Die blutende Stadt

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"Erhebt euch ihr Völker der Götter, denn nur ihr könnt die unterliegenden Seelen des Fallere aus dem Wahnsinn reißen!"

~aus dem Buch der zu Tode Verurteilten

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4533 Sonnenzyklus, Sintiasa
Nahe dem Westtor
Mitte des zweiten Bronzemondes

Wald, Wald wohin er auch rannte, der Wald schien undurchdringbar. Immer wieder hörte er das Glockenspiel hinter sich, wie die so rein klingenden Töne sich immer mehr miteinander vermischten und ein mystisches, unheimlich beruhigendes Geräusch bildeten. Doch genau jenes Geräusch ließ das Blut in seinen Adern gefrieren und bei jedem erneutem Schlag der die Metallstäbe erklingen ließ, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Luca drehte sich immer wieder um, versuchte der Gestalt die ihm folgte zu entkommen um diesem für ihn schrecklichen Klang zu entrinnen, doch es war schier unmöglich. Er stolperte über die vielen Wurzeln, rappelte sich jedoch sofort wieder auf und rannte weiter, immer weiter in den ewig scheinenden Wald hinein. Die einzelnen Klänge des Glockenspieles konnte er nicht aus seinen Gedanken bekommen. Sie waren wie verankert in seinen Geist, nährten sich an seinen Gedanken und wurden dadurch noch lauter. Plötzlich spürte er eine knochige Hand an seinem Fuß, die ihn packte und auf den Boden zog. Panisch versuchte er sich loszureißen, klammerte sich an den Wurzeln fest und zog nach Leibeskräften gegen die Hand an. Trotzdem spürte er, wie er immer weiter in das schwarze Loch gezogen wurde, aus welchem die Hand gekommen war. Schließlich konnte er sich nicht mehr halten und die Hand zog ihn in das tiefe Schwarz während seine Augen starr auf den Eingang sahen, wo eine dunkle Figur über den Rand des Abgrundes hinunter sah, welche ihn mit leblosem Blick betrachtete. Ein letztes Mal hörte Luca das Glockenspiel, bevor ein Mal blinzelte und sich nun in einem vollkommen anderem Raum befand.

Um ihn herum waren Käfige, jedoch konnte er nicht genau erkennen, was sich in jenen befand. Er wollte sich einem jener nähern, als er einen kleinen Jungen bemerkte, welcher an den Ärmeln seines alten Hemdes zupfte. Er war abgemagert und zu Lucas Entsetzen hatte er keine Augen. Dort wo seine Augen hätten sein sollen, waren zwei schwarze Löcher, die ihn aus der Ferne ansahen. Luca wollte sich losreißen, doch der Griff des Jungen war stark, seine knochigen Hände hielten seinen Arm fest, ohne auch nur einen Ansatz zu zeigen ob er sie jemals loslassen würde. Ohne ein Wort zu sagen und ohne den vergeblichen Versuch sich loszureißen zu beachten, zog der Junge ihn mit sich. Genau in der Gasse zwischen den aber tausenden Käfigen entlang. Luca versuchte nicht mehr sich zu wehren, es wäre so oder so nur eine Verschwendung an Kraft und Zeit. Je weiter er mit dem Jungen durch den Gang schritt, desto öfter sah er weiße Gestalten, welche in den Käfigen hockten und ihn interessiert ansahen, sich jedoch sonst nicht von ihrem Platz bewegten.

Bald waren alle Zellen mit den weißen Geist-artigen Gestalten gefüllt. Dann bewegte sich plötzlich eine der Gestalten. Sie stand auf, ging vor bis zu den Gitterstäben und betrachtete Luca mit ebenso schwarzen, leeren Augen wie jener Augenlose Junge der ihn führte. Die Gestalt die bis an die Gitterstäbe gekommen war war jedoch ein Mädchen. Schulterlanges orangenes Haar fiel ihr ins Gesicht, doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht schien wütend. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, fauchte ihn das Mädchen an und rief ihm Wörter hinterher, welche er nicht verstand. Es klang als würde sie tausend Flüche gegen ihn werfen und ihre bleichen knochigen Hände umfassten die Gitterstäbe mit festem Griff. Jedoch wurde sie plötzlich zurückgeschleudert. Aus dem Nichts waren riesige Bären aufgetaucht, welche das aufständische Mädchen an seinen Platz zurückdrängten. Da er nur auf jenes Mädchen achtete, stieß er an den Jungen an, welcher vor ihm stehen geblieben war und auf eine offene Runde Luke in der Wand deutete. Luca betrachtete die Luke in der Wand und ging langsam darauf zu, ein eigenartiger Nebel verdeckte die Sicht auf die andere Seite. Als er weiterhin nur in die menschengroße Luke hineinstarrte, wurde er plötzlich von hinten in das Loch geschubst. Noch bevor er vollkommen im Nebel untertauchte, blickte er der schwarzen Gestalt ins Gesicht welche ihn geschubst hatte. Was er erkennen konnte, war nur ein leichtes Lächeln und im Fall hörte er das klingen des Glockenspiels.

Matsoka//unsolved MysteriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt