» 64. Kapitel

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„Dachtet ihr wirklich, ihr würdet damit durchkommen? Dass ihr den Obersten auf der Nase herum tanzen könntet? Einfach so?", der Arbeiter, der Suga schon eben das Wort abgeschnitten hatte, nahm sich die Gunst, das Wort zu ergreifen.
„Habt ihr wirklich gedacht, wir wären so dämlich? Habt ihr das?"

„Naja...", hörte ich Suga murmeln. Wahrscheinlich hätte er jetzt erwidert, doch angesichts der vielen Ausläufe, die auf uns gerichtet waren, hielt er sich zum Glück zurück.

„Dann habt ihr falsch gedacht!", der Arbeiter lachte auf. Es hatte etwas diabolisches an sich. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Entweder das, oder das Adrenalin kam wieder in mir hoch.
„Das System ist perfekt! Niemand kann es betrügen! Niemand!"

„Jaja", Suga hob seine Stimme an und trat einen Schritt vor.
Mit nur einer Bewegung hatte er mich damit schützend hinter sich geschoben, mich gegen die Wand gedrückt und so gut er konnte gedeckt.
Ob es wirklich schützte war eine andere Frage. Ich konnte immerhin an Sugas Seite hervorlinsen. Umstellt waren wir sowieso, die Seiten hatten mich trotzdem im Visier.

„Keine Bewegung!", rief ein weiterer Arbeiter aus der Menge.
Plötzlich schallte ein Knall durch die Luft. Er hatte auf uns geschossen. Ich konnte den Aufprall der Patrone gegen die Wand in unserer unmittelbaren Nähe hören und, wenn ich es mir nicht einbildete, sogar den Druck spüren.

„Die Nächste geht nicht daneben!", warnte der Arbeiter weiter. Zustimmendes, wenn nicht sogar begeistertes Raunen erfasste die Menge.

„Hört mal Jungs, das können wir bestimmt regeln. Es gibt nichts, was sich nicht regeln ließe", Sugas Stimme wurde lauter.

„Was weiß so ein Gesindel wie du schon von Regeln", antwortete ihm der Arbeiter verächtigend, der ihn eben noch unterbrochen hatte. Vielleicht war er der Befehlshaber dieses Kommandos. Ob sich Jin darunter befand?
„Zum Reden ist es zu spät."

„Hör mal wer da spricht", Suga lachte, brach jedoch sofort ab, als ich ihm mit einem Finger behutsam aber bestimmt gegen den Rücken piekste.

„Was machst du denn?", stieß ich aus. Es war ein Wunder, dass ich bei meiner momentanen Gefühlslage noch nicht stotterte, zitterte oder einfach in Ohnmacht gefallen war.

„Ich weiss, was ich tue", antwortete Suga mir leise und sprach direkt danach weiter, lauter.
„Wir können es auch gerne im Kampf regeln! Mann gegen Mann, ein faires Duell."

„Mann gegen Mann", der Arbeiter lachte auf, wieder dieses unheimliche Lachen.

Ehe wir uns versahen, war er ein paar Schritte näher gekommen und drückte den Auslauf seiner Waffe direkt gegen Sugas Brust.

„Sehe ich so aus, als ob ich Lust auf Spielchen hätte?"

Ich sog scharf die Luft ein. Doch Suga blieb ganz entspannt.
„Lässt sich wirklich schwer sagen bei der schwarzen Maske, die dein Gesicht zum größten Teil bedeckt. Ganz schön feige."

„Bist ein ganz schön frecher", der Arbeiter ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, dafür redete er viel zu gerne.
„Du kannst froh sein, dass wir euch möglichst lebendig festnehmen sollten... Aber wenn ich es mir so recht überlege..."

Plötzlich packte der Arbeiter mit seiner freien Hand Suga an den Kopf, stieß ihn zur Seite, griff nach meinem Arm und zog sich zu sich.
Suga taumelte, doch bevor er sich fangen und eventuell reagieren konnte, wurden mir schon die Arme auf den Rücken gedreht.

Es knackte ein wenig und stechender Schmerz durchfuhr meine Arme. Doch es war noch lange nicht so schlimm wie die Angst, die mich packte, als ich das kühle Metall des Abschussrohres gegen meine Schläfen spürte und Sugas entsetzten Gesichtsausdruck vernahm. Ich hatte ihn noch nie so gesehen.

„Planänderung, Männer. Der Typ geht mir gewaltig auf die Nerven. Wir sollten ihm Respekt beibringen, als letzte Ehre", diabolisches Lachen.
„Zuerst töten wir sie vor seinen Augen. Wirklich schade um sie, ich hatte schon die Hoffnung, sie als Belohnung als Geisel geschenkt zu bekommen... Dann sind ihre kleinen Freunde dran, die wir bereits festgenommen haben. Obwohl der mit den grünen Strähnen vermutlich schon verreckt, wenn wir ihn nur anhauchen. Und im Anschluss war es das mit diesem Großmaul. Klingt ziemlich gut, nicht?"

Zustimmendes Raunen, wenn nicht sogar begeistertes.

Level 100 «Where stories live. Discover now