Kapitel 1

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*Emilia's Sicht*

Mein ganzer Körper schmerzte. Ich spürte, wie mir das Blut vom Gesicht tropfte. Leise taumelte ich zur Wohnungstür. Vorsichtig öffnete ich die Tür und betrat das Treppenhaus. Als meine nackten Füße den kalten Boden berührten, entwich mir ein leiser Schrei. Die Wohnungstür ließ ich angelehnt, zu groß war die Angst, dass Er   durch das einschnappen des Türschlosses  aufwachte. So schnell es mir auf meinen wunden Füßen möglich war, lief ich die Straße entlang. Noch schien die Sonne, aber es würde in wenigen Stunden dunkel werden. Orientierungslos hielt ich mich links und fand mich in einer Gartenkolonie wieder. Erschöpft sank ich an einer Hecke zusammen und schloss die Augen. 'Nur einen Moment.' dachte ich. Ich war einfach so schrecklich müde und mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren.

Ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Aus der Ferne sah ich eine Person auf mich zu laufen. Ein Jogger. Mein Herz begann zu rasen. So gut es mir möglich war kroch ich zu dem nächsten Gartentor, schlich in den verlassenen Garten der dahinter lag  und kauerte mich ins Gras. 'Hoffentlich läuft er einfach weiter.' Ich wagte es kaum zu atmen als der Jogger die Hecke hinter der ich lag erreicht hatte. ,,Hallo?" rief er. ,,Hey! Du da!" Ich sah, wie der Mann sich bückte um durch die Hecke zu sehen. ,,Hey.. Brauchst du Hilfe?" fragte er mich. Meinem Instinkt folgend krabbelte ich rückwärts Richtung Gartenhäuschen und drückte mich an die Wand. 'Bitte, geh einfach wieder. Lass mich einfach in Ruhe.' Ich hörte, wie der Jogger sich ein Stück entfernte. 'Gott sei Dank.' während ich noch versuchte meine Gedanken zu ordnen um überlegen zu können, was ich als nächstes tun sollte, sah ich, wie sich Blaulicht näherte. 'Oh Nein! Die Polizei! Sie werden mich mitnehmen. Sie werden mich zu ihm zurückbringen und dann wird er mich umbringen!' Panisch beobachtete ich, wie der Jogger jemanden heranwinkte. Zu meiner Überraschung waren es keine Polizisten, sondern zwei Sanitäter. Ich war gerade noch am überlegen, was ich davon halten sollte, als der Jogger auch schon in meine Richtung zeigte. Die beiden Sanitäter betraten den Garten und kamen auf mich zu. 'Nein, nein nein!' Ich drückte mich noch weiter in die Ecke, die am weitesten von den beiden entfernt war und suchte eine Möglichkeit um zu verschwinden. Doch die Hecke, die den Garten umfasste war zu hoch, damit ich hätte drüber hätte entkommen können. Also machte ich mich einfach so klein es ging und schloss die Augen. Eine Angewohnheit von mir, wenn ich mich nicht  einer Situation entziehen konnte. So hatte ich auch immer die Augen geschlossen, wenn er mich geprügelt hatte. Dann wünschte ich mich einfach an einen anderen Ort oder schaltete  ab um die Schmerzen zu überstehen.

,,Hey, hallo. Du bist verletzt. Lass mich das mal anschauen." sprach mich einer der Sanitäter an. Ich drehte mich weg betete einfach, dass sie mich einfach in Ruhe ließen. Ich spürte, wie sich der Sanitäter neben mir hinhockte. ,,Verrätst du mir deinen Namen? Ich bin Franco. Wie heißt du?" ,,Emilia." flüsterte ich zögernd. Die angenehme Stimme von Franco verleitete mich dazu, ihn anzusehen. Vorsichtig wand ich mich zu ihm um. Er sah genauso freundlich aus wie seine Stimme sich anhörte. ,,Hallo Emilia." sagte er und lächelte mich an. ,,Du bist verletzt. Darf ich mir das mal ansehen?" sachte fasste Franco mit seiner behandschuhten Hand unter mein Kinn und betrachtete mein lädiertes Gesicht. Besorgt zog er die Stirn in Falten. ,,Das sieht gar nicht gut aus. Ich fürchte, der Schnitt an der Stirn muss genäht werden. Was ist mit deinem Handgelenk?" Irritiert blickte ich zu meinem Arm herunter, da ich nicht wusste was er meinte. Mir tat alles weh, deshalb hatte ich nicht bemerkt wie geschwollen mein Handgelenk war. ,,Zeig mal." sagte Franco und ich hielt ihm meine Hand hin. ,,Das sieht aus, als wäre es gebrochen, aber wir müssen es röntgen, denke ich. Kannst du aufstehen?" Als ich nicht antwortete stand Franco auf und reichte mir seine Hand. Mit großen Augen sah ich ihn an.

