Turn Off

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Mein Puls hat sich beruhigt. Ich stehe auf. In meinem Kopf dreht sich alles. Es dauert einen Moment, bis ich realisiere, dass er schon gegangen ist.

Ich gönne mir einen letzten, tiefen Atemzug, bevor ich aus dem Fahrstuhl gehe. Angela kommt direkt auf mich zu.

"Hast du Zeit? Ich hätte eine Aufgabe für dich."

"Ja, ich hab Zeit. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass du eine Aufgabe für mich hast."

Ich schenke ihr ein Lächeln und nicke.

"Wirklich? Gut. Dann komm mit.".

Ich verbringe den ganzen Vormittag damit, die Ausgaben des Unternehmens zu managen. Dabei fällt mir auf, dass die Stromrechnung abnormal hoch ist. Ich markiere mir die Rechnung und kopiere sie. Dann ist es viertel nach zwölf.

"Ich gehe eben zum Italiener. Bis gleich.", melde ich mich am Empfang ab.

Im Fahrstuhl drücke ich auf 'Erdgeschoss'. Aber der Fahrstuhl fährt nicht ins Erdgeschoss. Er fährt hoch. Gespannt aber verwundert bleibe ich stehen.

Die Tür geht auf. Ich versuche nicht zu grinsen, als Harry eintritt. Aber ich kann es nicht verbergen.

"Hi ...", sage ich leise und sehe ihn von der Seite an.

Doch er ignoriert mich. Beleidigt und teilweise eingeschüchtert verschränke ich die Arme, verlasse so schnell es geht den Fahrstuhl, als wir unten ankommen und stürme aus dem Gebäude. Vielleicht hat er mich nicht erkannt? Oder seine Katze ist gestorben?

Wie dem auch sei. Nach dem Mittagessen kehre ich zurück und arbeite eigenständig einen neuen Plan für die Stromversorgung im Gebäude aus. Den reiche ich dann bei Styles' erster Hand ein.

Um 18 Uhr verlasse ich meinen Arbeitsplatz und gehe zum Empfang.

"Hey, Angela, ich mache Schluss für heute."

Sie sieht auf.

"Mr. Styles würde dich gerne noch einmal sprechen."

Sie legt die Plastikkarte auf den Tresen, aber ich schüttle nur den Kopf.

"Ich hab dafür keine Zeit. Sag ihm liebe Grüße, aber ein Meeting wie heute Morgen werde ich nicht nochmal wiederholen."

Stur verlasse ich das Gebäude und fahre nach Hause.

Bei einem Glas Rotwein und Vanilleeis lasse ich den Tag ausklingen. Ich bin gerade eingeschlafen, da vibriert mein Handy. Eine SMS. Wer schreibt denn bitte heute noch eine SMS?

Unbekannt, 22:21 Uhr
Das wird Folgen haben, Miss Clark. Morgen um 9:31 Uhr.

Als erstes speichere ich die Nummer unter den Namen 'Arrogantes Arschloch' ein. Dann beginne ich zu lachen. Das liegt wahrscheinlich am Wein. Um 9:31 Uhr. Er ist einfach lächerlich. Er will spielen? Bitte. Kann er haben. Sein Fehler ist, er kennt mich nicht. Ich werde ihm zeigen, was passiert, wenn man mit Theodora Clark spielt.

9:30 Uhr. Ich zähle die letzte Minute runter, schiebe meine Brüste zurecht und tupiere meine voluminösen Locken ein letztes Mal, bevor ich den roten Lippenstift im Handspiegel prüfe.

Dann ist die Minute vorbei. Ich öffne die Tür und stelle fest, dass Harry nicht alleine ist. Vier Männer stehen im Kreis, er sitzt an seinem Schreibtisch. Als er mich sieht, kneift er die Augen zusammen und legt den Füller bei Seite. Die Männer drehen sich zu mir, dem einen klappt die Kinnlade runter.

"Verzeihen Sie bitte die Störung. Aber ich habe ein Meeting mit Mr. Styles.", sage ich mit zuckersüßer Stimme und falte die Hände.

Harry nickt den Männern zu und sie verlassen den Raum.

