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Alex

Ich weiß nicht, was mich dazu geritten hat, Jan davon abzuhalten, sich noch mehr an Jo ranzumachen, doch als er kurz davor war, sie zu küssen, konnte man deutlich sehen, dass sie das eigentlich gar nicht will und irgendwo tief in mir drin scheint sich doch noch sowas wie ein vernünftiger Mensch versteckt zu haben. Außerdem hätte er dann die Wette gewonnen.

Ohne darüber nachzudenken bin ich auf die beiden zugelaufen und habe Jo von ihm weggezogen, bevor es zu einem Kuss kommen konnte. Wahrscheinlich wäre das auch noch ihr erster gewesen, den muss man nicht an Jan verschwenden. Dass sie sich so betrinkt, hätte ich niemals von ihr erwartet. Sonst spielt sie doch immer den Moralapostel, aber es war mit Sicherheit ein Großteil das Werk von Jan, um leichteres Spiel zu haben. Ach ja, die verdammte Wette! Warum nur vergesse ich die jedes Mal?

Neulich war ich erst bei Jo, mit gewissen Absichten, doch dann kam es anders und sie hat mich rausgeworfen. Die anderen Male, wenn wir uns sehen, dann denke ich immer gar nicht mehr daran. Entweder bringt mich dieses Mädchen zur Weißglut oder manchmal sogar zum Lachen. Vielleicht will ich diese Wette aber auch gar nicht gewinnen, warum lasse ich dann aber Jan nicht den Sieg?

Das klingt ziemlich pervers, solche dummen Wetten abzuschließen. War das tatsächlich meine Idee? Vermutlich bin ich ja doch so blöd, wie mich Jo immer hinstellt. Was bringt mich denn mit einem Mal zu diesen Ansichten? Ich habe doch nicht doch ausversehen was getrunken? Oder liegt es einfach nur an der einsamen Stille in meinem Auto und der Dunkelheit, die mich umgibt?

Gleich nachdem Jo aus dem Auto gestiegen war, bin ich schnell weitergefahren und nun stehe ich am Straßenrand, irgendwo in der Stadt. Ich steige hinaus in die Kälte und lehne mich an mein Auto, zünde mir eine Zigarette an und nehme einen kräftigen Zug. Meine Lunge füllt sich etwas mit Wärme, eine Wärme, die leichtes Brennen hinterlässt. Rauchen ist ein wenig wie Alkohol, nur mit Gestank und keinen tollen Nebenwirkungen, die dich sonderlich berauscht machen. Warum tue ich es dann?

Ich beobachte voller Staunen den Rauch, den ich ausblase und der in der Luft schwebt, immer weiter aufsteigt und schon bald nicht mehr zu sehen ist, sich aufgelöst hat. Rauchen ist scheiße. Ja, vielleicht ist es das tatsächlich, Jo. Aber nur weil es irgendwie sinnlos ist, sehe ich trotzdem keinen überzeugenden Grund, aufzuhören.

Ich war schon die ganze Zeit so wütend, seit wir Jan und Jo im Kino getroffen haben. Gut, vorher ging mir Jessica schon auf den Keks, aber das konnte ich noch ausblenden, doch das blöde Verhalten von Jan und Jo, die so getan hat, als würde sie Spaß mit ihm haben, haben mich mehr als angepisst. Wem wollte sie etwas beweisen?

Eines muss ich ihr aber lassen, sie sah heute nicht ganz so, wie formuliere ich es nett, wie ein Penner aus, wie sonst. Was hat sie dazu veranlasst, sich ausgerechnet für eine Verabredung mit Jan so herauszuputzen? Ich stelle mir immer noch die Frage, wie Jan sie überreden konnte, mit ihm auszugehen. Ich klinge ja fast, als wäre ich eifersüchtig, was ich in keinster Weise bin. Eh ich mir jedoch noch weiter Gedanken darüber machen kann, vibriert mein Handy. Na toll, es ist Jessica. Meine Freundin, die ich im Club einfach sitzengelassen habe. Als ich abnehme, bereue ich es sofort wieder.

