Nosh

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Na toll, die anderen Jungs waren einfach alle abgehauen und trafen sich mit ihren Freundinnen. Mich hatten sie einfach im Hotel zurück gelassen, nur eine Nachricht an die Tür gepinnt, damit ich mich nicht wunderte, wenn sie weg waren. Tolle Freunde, wirklich. Ich beschloss erst einmal duschen zu gehen und dann mit einem Taxi in ein Café zu fahren, um da zu frühstücken.

„Guten Morgen, wo darf ich sie hinbringen?“, fragte mich der Fahrer freundlich und ich nannte ihm die Adresse eines Cafés, das ich mir im Internet rausgesucht hatte. Der Fahrer nickte und reihe sich in den zähen Verkehr ein. In New York war es einfach immer voll, egal wann man unterwegs war. Aber zu laufen oder mit der U-Bahn zu fahren kam für mich nicht in Frage, ich wäre niemals fünf Meter weit gekommen, ohne dass mich eine Horde Fans überrannt hätte.

Ich sah gelangweilt aus dem Fenster. Überall liefen Leute herum, ich sah viele Paare, die sich verliebte Blicke zuwarfen und Händchen hielten. Deprimiert zog ich mein Handy aus der Tasche, um mir nicht weiter das ansehen zu müssen, was ich nicht haben konnte. Es war eben nicht ganz einfach, wenn man Mitglied einer bekannten Band und zusätzlich auch noch schwul war. Wenn man sich dann noch in den Drummer verliebte, war alles gelaufen.

Ich hatte angefangen viel mit Josh zu unternehmen, als die anderen Jungs alle vergeben waren. Für sie war es ja auch einfach, sie hatten alle wunderbare Freundinnen, hübsch, klug und gut, um in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abzugeben. Ich war der kleine Ire, der sich verhielt wie ein Kind und auf seine Prinzessin wartete, von wegen. Ich wartete darauf, dass jemand kam und mich liebte, einfach so wie ich war.

Jedenfalls hatten die Jungs, vor allem Liam, immer weniger Zeit für mich und ich traf mich öfter mit Josh. Er war cool und witzig, klug und nett und ich mochte es Zeit mit ihm zu verbringen, bis ich mich irgendwann hoffnungslos in ihn verliebt hatte.

„Sir?“, riss mich der Taxifahrer aus meinen Gedanken und ich sah von meinem Handy auf. Ich hatte mir Fotos von Josh und mir angesehen. „Ja?“ Dann ging es los. Lautes Gekreische war von der Straße zu hören und um uns herum bildete sich eine Menschentraube aus Fans. Zum Glück war der Fahrer so klug gewesen schnell die Türen zu verriegeln.

„Entschuldigen sie, aber wir standen an dieser Ampel und dann waren wir umringt. Ich schätze, es wird eine Weile dauern, bis sie hier wieder weg kommen.“, meinte der Fahrer freundlich und es tat mir leid für ihn, dass er jetzt mit mir in diesem quietschgelben Auto fest saß.

Ich sah seitlich aus dem Fenster und hatte das Gefühl, dass es immer mehr und mehr Mädchen wurden, die kreischend gegen die Scheiben klopften und versuchten Fotos von mir zu machen.

„Soll ich das Radio anstellen?“ Der Fahrer, ein junger Mann mit komischem Akzent, den ich nicht zuordnen konnte, war freundlich und ich nickte. Er fummelte an den Knöpfen herum und leise Jazz-Musik erklang.

Langsam wurden mir die ganzen Mädchen unheimlich und mit Platzangst hielt man sich auch nicht gern lange in einem Auto auf, dass von hunderten Menschen umzingelt war und man genau wusste, dass man nicht raus kam.

Als mein Handy klingelte und ich Joshs Namen las, lächelte ich glücklich. „Was gibt’s?“, fragte ich und versuchte unseren Drummer zu verstehen, das Gekreische und Geschreie hatten immer noch nicht aufgehört.

„Ich wollte ich fragen, ob du mit mir frühstücken, oder besser gesagt Mittag essen gehst. Aber wo zur Hölle bist du, dass es so laut ist?“ „In einem Taxi, irgendwo in der Stadt, eingekesselt von vielen Fans?!“, antwortete ich und hörte ihn schnauben. „Wie hast du das denn schonwieder angestellt?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich hier verdammt unwohl fühle. Platzangst ist ganz und gar nicht cool. Kannst du mich hier rausholen? Langsam bekomme ich Panik.“ Und die bekam ich mit jeder Minute mehr, die ich in diesem Taxi verbringen musste. Der Fahrer musterte mich mitleidig im Spiegel und warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu.

One Direction OS Sammlung [Bromance-OneShots]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt