Dear Mr. Perfect

𝟷 • #𝚋𝚎𝚙𝚎𝚛𝚏𝚎𝚌𝚝

Doch kaum hatte ich seine gehässige Bemerkung entfernt, explodierte mein Postfach nur so vor Benachrichtigungen. Verzweifelt musste ich feststellen, dass wohl die ganze Schule auf meinen Blog aufmerksam gemacht wurde.

Die hat doch einen...🐣
gameison
15:40 Uhr

Das war mir nicht neu!:x
freegirl655
15:40 Uhr

Viel Spaß morgen in der Schule, Abigail🙈💪
werbinichwohl
15:40 Uhr

So sehr ich auch versuchte, diese gehässigen Kommentare zu löschen, es brachte doch nichts. Es kamen immer mehr dazu. Gerade wollte ich meinen Blog wieder deaktivieren, da klingelte mein Handy: Es war Trish. Nervös biss ich mir auf die Lippe und hob dann ab.

»Ja?«, fragte ich mit zittriger Stimme. Ich und zittrige Stimme... Eigentlich zwei Sachen, die nicht zusammenpassten.

»Was denkst du dir nur dabei?!«, brüllte sie lautstark in mein Handy. Ich schaute auf die Uhr an der Wand. Viertel vor vier. Scheinbar genau die Zeit, wo jeder die Schulhomepage nutzte. Okay, jetzt wäre es mir doch lieber gewesen, wenn einfach keiner auf meinen Blog reagiert hätte.

»Gerade jetzt! Wir waren auf dem besten Weg nach ganz weit oben in der Schulhierarchie. Hätten sie uns erstmal aus der Hand gefressen, könnten wir ihnen verklickern, wie abartig es ist, lebendige Lebewesen aufzufressen. Aber jetzt... Dieser Artikel lässt auch mich wie ein Loser dastehen, weil ich mit dir befreundet bin, Abs.«

»Schon gut. Ich wollte das eh gerade wieder löschen«, versuchte ich sie zu beruhigen.

»Nein, das darfst du jetzt auf keinen Fall mehr tun, wo sich das eh schon rum gesprochen hat. Jetzt musst du selbstbewusst sein und zu deiner Meinung stehen. Den Blog jetzt einfach zu löschen, lässt dich nur noch mehr wie ein Loser dastehen.«

Trish hatte wie immer Recht. Wenn ich jetzt auf ne-doch-nicht machte, wäre ich vollkommen unten durch. Auf die gehässigen Kommentare könnte ich allerdings gerne verzichten. »Stimmt. Ich stehe jetzt voll hinter meinem Blog. Es gibt schließlich Schüler, die über schlimmere Dinge schreiben. Zum Beispiel wie geil Fleisch doch schmeckt.«

»Das ist schlimmer. Aber bestimmt nicht so peinlich.«

Ich seufzte. »Das wird schon wieder. Ich biege das wieder hin. Bis morgen, Trish.«

»Bis morgen, Abi. Ich hoffe, du hast Recht.« Kaum hatte ich aufgelegt, zeigte die App, die es passend zu dem Blog gab, bereits fünf neue Nachrichten an. Ich war wohl das Gesprächsthema Nummer eins. Am besten war es jetzt, ich ignorierte die Gemeinheiten erstmal. Fred hatte angerufen. Mit ihm wollte ich jetzt sprechen. Neben Trish war er einfach mein Fels in der Brandung.

Während ich auf Zurückrufen drückte, bangte es mir, das Handy überhaupt an mein Ohr zuhalten. Was, wenn er mich genauso beschimpfen würde wie Trish?

»Abigail Mancini! Ich wusste ja gar nicht, was alles in dir steckt.« Er klang ja gar nicht sauer, eher stolz. »Wird aber auch Zeit, dass du ins Wasser springst. Vermutlich habe ich dir die besten Typen alle weggeschnappt.«

»Dir gefällt der Blog?« Wenn die Idee überhaupt jemandem gefiel, dann wohl Fred. Trotzdem hatte ich nicht mehr damit gerechnet. Nicht, nachdem Trish so sauer war.

»Machst du Witze?! Ich liebe ihn. Ignoriere die Hater einfach. Irgendwo da draußen sitzt jemand, der nur auf diesen Blog gewartet hat. Ich habe mich dich nämlich eh immer mit einem schüchternen Sweetie vorgestellt.«

Ich lachte. »Stimmt. Ich brauche wohl wirklich jemanden, der meine ganze Energie ausbremsen kann.«

»Genau. Lass mich doch den Blog für dich schreiben. Ich könnte das sicher genauso gut«, sagte er scherzend.