"Pünktlichkeit liegt dir, hm?"

Ich nicke nur und komme an den Schreibtisch. Harry lehnt sich in seinem Chefsessel zurück und legt die Arme auf die Armlehnen.

"Sie wollten mich sprechen?"

"Ja."

"Dann sprechen Sie.", sage ich harsch.

"Sie sind aufgebracht. Das müssen wir erst in Ordnung bringen."

Er rückt mit dem Sessel ein Stück zurück und bedeutet mir mich zu setzen.

Nein, Thea. Nein.

Ich verschränke die Arme.

"Nein, das ist schon in Ordnung. Warum wollten Sie mich sprechen?"

Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf diese gottverdammten Lippen und ich weiß auch genau warum. Mein Körper reagiert auf ihn. Binnen Sekunden. Und er kann es sehen.

"Ich habe das Gefühl, dass du keinen guten Start hier bei Styles International hatten. Und ich möchte mein Verhalten wieder gut machen."

Ungläubig hebe ich eine Braue.

"Guck mich nicht so an.", knurrt er und ballt die Hände zu Fäusten.

Aha, also habe auch ich eine Auswirkung auf seinen Hormonhaushalt.

"Mr. Styles ... Sie wollen mir im Ernst weiß machen, dass Sie keinerlei weitere, schmutzige Absichten haben? Ihre SMS gestern Abend war deutlich. Ich habe mich extra hübsch gemacht.", säusle ich und komme auf den Schreibtisch zu.

Harry greift sich in den Schritt und richtet sich. Ein Punkt für mich.

"Sie haben ja keine Ahnung, wie feucht ich bin, seitdem ich dieses Gebäude betreten habe. Die Vorfreude Ihrer süßen Drohung hat mich die ganze Nacht wach gehalten. Die Selbstbefriedigung gestern Abend im Bett hat besser funktioniert, alls jemals zuvor."

Mein Blick ruht auf seinen Augen, als ich mich breitbeinig auf seinen Schoß setze und seine Oberarme umklammere. Harry presst die Lippen zusammen und sie bilden eine schmale Linie.

"Habe ich Ihnen die Sprache verschlagen, CEO?"

Seine Hände legen sich aprubt auf meinen Hintern und er presst mich an sich.

"Dirty Talk hast du drauf.", murmelt er leise und mustert mein Gesicht.

Ich grinse und beuge mich vor, will ihn küssen, doch er dreht den Kopf zur Seite. Ich lehne mich zurück.

"Was ist los?"

"Nichts. Du solltest gehen."

Er schiebt mich runter und steht auf. Ich verstehe die Welt nicht mehr.

"Was zur Hölle ..."

"Nein, keine Fragen. Geh einfach und mach das, wofür ich dich bezahle."

Styles richtet seine Krawatte und sieht aus dem Fenster. Ich gehe aus dem Raum, fahre runter und mache, was er gesagt hat.

Auch dieser Tag geht irgendwann vorbei. Ich bin trostlos. Und verwirrt. Ich komme mir vor wie in einem schlechten Film.

Aber der Mittwoch sollte alles ändern.

Wir haben eine Sitzung mit dem Abteilungsleiter des Marketing. Jeder schlägt seine Ideen vor, inklusive mir. Sasha starrt mich beeindruckt an.

"Du bist die Neue, richtig?", fragt er am Ende und schlürft seinen Kaffee.

"Ja, Thea Clark, freut mich."

"Nun Thea Clark, ich würde dich gerne einladen mich auf die Spendengala heute Abend zu begleiten."

"Okay?"

Ich hebe beide Brauen.

"Du hast davon nichts gehört?"

"Nein, ich bin erst seit Montag hier. Ich glaube nicht, dass ich eingeladen bin."

"Aber ich habe dich doch gerade eingeladen?"

Harry hätte mich gefragt, wenn ich geladen wäre. Andererseits ... ich könnte die Beziehungen zu meinen Kollegen stärken.

"Wann geht es los?"

"Ich hole dich um 20 Uhr."

Fragile || Harry Styles *COMPLETED* #Wattys2016Where stories live. Discover now