,,Na komm schon, lass mich dir helfen." Zögernd griff ich nach seiner Hand und ließ mich hochziehen, wobei ich ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte. ,,Okay ganz langsam. Wir gehen jetzt zum Rettungswagen, da haben wir mehr Licht und ich kann sehen wo du noch verletzt bist." Sobald ich stand wurde mir schwarz vor Augen. Franco merkte es sofort und hielt mich fest, bevor ich zusammenbrach und auf dem Boden aufschlug . ,,Okay, Emilia, bleib schön wach, hörst du?" ,,Hmm.." ,,Benjamin, holst du mal bitte die Trage her?" hörte ich Franco zu dem anderem Sanitäter sagen. ,,Emilia, öffnest du bitte die Augen für mich? So ist es gut, bleib schön bei mir. Auf drei heben wir dich auf die Trage okay?" Ich deutete ein Nicken an. ,,Okay 1...2....3" Ich beobachtete, wie mich die beiden auf die Trage hoben und zum RTW schoben. Im Rettungswagen sprach mich Franco wieder an. ,,Emilia? Kannst du mal aufsetzen?" Ich versuchte seiner Bitte nachzukommen, doch ich schaffe es nicht alleine. ,,Warte ich helfe dir. Ja, so ist es gut." Nachdem Franco mir die Blutdruckmanschette angelegt hatte, bat er mich, ihm zu sagen, wo ich Schmerzen hatte. ,,Überall." murmelte ich. ,,Lässt du mich deine Jacke ausziehen, damit ich sehen kann, wie schwer du verletzt bist?" Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande. So machte er sich an dem Reißverschluss meiner Sweatjacke zu schaffen. Sobald er mir meine Jacke ausgezogen hatte, betrachtete Franco meine Arme. Seinen Schock über die vielen Hämatome schaffte er gerade so zu überspielen, dennoch machte er ein bekümmertes Gesicht. ,,Sag mir bitte Bescheid, wenn es weh tut okay?" ,,Okay." Franco begann, meine Arme nach Brüchen abzutasten,wobei Ich immer wieder zusammen zuckte. ,,Emilia...?" ,,Hmm.."  ,,Macht es dir was aus, wenn ich mir deinen Rücken ansehe?" Schüchtern nickte ich. Er musste nicht noch mehr von mir sehen. Umso schwerer würde es später werden, mich heraus zu reden. ,,Warum nicht? Ich verspreche dir ich bin vorsichtig." Als Antwort bekam er nur ein Schulterzucken. ,,Dein Rücken sieht genauso aus wie deine Arme, nicht wahr?" Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange lief. ,,Ist schon gut." ,,Okay." Franco stieg kurz aus um mit seinem Kollegen zu sprechen und ich stand vorsichtig auf. Ich  versuchte gerade die hintere Tür des Wagens zu öffnen, als Franco bemerkte, dass ich nicht mehr auf der Trage lag. ,,Hey Emilia! Leg dich wieder hin. Wir fahren dich jetzt ins Krankenhaus." Entsetzt sah ich ihn an. ,,Ist nicht nötig, mir geht es gut!" lehnte ich ab. ,,Vielleicht glaubst du das wirklich. Aber du bist verletzt. Und das muss sich ein Arzt ansehen. Als komm." sagte Franco und bugsierte mich sanft zurück zur Trage. 


Franco Fabiano FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt