lasse mich von ihm nicht davon abhalten die Fragen zu stellen die ich auch stellen will. "Ich bin nicht neugierig, ich mag bloß keine Geheimnisse innerhalb einer Beziehung.", sage ich und verschränke meine Arme vor meiner Brust. Darauf sagt er nichts mehr und ignoriert mich einfach eiskalt. 15 Minuten des Schweigens vergehen. "Oh man, du musst wirklich noch viel über Beziehungen lernen...", sage ich genervt und stehe auf. Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, da ertönt seine Stimmer hinter mir. "Wieso gehst du?", fragt er, seine Stimme war schon wieder viel sanfter. "Weil ich auf so eine 'Konversation' keine Lust habe, einfach so im selben Raum zu sitzen und über 10 Minuten nicht miteinander zu sprechen ist nicht gerade der Sinn hinter einer Beziehung..." Ich wollte die Tür aufmachen. "Ellen...bleib bitte noch ein bisschen..." Ich war verwirrt, was wird das hier? "Ich dachte du stehst nicht so auf Überraschungsbesuche?!", halte ich ihm seine eigene Aussage vor die Augen. "Tue ich auch nicht..." Er verstummt für einen Moment. "...Aber wenn du schon hier bist kannst du doch auch gerne einfach bleiben...", beendet er seinen Satz. Ich drehe mich zu ihm, er hatte sich von der Fensterbank erhoben. Er kam ein paar Schritte näher. "Du hast recht, ich muss noch viel über Beziehungen lernen...aber das kannst du mir ja alles noch beibringen.", er tut seine Hände an meine Hüfte und sieht mir tief in die Augen. "Also, bleibst du noch ein bisschen?", fragt er erneut. Ich gebe keine Reaktion von mir sondern küsse ihn einfach nur. "Ich deute das mal als ein 'Ja'!", sagt er lächelnd. Zusammen setzen wir uns auf seine Fensterbank, da sie recht groß ist können wir uns gegenüber sitzen. Dieser Junge ist unglaublich, hat der irgendwie Stimmungsschwankungen? Er wechselt einfach von total angepisst zu mega liebevoll...so was kann glaube ich auch echt nur Harry. "Hast du es eigentlich gar nicht deiner Mutter gesagt?", frage ich. Harry sieht mich fragend an. "Na, das wir zusammen sind.", erkläre ich genauer. "Ne, war irgendwie noch nicht der richtige Zeitpunkt da...außerdem reden wir eh kaum miteinander in letzter Zeit." "Denkst du nicht du solltest es ihr lieber mal erzählen?", frage ich. "Ach irgendwann kriegt sie es sowieso auch von alleine mit." "Aber sie freut sich bestimmt darüber wenn du es ihr selbst erzählst...", versuche ich ihn doch noch umzustimmen. "Ellen, kannst du mich bitte einfach mit diesem Thema in ruhe lassen? Wenn es dir so wichtig ist das sie es sofort erfährt dann erzähle DU es ihr doch!", und schon wieder hat er diesen gereizten Ton drauf. "Tja, vielleicht mache ich das auch...aber ich bin mir sicher sie würde sich mehr freuen wenn du es machst...und jetzt entspann dich mal wieder!", meine Stimme ist bestimmend, nur so werde ich es schaffen ihm klar zu machen wann auch mal Schluss ist. "Tut mir leid...aber du kannst es ihr von mir aus trotzdem sagen." Neugierig wie ich bin kann ich mir eine bestimmte Frage einfach nicht verkneifen...auch wenn die damit verbunden sein könnte das Harry voll ausrastet: "Was hast du eigentlich gegen deine Mutter? Ich finde sie ist ein toller Mensch...so herzlich, liebevoll und reizend..." "Es ist eine längere Geschichte die ich dir auch noch erzählen werde....irgendwann...aber bitte nicht jetzt, ok?", seine Reaktion war ganz anders als erwartet, er klang ruhig und überhaupt nicht genervt oder gereizt so wie ich eigentlich erwartet hätte. Zufrieden von seiner Reaktion nickte ich.

Um 19 Uhr musste ich gehen da ich noch ein bisschen was für die Schule tun musste. Morgen wird ein anstrengender Tag, meine Schwester und ich müssen nämlich das Haus wieder in Schwung bringen da unsere Mutter übermorgen von ihrer Geschäftsreise wiederkommen wird und wenn das Haus dann noch so aussieht wie aktuell wird sie uns wahrscheinlich nie wieder über längere Zeit alleine zu Hause lassen und auf einen lästigen 'Babysitter' habe ich nun wirklich überhaupt keine Lust....

THE BROTHER FROM MY BEST FRIENDWhere stories live. Discover now