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Kaspian
Ich saß allein in der Küche und stocherte in meinem Müsli herum. Eigentlich war es Magdalenas, sie aß es hier jeden Morgen, aber heute hatte ich auch danach gegriffen.
Ich wünschte sie würde hier sitzen und mit mir essen.
Draußen war alles grau und der Regen prasselte gegen die Scheiben.
Damals hatte es auch geregnet, an dem
Morgen, an dem ich erfuhr, dass meine Eltern tot waren.
Ich schob die Müslimatsche von mir und trottete ins Wohnzimmer.
Das Hochzeitsbild hing groß an der Wand, daneben hing eins aus unserem Sommerurlaub.
Ich lächelte und spürte dabei, wie die Tränen über meine Wange rannen, es tat so weh.
Doch gleichzeitig wusste ich, dass sie ihren Frieden gefunden hatten, sie waren für immer zusammen.
Ich wandte mich ab, als ich die lächelnden Gesichter nicht mehr ertragen konnte und rief Magdalena an, ich brauchte ihr fröhliches Lachen und das Strahlen ihrer Augen.

Magdalena
Als das Telefon klingelte, hoffte ich, dass es Kaspian war.
Ich nahm ab und ein warmes Gefühl durchströmte mich, als seine Stimme zu mir drang.
Das etwas nicht stimmte merkte ich sofort und so versprach ich, mich sofort auf den Weg zu machen.

Ich stand vor dem großen Haus und blickte auf die hellen Stufen, die zum Eingang führten.
Der Regen hatte den hellen Stein dunkel gefärbt und ich erinnerte mich an einen Morgen voller leid, an dem ich auch hier gestanden hatte, während der äDieser Moment, wenn eine ehemalige Grundschulfreundin im 7 Monat schwanger ist und sich Mega auch ihr Baby freut und alles geplant hat Regen kalt und unbarmherzig durch meine Klamotten drang.
Ich schüttelte den Kopf und lief über die Stufen nach oben.
Kaspian schien schon gewartet zu haben, denn er öffnete die Tür schon, als mein Finger auf der Klingel lag.
"Du bist ja Klatsch nass", sein Blick wanderte an mir herunter.
"Das hat Regen so an sich, dass man nass wird, wenn man durch ihn läuft.
Ein leichtes Lächeln zuckte kurz um seine Mundwinkel, dann verschwand es.
"Komm, ich gebe dir was von mir."

Eingewickelt in eine Decke saßen wir auf der Hollywoodschaukel im Wintergarten und beobachteten, wie der Regen an dem Glas herunter floss.
" Ich muss dir noch was erzählen", brachte er schließlich heraus.
Ich wandte mich ihm zu und blickte ihn fragend an, "Hau raus."
"Du kennst doch Linda, Linda Hofmann?"
Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. "Ja, warum?" Meine Stimme war leise und piepsig.
"Sie...wir...wir sind zusammen."
Wir sind zusammen
Diese drei Wörter bohrten sich in mein Herz und schnürten mir die Luft ab.
Ich konnte mir nicht erklären, warum ich mich nicht freuen konnte. Kaspian hatte sich verliebt und war glücklich, ich sollte mich für ihn freuen.
"Oh, schön, das...äh...freut mich."
Sagte ich und setzte ein völlig falsches Lächeln auf.
Kurz blitzte Verunsicherung in seinen Augen auf, dann lächelte er erleichtert, "danke", er nahm mich in den Arm, ich kniff die Augen zusammen und versuchte nicht zu weinen.

Den Tag verbrachten wir mit Doktor House gucken und Eis essen.
Doch es war nicht so unbeschwert wie sonst und immer, wenn er aufs Handy schaute, bohrte sich die Eifersucht tief in mich.
"Weiß Linda eigentlich schon alles von dir?"
"Wie meinst du das?", fragend hob er eine Augenbraue.
"Du weißt was ich meine."
"Nein, sie kennt einen Bruchteil. Wir stehen noch ganz am Anfang, da kann ich mich nicht gleich als verrückter Psycho darstellen."
Er versuchte lustig zu sein, doch ich war nicht in der Stimmung um darauf einzugehen.
"Da hast du recht."
Kurz schwiegen wir, es waren nur wenige Sekunden, doch fühlte es sich an wie eine Ewigkeit.
"Ich glaube ich muss nachhause."
Erstaunt sah er mich an, "jetzt?"
Ja, meine Mutter müsste gleich da sein und ich hab vergessen zu kochen.
Lüge.
"Oh, okay. Wir sehen uns dann morgen in der Schule?"
"Klar."
Ich umarmte ihn und verließ schnell das Wohnzimmer, im Flur rannte ich schon fasst und stürzte mich raus in den Regen.

Auf dem Heimweg versuchte ich meine Gefühle zu ordnen, doch alles war ein buntes durcheinander, dass mir immer wieder durch die Finger glitt.
Frustriert joggte ich schließlich nachhause.

Meine Mutter stand in der Küche und kochte, "hei", begrüßte sie mich.
"Hei", kam es leise von mir.
"Alles gut," fragend sah sie mich an.
"Ja, alles gut", antwortete ich, doch bei diesen Worten liefen mir die Tränen übers Gesicht.
"Offensichtlich nicht, was ist los?"
Sie nahm den Topf vom Herd und kam auf mich zu.
"Hattest du Streit mit Kaspian?"
"Nein, aber," überfordert mit weinen und reden brach ich meinen Satz ab und schüttelte den Kopf, "er hat jetzt eine Freundin und braucht mich nicht mehr."
"Das ist Unsinn."
Meine Mutter zog mich in ihre Arme und hielt mich fest, "das ändert nichts, okay"
Mein Atem begann sich langsam zu beruhigen, "okay."

Das LebensproblemWhere stories live. Discover now