Kapitel 59

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Die Gondel drehte sich langsam hoch. N saß der jungen Trainerin gegenüber.
"Sieh nur... der Sonnenuntergang ist besonders schön."
"Ja. Vorallem besonders, weil wir ihn zusammen genießen."
"Was ist eigentlich mit deinen Erinnerungen? Sind sie wieder da oder ein neuer Teil davon?"
"Ich denke, sie sind alle wieder beisammen. Das verdanke ich dir, Touko." Er neigte seinen Kopf und lächelte.
"Ach, nein... ich hab nur versucht nachzuhelfen."
"Was anscheinend geklappt hat. Danke. Danke vielmals."
Die junge Trainerin errötete. "Mh."
"Was ist los?"
"Ach, nichts."
"Du bist in letzter Zeit generell manchmal so komisch... hab ich irgendwas falsch gemacht?"
"Nein! Nein, überhaupt nicht. Ich habe nur sehr viel nachgedacht. Also über diese ganzen Gefühle und Geschehnisse..."
"Und?"
"Ich bin mir jetzt sicher. Ja, so könnte man das sagen. Ich bin mir sicher."

N sah sie an.
"Ach, ich verstehe. Dieses Gefühlschaos. Ich glaube, wir sind beide Menschen, die sich viel den Kopf zerbrechen und nicht eher aufgeben, bis sie ihre Ziele erreicht haben, oder? Ich habe mir ebenfalls ziemlich viele Gedanken gemacht. Ich habe über alles nachgedacht. Damals... Die vergangene Zeit. Gestern. Heute."

Die Wangen der jungen Trainerin färbten sich rot, als ihr einzelne Erinnerungen am inneren Auge vorbeizogen.
"Es ist wirklich faszinierend, was die bloße Anwesenheit einer Person ausmachen kann, nicht wahr?"
"Allerdings. N, darf ich dich nacher etwas fragen...? Aber erst nachher, okay?"
"Na klar. Jetzt bin ich neugierig!"
"Das wird viel Mut erfordern..." murmelte Touko mehr zu sich als zu ihm.

"An diesem Riesenrad hängen viele Erinnerungen... vor zwei Jahren... mein Geburtstag." Er sah kurz aus dem Fenster.
"Ja... hoffentlich wiederholt sich das nicht."
"Mhm... ach, lassen wir die Vergangenheit ruhen. Was zählt ist ja allein das Jetzt. Man muss sich den Moment ja nicht vermiesen durch solche Themen."
Touko sah vom Boden auf. Eine Haarsträhne hing ihr im Gesicht, die N zurückstrich.
"Du siehst wundervoll aus, Touko. Wie immer."
"Ach, hör doch auf. Du bringst mich in Verlegenheit."
"Schöner, als es eine Rose je sein könnte."
Ihre Wangen glühten wie Feuer.
"Mh..."

N sah ihr in die Augen.
Ist jetzt der richtige Moment? Sollte ich es ihr jetzt sagen? Oder lieber doch nicht? Was sie wohl fragen will? Das würde mich brennend interessieren.
Er räusperte sich.
"Entschuldige. Ich bin in Gedanken abgeschweift..."
Verträumt sah Touko ihn an und regte sich nicht.

"Erde an Touko. Huhu."
"Wie? Wo? Was? Uh... Verzeih." Sie klatschte sich die Hände ins Gesicht.
"Da waren wir wohl beide woanders."
"Ja, haha!"
N hauchte.
"Deine Augen funkeln wie die Sterne in den schönsten Nächten. Man kann sich glatt darin verlieren."
"Hihi..."

Er lehnte sich etwas nach vorn.
"Hach ja..."
Touko errötete.
Ja, ich werde das durchziehen. Dieses Mal gibt es kein Zurück. Alles oder nichts. Ich werde mich wohl gleich damit konfrontieren müssen!
"An der Drachenstiege hat mir Luxtra etwas zugeflüstert. Also kurz nachdem er mich immer wieder zu dir geschubst hat... erst habe ich es nicht ganz verstanden... auch Lucario hat immer Andeutungen in die Richtungen gemacht. Mittlerweile kann ich sogar darüber lachen, denn eigentlich war es mehr als klar, was sie mir mitteilen wollten..."
"Touko..."
"Ja?"
"Ich muss dir etwas sagen, was mich seitdem verfolgt." Er atmete tief ein und aus.
Oh, oh...
Sie sah ihn mit großen Augen an.
"Das wäre?"
"Ich... ich... ehm... nun ja."
"Ja? Du?"
N sah kurz aus dem Fenster, nickte und lächelte sie an.

"Ich liebe dich."

Der jungen Trainerin kreisten tausende Gedanken im Kopf herum. Allerdings brachte sie außer einem flachen Atmen nichts heraus.
"So, jetzt ist es 'raus. Ich hab's mir eingestanden... seitdem ich dich im Weißen Wald gesehen habe, war da dieses eine Gefühl. Ich hab kaum an etwas anderes als an dich gedacht. Ich war mir die ganze Zeit über nicht sicher. Ich kannte dich nicht, dennoch kamst du mir so vertraut vor. In der Drachenstiege ist dann was mit mir durchgegangen. Diese Vorwürfe habe ich mir gemacht, weil ich nicht weiß, ob du das Gleiche für mich fühlst, wie ich für dich... das weiß-..."
Sie hielt ihm einen Finger auf die Lippen und lächelte.
"Ein Kuss sagt mehr als tausend Worte."
"Und ist bekanntlich der beste Weg, einen Menschen zum Schweigen zu bringen."

Sanft berührten sich die Lippen der Trainer.

Ja, ich liebe ihn. Sogar noch viel mehr als ich es vor zwei Jahren getan habe.

》When We Meet Again《Where stories live. Discover now