„Alex!", kreischt sie aufgebracht in ihr Handy. „Wo zum Teufel steckst du? Ich suche dich schon ewig! Ich will nach Hause, ich schwitze und mir ist schwindlig. Also komm gefälligst her und bring mich weg."

„Tut mir leid, ich bin schon weg. Mir ging es nicht gut und du warst nirgends mehr zu finden, also bin ich einfach gegangen.", erkläre ich, in der Hoffnung, sie damit etwas zu besänftigen, statt ihr die Wahrheit zu erzählen. Sie würde Jo sofort umbringen, obwohl sie nichts verbrochen hat, aber sag das mal einer Jess. Dem scheint aber nicht so zu sein. Schade.

„Erzähl mir doch keinen Scheiß! Ich weiß doch ganz genau, dass du mit irgendjemandem abgehauen bist. Wer ist sie? Kenne ich sie? Hast du schon wieder eine dumme Schlampe abgeschleppt? Und wie soll ich denn bitte nach Hause kommen?" Sie macht ja nie mit anderen Jungs rum und selbst wenn, das ist natürlich was vollkommen anderes. Ich verstehe schon, sie nicht.

„Ich bin mir sicher, du findest jemanden, der liebend gern deinen verschwitzten Arsch in seinem Auto hätte.", antworte ich kalt.

„Weißt du was? Du kannst mich mal! Ich mache Schluss, du Arschloch. Viel Spaß mit deinem Flittchen, ich werde meinen zumindest haben." Jessica legt auf, ohne meine Reaktion abzuwarten. Ihre Worte lassen mich kalt. Nein, ich habe sie wirklich nicht mehr geliebt. Habe ich sie jemals geliebt? Ich glaube nicht. Das einzige, was ich für sie empfand war Geilheit. Mehr hat uns doch nicht verbunden, außer der Sex. Ansonsten ging sie mir doch nur auf die Nerven und die Tage, an denen ich ihr treu war, sind doch schon längst vorbei. Jetzt, wo sie sich endlich von mir getrennt hat, fühle ich mich seltsam erleichtert. Dieses Mädchen war eine echte Belastung, oh ja! Doch so wie ich sie kenne, wird sie früher oder später wieder ankommen und mich zurückhaben wollen.

Jess weiß nie, was sie will, außer ihren gesellschaftlichen Stand in der Schule. Das macht sie auch so unattraktiv für viele, was feste Beziehungen angeht, wenn man vom Äußeren absieht, da sie weder Charakter noch einen winzigen Funken Intelligenz besitzt. Tatsächlich kommt das gerade aus meinem Kopf, erschreckend, nicht wahr? Mein Handy lasse ich wieder in meiner Jackentasche verschwinden, vorher schalte ich es noch aus, mich soll heute keiner mehr mit seinem geistigen Abfall überhäufen. Meine Zigarette ist schon ein großes Stück runtergebrannt, die Asche landet auf dem Boden, verglüht sofort. Dabei liebe ich dieses Rot so sehr, doch es ist vergänglich. Wenn die Zigarette schon fast komplett runtergebrannt ist, wird es immer heißer an meinem Finger. Schließlich werfe ich meine aufgerauchte Kippe in die Asche, die sie auf dem Boden gebildet hat und beobachte noch kurz, wie der glühende Stummel erlischt. Das ist es wohl, was ich am Rauchen mag. Es ist schön, auf seine eigene groteske Art und Weise. Ich steige in mein Auto und fahre nach Hause, nachdem ich erstmal herausfinden musste, wo ich mich überhaupt befinde.

Was? Ein Update an einem Dienstag? Ja, ihr lest richtig. Als Ausgleich dafür, daß nächste Woche kein Kapitel kommt.

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