Prolog

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>>Nach der Morgenröte, kam das Tagesgelb,
In der Nacht waren wir blauer,
Als die Farbe selbst<<

Magdalena

Die Nacht war klar und der Mond schien auf uns herab wie ein Scheinwerfer, er erleuchtete unsere Nacht, setzte uns in Szene und tauchte alles in schimmerndes Silber.

Und in diesem Silber saßen wir, Kaspian, Alexa, Juli, Laurent und ich,
fünf Jugendliche, verloren in der Nacht.
Ich nahm einen Schluck aus meinem Becher und spürte den Alkohol in meinem Hals brennen und durch meine Adern toben.
Eine kühle Brise berührte meine erhitzen Wangen und wehte mir einige braune Strähnen aus dem Gesicht.
"Leute", erhob Kaspian neben mir das Wort, seine Haare schimmerten weiß im Licht des Mondes und die Sterne spiegelten sich in seinen großen braunen Augen, "lasst uns für immer Freunde bleiben", seine Stimme hing schwer in der Nacht und wir alle konzentrierten uns auf seine Worte, "Ihr seid sowas wie meine Familie, wisst ihr, mein Halt, meine Konstante im Leben und alles was ich habe..." seine Stimme brach und ich nahm seine Hand, drückte sie und legte meinen Kopf an seine Schulter.
Mir ging es genauso, uns allen ging es so.
Keiner sagte ein Wort, aber das brauchten wir auch nicht.

Wir saßen zusammen auf diesem Feld, über uns die endlosen Weiten des Himmels, erleuchtet von tausenden Sternen.
Juli war die erste, die sich nach hinten in ihren Schlafsack kuschelte, wir anderen folgten ihr, bis wir ganz eng nebeneinander lagen und uns wärmten.
Wir hätten nachhause gehen können, doch das wollten wir nicht, wir wollten diese Freiheit unter den Sternen.
Kaspian legte seinen Arm um mich und zog mich näher an ihn heran.
Kaspian stand mir von allen am nächsten, er war meine zweite Hälfte, seine Arme mein Zuhause.
Vielen sagten, wir wären ein paar, doch das stimmte nicht, unsere Verbundenheit ging weit über Freundschaft hinaus, doch um nichts in der Welt wollten wir das durch eine Beziehung gefährden.

Ich spürte seinen ruhigen Atem neben mir und betrachtete ihm im Schlaf, sein  helles Haar und seine vollen Lippen, seine schmale Nase und die dichten Wimpern, die Narbe, die sich über seinen Wangenknochen zog, all das war mir so vertraut und doch konnte ich mich nicht satt sehen.
Mein Blick glitt noch einmal über sein Gesicht und jedes Detail brannte sich in mein Gedächtnis, jeder Mondscheinschimmer auf seinem Gesicht war für immer in meinem Herzen verwahrt, eine bitter süße Gewissheit.
Mein Blick wanderte hoch zu den Sternen, es waren so viele und sie waren so alt.
Meine Existenz war ein Wimperschlag gegen ihre.
Ich schloss meine Augen und drückte mich noch ein wenig näher an Kaspian.
Das letzte woran ich dachte war, dass ich nicht wollte, dass diese Nacht niemals vergeht.

Das LebensproblemWhere stories live. Discover now