Benutzten Jesus oder seine Apostel den Namen Jahwe?

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Gehören die exklusive Benutzung und die korrekten Aussprache von JHWH zur richtigen Ehrfurcht Gottes?

Von Ken Graham und Paul Kieffer

In einigen Kreisen wird behauptet, daß wir, wenn wir unseren himmlischen Vater anrufen, nur den Namen Jahwe benutzen sollen. „Jahwe" ist „die in der alttestamentlichen Wissenschaft gebräuchliche Namensform" für den Gottesnamen JHWH, „das sogenannte Tetragramm" (zitiert aus dem Vorwort zur Elberfelder Studienbibel, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 2001).

Alle wahren Christen verstehen, daß wir Gott mit Ehrfurcht anrufen sollen. Gehören die exklusive Benutzung und die richtige Aussprache von JHWH zu dieser Ehrfurcht?

Für alle, die die Nachfolge Jesu Christi angetreten haben, gibt es ein göttliches Beispiel, das wir zur Beantwortung dieser Frage heranziehen können: das Leben Jesu Christi. Wenn wir wissen, daß Jesus den Namen Jahwe oft - oder sogar nur gelegentlich - benutzte, begründet es damit unsere Benutzung dieses Namens heute.

Was ist aber, wenn wir wissen, daß Jesus diesen Namen nicht benutzte? Dann sieht die Sache ganz anders aus!

Lästerte Jesus den Namen Gottes?

Jesus predigte den Juden in Jerusalem, Judäa und Samaria in der Zeit des zweiten Tempels. Er lehrte öffentlich drei Jahre lang. Tausende von Juden hörten ihn predigen. Warum wurde Jesus nicht der Lästerung des Namens Gottes bezichtigt?Das wäre nämlich der Fall gewesen, wenn er zur Zeit des zweiten Tempels den Namen Jahwe in der jüdischen Gesellschaft ausgesprochen hätte.

Wie ausreichende geschichtliche Quellen zeigen, wurde zur Zeit Jesu der Name Gottes nicht ausgesprochen. Warum fürchteten sich die Juden, den Namen Gottes auszusprechen? Es scheint merkwürdig zu sein, aber nach ihrer Auslegung der Bibel hatten die Juden allen Grund, den Ausspruch des Namens zu meiden.

In 3. Mose 24 gibt es einen Abschnitt, in dem die Juden ein Verbot der Benutzung des Namens Jahwe zu erkennen glaubten: „Es ging aber der Sohn einer israelitischen Frau und eines ägyptischen Mannes mitten unter die Israeliten und zankte sich im Lager mit einem israelitischen Mann und lästerte den Namen des Herrn und fluchte. Da brachten sie ihn zu Mose ... Wer des Herrn Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben" (3. Mose 24,10-11. 16; Hervorhebung durch uns).

Das hebräische Wort nachav, das in diesen Versen mit „lästern" übersetzt wurde, hat mehr als eine Bedeutung. Wie das Nachschlagewerk Davidson's Lexicon zeigt, kann es „durchbohren" oder „durchstechen" bedeuten, wie z. B. in 2. Könige 18,21 bzw. Habakuk 3,14 („durchbohren") oder 2. Könige 12, Vers 9 („hineinbohren"). Im übertragenen Sinne hat es die Bedeutung von scharfen oder stechenden Worten, woraus sich die Bedeutung „lästern" ableitet.

Eine weitere Bedeutung jedoch, die im Alten Testament oft vorkommt, ist „klar" bzw. „deutlich aussprechen" (Davidson). In diesem Sinne kommt das Wort in 1. Chronik 12,32 bzw. 16,41 („namentlich bestimmt"), 2. Chronik 28,15 („mit Namen genannt"), 31,19 („namentlich bestellt"), Esra 8,20 („mit Namen aufgezeichnet") sowie anderen Stellen vor. Es gibt also keinen Zweifel, daß das Wort nachav auch die Bedeutung hat, eine Sache klar beim Namen zu nennen.

Daran erkennen wir, daß nachav entweder „lästern" oder „klar aussprechen" (im Sinne eines Namens) bedeuten kann. Zur Zeit Nehemias fingen die Juden an, sich zu fragen, wie nachav in 3. Mose 24,11 und 16 zu verstehen war. Die traditionelle -und richtige - Interpretation war zwar „lästern", aber nach seiner Verwendung in anderen Versen des Alten Testamentes könnte es auch „deutlich aussprechen" bedeuten.

Nach letzterer Interpretation des Wortes nachav liest sich 3. Mose 24, Verse 10-11 wie folgt: „Es ging aber der Sohn einer israelitischen Frau und eines ägyptischen Mannes mitten unter die Israeliten und zankte sich im Lager mit einem israelitischen Mann und sprach den Namen des Herrn deutlich aus und fluchte" Vers 16 liest sich dann folgendermaßen: „Wer des Herrn Namen deutlich ausspricht, der soll des Todes sterben"

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