Wrap your arms around me | 2

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Mit riesigen Augen starrte ich vom Schulhof aus zu den verbrannten Fenstern. Es sah für einen kurzen Moment so aus, als hätte ich eine Person in einen der sowieso schon verkommenen Chemie Räume gesehen. Aber dies war kein Feuerwehrmann. Ein Schüler vielleicht? Wie dumm musste man sein? Ob die Schule nun in die Luft gehen würde? Die Mädchen aus den unteren Stufen machten Selfies und Videos vom brennenden Gebäude, wofür ich mich innerlich schämte, in dieser Generation leben zu müssen. Auf einmal tippte mir jemand auf die Schultern, lächelte mich an und zog mich einfach vom Schulgelände, während der starke Fremde mir den Mund zu hielt. Als ob ich mich wehrte. Jemand entführte mich, holte mich aus der Schule raus. Da widersprach ich doch nicht.

C A L U M 

> Langweilig. Die Schule brauchte ein wenig mehr Action. Vielleicht hatte ich auch einfach nur zu viele Serien geschaut, aber bei einem war ich mir sicher: Mein Leben war das Langweiligste, was es auf der Welt gab. Oder ich. Denn es liegt ja an mir, was ich aus diesem sinnlosen Leben machen würde. Meine große Schwester Mali hielt an den Gedanken fest, mich in eine geschlossene Anstalt zu schicken. Sie dachte nämlich, dass ich unter Depressionen und Angstzuständen litt. Seit kurzem dachte sie sogar, dass ich schizophren wäre und eine dezente Essstörung mit mir trug. Die Einzige, die wirklich einen Schaden hatte, war Mali. 

Auf einmal schlangen sich zierliche Arme um meinen Hals, Küsse streiften meine weiche Wange. Langsam zog ich einen Kopfhörer aus meinem rechten Ohr und drehte mich zur blonden Gestalt, die mich breit angrinste. "Calum!", rief sie fröhlich und fiel mir schon um die Arme. Ehrlich gesagt, war ich mir nie sicher, ob sie nicht merkte, dass ich kein Interesse mehr an unserer Beziehung hatte oder sie es einfach nicht wahrhaben will. Wahrscheinlich sieht man es mir nicht einmal an. "Was hörst du da?", grinste mich Jessy an. "My Chemical Romance.", kam es von meinen Lippen. Die Musik, die bis zum Anschlag aufgedreht war, konnte man ja wohl kaum überhören. Sie schoss förmlich aus dem losen Kopfhörer. "Oh ne.", seufzte sie und hielt sich den Kopf. Sie hatte schon immer was gegen meine Musik. Auch Jessy war der Meinung meiner Schwester. Die Musik würde mich runterziehen, ins tiefste Loch. Dabei war ich schon längst da. "Halt's Maul.", knurrte ich und stand auf, warf die Tasche über meine Schulter und ging, von der kleinen Wiese am Schulhof, zum ersten Gebäude, welches sich mir empor streckte. "Cal, warte!", rief meine aufdringliche Freundin mir hinterher. "Du weißt doch, dass ich mir nur Sorgen mache.", schmollte sie, weswegen ich mitten im Gang des Hauptgebäudes stehenblieb. Genervt drehte ich mich um. "Ich hab heute keine Lust auf dich, Jessy.", versuchte ich es ruhig. "Lass mich einfach in Ruhe." Und somit drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum Chemie Raum, da mein nächster Unterricht dort stattfand. Zum Glück war die Tür schon offen, ein paar Schüler saßen schon auf ihren Plätzen. Sogar mein Lieblingslehrer, Mr Jackson saß am Pult und ging nochmal seine Notizen durch, die er sich für die heutige Stunde gemacht hatte. Weiterhin blieb ich lässig an der Tür stehen, sah zu meiner Freundin und wartete, bis sie endlich die Biege machte. Letzten Endes gab sie nach und verschwand wirklich wieder nach draußen. Doch genau jetzt, packte mich die Unlust und das Desinteresse. Fast schon hilfesuchend sah ich mich um, erkannte nur einen blonden Jungen, der gerade das Gebäude verließ. Als sich die Tür hinter ihm schloss, erlosch das Sonnenlicht und im Flur und die Lampen brachten etwas mehr Licht in die Gänge. Auf einmal entdeckte ich den Feueralarm. Grinsend schlug ich ihn einfach ein, wartete, bis Lehrer und Schüler panisch an mir vorbei rannten. Lachend sah ich ihnen hinterher, lehnte mich gegen den Türrahmen und grinste weiterhin wegen ihrer dummen Gesichter. Das Leben war ihnen viel zu kostbar. 

Wenige Schritte trennten mich vom Chemikalien Schrank, wo wir sonst, verständlicherweise, nie ran durften. Kurzerhand warf ich meine Tasche an einen Tisch und öffnete den Schrank. Als ich zwei bunte Flüssigkeiten in meinen Händen hielt, strahlten mich meeresblaue Augen von draußen an, während die anderen Fotos schossen und ich Jessy im Hintergrund erkannte, die weinend am Telefon hang. Manchmal war sie mir schon echt peinlich. Schnell packte ich die kleinen Fläschchen der bunten Chemikalien in meinen Rucksack, ehe ich mich aus dem Staub machte. 

Breakin {Cake ff}Where stories live. Discover now