17. Kapitel

4.2K 225 17
                                    



Seitdem ich mich wieder in den Sattel geschwungen hatte, hatte ich ihn nicht mehr verlassen. Nur kurze Rasten hatten wir eingelegt, um uns auszuruhen. Yoren wollte so schnell wie möglich zur Mauer, und ich konnte es ihm nicht verübeln - es war auf offener Straße nicht sicher.
Gendry warf mir mehr Blicke zu, als mir lieb war. Wenn er so weitermachen würde, würde es bei allen anderen Misstrauen erwecken.
Yoren kam auf seinem Pferd zu mir getrabt und ritt dann zuerst schweigend neben mir her. »Sag deinem Freund, er soll seine Fühler einstecken, oder ich stech' sie ihm aus«, sagte er schließlich. »Oder sollte ich ihn eher Augenweide der Lady nennen?«
Ich wandte erschrocken meinen Kopf und er lachte und gab seinem Pferd die Sporen.
Als es dämmerte, machten wir eine Pause. Es wurde ein Feuer entfacht und die Reisenden setzten sich darum, bis auf mich. Ich saß vom Pferd ab, sah mich noch einmal um und entfernte mich dann von ihnen.
Überall befand sich Wald. Stamm neben Stamm säumte sich rechts und links von mir. Einige Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten den Waldboden. Ich musterte meine Hand im Licht und musste dabei lächeln. Es war wunderschön - selbst in dieser gefährlichen Zeit gab es Schönheit.
»Ich dachte, die Starks bevorzugen eher die Kälte«, ertönte eine Stimme in meinem Rücken.
Ich drehte mich lächelnd zu ihm um und sah ihn an.
»Dürfte ich noch einmal das Gesicht der Lady sehen?«, fragte er mich grinsend.
»Ich bin keine Lady«, meinte ich.
»Das hat Eure Schwester auch gesagt. Ihr glaube ich eher.«
»Ach wirklich?« Ich zog die Kapuze von meinem Kopf.
»Ja.« Seine Stimme war auf einmal so anders. Sie war nur noch ein Hauchen - wie der sanfte Wind auf der Haut.
»Du darfst nicht so oft zu mir sehen. Das erweckt Misstrauen.«
»Ist mir egal.«
»Wie bitte?«
»Es ist mir egal«, wiederholte Gendry. »Sollen sie es wissen oder nicht. Ich kann den Blick nicht von Euch wenden.«
Ich öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch mir kam nichts Rechtes in den Sinn. Er trat einen Schritt auf mich zu, ohne den Blick von meinen Augen abzuwenden.
»Ihr seid wunderschön«, murmelte er und kam näher an mich heran.
Ich lief rückwärts, bis ich den Stamm eines Baumes in meinem Rücken spürte. Seine Hände legte er auf den Stamm und er beugte sich zu mir hinunter.
»Gendry ...«, flüsterte ich.
Er verharrte und musterte mich. Erst jetzt schien er es zu realisieren und sofort wich er zurück. »Ich kann das nicht. Ich darf das nicht.« Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. »Ihr seid eine Lady. Ich bin nur ein einfacher Schmiedejunge aus Königsmund.«
Ich schüttelte leicht den Kopf und sah ihn an.. »Das ist nicht von Belang. Ich kenne dich nur nicht. Das ist das Problem. Du könntest ein Spion der Königin sein. Was bedeuten hier schon Adelstitel?« Meine Augen füllten sich ein wenig mit Tränen. »Der Tod erreicht uns alle. Alle Menschen müssen sterben.«
Schweigend blickte er mich an, doch ich zog nur meine Kapuze ins Gesicht und ging.

Winter is coming || Game of Thrones Staffel 1-2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt