Beten Christen und Muslime zum selben Gott?

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Auf diese Frage kann nicht mit einem glatten „Ja“ oder “Nein“ geantwortet werden. Natürlich gibt es nur den einen Gott und das bekennen sowohl Juden und Christen, wie auch Muslime. Und da sich der Koran auch auf die jüdische Thora und das christliche Evangelium beruft und bezieht, behaupten Muslime, dass also damit Christen, Juden und Muslime den selben Gott anbeten würden. Von weltlichen Religionswissenschaftlern wird das einhellig bestätigt, da ja der Koran ganz offenbar maßgebliche jüdische und christliche Wurzeln hat. Erstaunlicher, ja, erschreckender Weise hat sich diese Sicht auch das 2. Vatikanische Konzil der Römisch-katholischen Kirche zu eigen gemacht. Doch erheben sich gegen die islamische und auch religionswissenschaftliche Sicht ganz erhebliche Bedenken. Die Gottesvorstellungen, das „Gottesbild“ von Bibel und Koran, unterscheiden sich zu fundamental, als das problemlos von einem „Glauben an den selben Gott“ gesprochen werden könnte.

Gott hat in der Bibel mit dem 1. Gebot verboten, dass wir uns von ihm ein Bild und eine eigene Vorstellung machen 1 .Es könnte nur falsch, nur ein Götzenbild werden 2 . Aber Gott hat sich uns in der Geschichte Israels und zuletzt im Sohn 3 selbst vorgestellt, uns selbst etwas über sein göttliches Wesen offenbart. Das wahre „Bild“ von Gott erfahren wir also aus der Bibel. Gott hat es uns selbst vermittelt. Das „Bild“, das dagegen der Koran von Gott / Allah darstellt, ist ein unvollständiges, verzerrtes und damit insgesamt falsches, ja, verleumderisches.

Allerdings gibt es tatsächlich Aussagen über Gott, die sich sowohl in der Bibel als auch im Koran finden: Gott ist allein der einzige wahre Gott, außer ihm gibt es keine anderen Götter, Gott ist allmächtig und souverän, frei in all seinen Handlungen, Gott hat die Welt und die Menschen geschaffen und regiert sie bis heute, Gott hat den Menschen Lebensregeln (Gebote) gegeben, nach denen sie leben sollen, Gott ist für uns Menschen unerreichbar fern, gleichzeitig aber auch überall gegenwärtig, Gott ist der Herr über Leben und Tod und wird am Jüngsten Tag Gericht über die Menschen halten. Wegen dieser übereinstimmenden Aussagen von Bibel und Koran wird ja behauptet, dass Muslime und Christen an denselben Gott glauben würden. Sieht man sich nun die oben beschriebenen Aussagen über Gott genau an, so wird man als Christ schon intuitiv irgendwie nicht zufrieden sein. Die Beschreibung sagt nur sehr allgemein und objektiv, abstrakt und unpersönlich etwas über Gott als den Schöpfer, den Herrscher und Richter der Welt. Über Gottes inneres persönliches Wesen ist nichts gesagt. Gerade aber auch über sein persönliches Wesen hat uns Gott in der Bibel, im Gegensatz zum Koran, sehr Maßgebliches gesagt.

Gott hat uns nach der Bibel gesagt, dass er die Menschen als sein Abbild /Ebenbild 4 geschaffen hat. Zwischen Gott und Mensch müssen also wesensmäßige Ähnlichkeiten bestehen. In der Bibel hat sich Gott uns mit bestimmten persönlichen Eigenschaften bekannt gemacht, hat uns etwas von seinen Gedanken und Beweggründen, seinem Herz und seinen Gemütsbewegungen mitgeteilt. Nur wenn man Jemanden mit seinen Gedanken und Beweggründen, seinem Herz und seinen Gemütsbewegungen etwas kennt, nur dann kann man ein persönliches Verhältnis zu ihm entwickeln. Das gilt eben auch für das Verhältnis des Menschen zu Gott. Und Gott will, dass wir ein persönliches Verhältnis zu ihm haben, dass wir ihm vertrauen und ihn lieben.

Nach dem Koran aber hält Allah als souveräne hoch erhabene Majestät den Menschen als seinen „dienenden Sklaven“ auf entsprechendem Abstand. Allah teilt ihm nichts von seinem inneren Wesen mit. Nach dem Koran ist Allah ein emotional unbeteiligter Gott, ohne Herz und Gemüt, automatenhaft, ohne besondere innere Anteilnahme für den Menschen. Deshalb kann der Mensch mit seiner Sünde, abgesehen von einer Ausnahme, Allah auch innerlich weder beleidigen und betrüben, noch erzürnen. Und deshalb bedarf es eben auch keiner Versöhnung und keines Mittlers zwischen Gott und den Menschen, wie es uns Jesus Christus ist.

Nach der Bibel ist die Sünde gegen den Mitmenschen immer zugleich auch eine Sünde gegen Gott. Dagegen kann Allah nur eine einzige Sünde beleidigen, weshalb diese Sünde auch unvergebbar ist, nämlich wenn ihm eine weitere göttliche Person „zugesellt“ wird (arab. „Schirk“). Diesen Vorwurf erhebt der Islam gegen die Christen, weil sie Gott als den Vater und den Sohn und den heiligen Geist bekennen. Alle anderen Sünden sind im Islam nur Verfehlungen gegen andere Menschen und lediglich formaler Ungehorsam gegen Allah. Das wird Allah im Jüngsten Gericht emotionslos strafen oder auch einfach darüber hinweg sehen. So wie Allah es gerade will, wie es ihm gerade in den Sinn kommt 5 . Bei all dem bleibt Allah innerlich unberührt.

die theologische Sicht Der BibelWhere stories live. Discover now