TAPE 3《Shane Caprino》

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Einer der berüchtigtsten Philosophen Jean-Paul Sartre legte zu seiner Zeit die These auf, dass der Mensch von Natur aus frei sei. Er habe die uneingeschränkte Möglichkeit zu bestimmen, welchen Weg er eingehe. Ausgeschmückte Hinderungen, wie gesellschaftliche Normen, Sprache oder die Kultur, dessen Theorien der Determinismus unterstützt, werden von Sartre abgestritten. Denn vom Naturzustand aus betrachtet gäbe es keine Hindernisse, die uns von unserem Vorhaben abhalten könnten. Hinderungen sind Ausreden und Ausreden verhindern dementsprechend unser Vorhaben.

Dass von ihm aufgestellte Menschenbild begründet er wie gefolgt, indem er zunächst die Stellung der Deterministen durch den sogenannten 'Widrigkeitskoeffizienten' widerlegt. Letzteres besagt, dass jedes Individuum einem Zwecke zugeteilt werde, das zur Verwirklichung von bestimmten Zielen gilt und das gleichzeitig dem Menschen aber die Möglichkeit verschafft seine eigenen Grenzen zu konstruieren. Das heißt also zunächst so viel, dass jeder Mensch ein bestimmtes Ziel bekommt und dass die Grenzen dessen von der Freiheit der Menschen selbst gesetzt werden können.

Des Weiteren befasst er sich mit dem Menschen, indem er erklärt, dass der Verstand eines freien Menschen ihn dazu veranlasse gewisse 'Entwürfe' zu gestalten, die einem bestimmten Zweck dienen solle und der Mensch imstande sei diese zu realisieren.
Um den Entwurf eines Zweckes jedoch in die Tat umsetzten zu können, muss der Entwurf von der Realisierung separiert werden, denn hierbei ist hauptsächlich die Engagiertheit eines Menschen von enormer Bedeutung. Es kann nur einen handelnden Menschen geben, wenn er die Trennung des Möglichen & des Realen erschlossen hat und der engagierte Mensch bestrebt ist diese beiden Gegenpole aufeinander zuzubewegen. Was nach Sartre bedeutet, dass ohne diese Engagiertheit auch die menschliche Freiheit nicht existieren kann. Denn es liegt bei einem selbst. Man ist befugt einen Entwurf, der ein bestimmtes Ziel vor Augen hat aus freiem Willen zu erstellen und diese ebenfalls damit zu erlangen. Das heißt er/ sie ist in dieser Hinsicht frei diesen einen Entwurf zu konstruieren, aber ob er/ sie es dann umsetzt ist jedem Individuum selbst überlassen. Denn auch die Mühe, die darin investiert wird, macht die Freiheit des Menschen aus.
Zusammenfassend sagte Sartre also: Die Freiheit ist die Autonomie der Wahl.

Hieß das demnach, dass auch ich frei war? Uneingeschränkt und ohne jeglichen Zwang einfach ein freier Mensch? Nach Sartre zu urteilen würde die Antwort ein klipp und klares Ja lauten.

Schließlich wurde ich ebenfalls einem Zwecke zugeteilt. Dem Zwecke, ihm alles heimzuzahlen und ihn zu vernichten genau wie er mich damals vernichtet, gebrochen und dann achtlos weggeworfen hatte. Eiskalt und ohne Erbarmen.

Auch stand in groben Zügen mein Entwurf fest. Mit welchen Mitteln und vor allem wie ich vorangehe. Doch die größte und schwierigste Etappe stellte letztendlich die Realisierung dieses Entwurfs dar, die genau ab jetzt begann, dachte ich und meine Lippen kräuselten sich zu einem teuflischen Schmunzeln.

In einem aufrechten Stand stehend und in Gedanken philosophierend, blickte ich konzentriert auf die gegenüberliegende Straßenseite.

Lautes Schuhgeklapper, ohrenbetäubende Gespräche von allseits, das eilige Rennen der Menschen, um nicht zu spät zu kommen, pumpten in meine Ohren, während vor meinen Augen ein gewaltiges Panorama dargeboten wurde.

Hochgewachsene, bildhübsche Frauen, die ihre gepflegten Haare streng nach hinten frisiert hatten und ihre exquisiten Erscheinungen mit einer Handtasche von Chanel oder einer sehr trendigen Dolce & Gabanna Sonnenbrille kaschierten, liefen aufrecht und mit einer ergreifbaren, aber zugleich bewundernswerten Arroganz von allen Seiten aus auf die andere Straßenseite zu.

Gebräunte, gutaussehende Männer, die sehr stilbewusst mit ihren Armani Anzügen und Rolex Uhren erschienen, setzten ebenfalls dieselbe Route wie die grazilen Damen an. Gestresst, angespannt und mit eiligen Schritten bewegten sich die Anzugträger, die aus einem Male Model Magazin entsprungen sein könnten und die Püppchen, die den Eindruck erweckten gerade frisch vom Beauty Salon gekommen zu sein, zielstrebig ihren Weg auf ein gemeinsames Ziel zu... ein Ziel was kaum zu übersehen war und mir gegenüber hervorragte.

《Sex Tape》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt