14 ~ Ein verrückter Tag

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Der zweite Stock bestand aus einem Schlafzimmer, zwei Gästezimmer, zwei Badezimmer und ein Arbeitszimmer.
Die Flure waren mit Bildern versehen, die Mysteria neugierig betrachtete. Vor dem letzten Bild blieb sie jedoch länger stehen als bei den anderen. Sie musterte die Züge des herzförmigen Gesichts, die melancholischen Augen und das Lächeln.
Mysteria holte das schwarze Buch aus ihrer Umhängetasche und schlug es auf. Ihre Finger blätterten durch die Seiten, bis sie die gesuchte Stelle gefunden hatte. Abwechselnd sah sie das Gemälde und die Zeichnung im Buch an.
"Warum bist du auf einem Gemälde in Valentins Haus zu sehen, Ms. Elena Catherine Woodrow?", murmelte Mysteria nachdenklich.

"Wie ist der Name des Mädchens?", fragte Danyl, nachdem sich die beiden jungen Männern gesetzt hatte.
"Sie nennt sich Ria und ist seit sie zu mir gekommen ist ,alleine."
Danyl nickte nachdenklich. "Seit wie vielen Tagen sagtest du, ist sie bei dir?"
"Zwei Tage."
Danyl nickte. Und dann noch einmal. Schliesslich setzte er sich auf und stützte sich auf den grossen, dunkelbraunen Tisch. "Sie könnte das Mädchen sein, dass seit neuster Zeit gesucht wird. Es gab einen Angriff der Frottela auf ein einsames Haus in der Nähe des Waldes, du hast bestimmt davon gehört?" Valentin überlegte. "Flüchtig. Ms. Cherylia war für den Gegenangriff zuständig", erwiderte er.
"Verstehe. Nun, bedauerlicherweise kamen bei einem Brand drei Frauen ums Leben. Lithium und Onyxia Woodrow und Pike Ellasgone. Nur die Jüngste der Woodrows ist unauffindbar. Wenn das Mädchen, dass bei dir ist, das gesuchte Küken ist, musst du das dem oberstem Ring melden", sagte Danyl.

Im obersten Ring waren die stärksten Schattenwesen, die lebten. Sie waren im Prinzip die Regierung.
Je nach Stärke war man in den verschiedensten Ringen. Dabei spielte die Herkunft keine Rolle. Es wurde immer nur nach der eigenen Macht bewertet.

"Dem obersten Ring?", hakte Valentin mit hochgezogener Augenbraue nach. "Was ist denn so besonders an dem Mädchen?"
Danyl grinste und sagte verschwörerisch: "Valentin, sie ist eine Woodrow. Mehr brauche ich dir nicht zu erklären, oder?"
"Oh", war Valentins einziger Kommentar und Danyls Grinsen wurde breiter, während er sich zurücklehnte.

"Einen schönen Abend, Mr. Valentin", erklang die sexy Stimme von Ms. Monique, als Valentin am späten Nachmittag zum Ausgang lief. "Danke, gleichfalls, Ms. Monique", sagte er, was ihm ein verführerisches Lächeln von der Raubkatze einlieferte.
Valentin warf wieder einer seiner Iros-Münzen, woraufhin wieder die Fläche enstand. Er trat zur Mitte hin und die Kuppel verschluckte alle Geräusche. Er winkte seinem Freund, der am Fenster war und ihm mit einem Glas Whiskey zuprostete, noch zu, bevor seine Sicht verschwamm und er sich wieder vor seinem Anwesen befand.
Zu seiner Überraschung wartete Mysteria schon an der Tür.

Die Kleider, dessen Röcke mehrere Schichten hatten, hatte sie gegen ein einfaches, rosefarbenes Sommerkleid ausgetauscht. Um ihre Hüfte war ein schlichter, beigefarbener Ledergurt. Obwohl sie im Haus war, trug sie eine Umhängetasche mit sich herum.
"Was ist los?", fragte Valentin und sah sie besorgt an.
Sie musterte ihn nachdenklich. Wenn er ehrlich war, erwartete er nicht wirklich eine Antwort von ihr. So standen sie nur am Türrahmen. "Würdest du mich bitte hereinlassen?", fragte Valentin und Mysteria trat zögernd zur Seite.
"Ich habe die Bilder im Flur gesehen", sagte sie plötzlich. Er sah sie überrascht an. Er hatte schon wieder vergessen, wie ihre Stimme klang. Eine leise Sopranstimme, leicht und zerbrechlich, wie ein junger Vogel.
"Ich kenne niemanden", fuhr sie fort.
"Ich kann sie dir... Äh, vorstellen", sagte Valentin, immer noch überrascht, dass sie auf einmal mit ihm sprach.

Sie lief nach oben, doch bevor sie ganz um die Ecke verschwand, drehte sie sich um und sagte dem verblüfften Valentin: "Übrigens, das Essen steht auf dem Tisch. Ich habe schon gegessen."
Dann war sie weg und er hörte nur noch, wie eine Tür geschlossen wurde.

Was für ein verrückter Tag.

Die Chroniken der SchattenwesenWhere stories live. Discover now