Sechsundvierzig.

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Und ich war da. Mir war schlecht, heiß, kalt. Einfach alles. Aber jetzt gab es kein zurück mehr.
Im Raum befanden sich neben Thaddeus noch zwei, ziemlich junge Wärter. Und die konnte ich jetzt eher weniger gebrauchen.
"Raus", wies ich beide zurecht, was ihnen offensichtlich nicht sonderlich gefiel.
"Ich denke nicht, dass-"
"In welchem Teil Ihrer Ausbildung haben Sie beide gelernt, Ihnen höher gestellte Kollegen zu widersprechen?"
Darauf wussten sie keine Antwort, sahen sich etwas unschlüssig an und gingen dann doch.
Wir waren allein. Erst jetzt sah ich ihn wirklich an.
Sein Blick war auf seine Hände gerichtet, die  er zu Fäusten geballt hatte, so dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Beinahe in Zeitlupe bewegte ich mich in Richtung des Tisches und setzte mich ihm gegenüber.
Noch immer tat er so, als hätte er mich nicht bemerkt. Seine Gesichtszüge schienen versteinert. Wie aus eiskalten Marmor. 
Das Einzige, was ich herausbrachte war ein einzelnes Wort. Meine Stimme klang heiser, gebrochen, verloren.

"Warum?"

Er sah auf. Erst jetzt fiel mir auf, wie blass er war, was seine blauen Augen noch durchdringender wirken lies, auch wenn keinerlei Glanz in ihnen war.

"Du fragst nicht einmal, ob ich es überhaupt war."
Es war keine Frage, nicht einmal ein Vorwurf. Einfach nur eine Feststellung. Ohne jegliche Emotionen. Und ich war mir sicher: Könnten Tote sprechen, würden sie das genau in diesem Tonfall tun.

"Warst du's?"
Ich wollte seinen Tonfall nachahmen, aber meine Stimme zitterte unkontrolliert, wie mein kompletter Körper. 

"Was glaubst du denn? Ich hab' kein Alibi und wurde am Tatort gesehen. Ich kenn' dich, du kannst eins und eins zusammenzählen. Also. Tu'. Es."
Er schrie. Ich hoffte inständig, dass die Wände seine Stimme im Raum behielten, auch wenn mir seine Laute Stimme und die Emotionen, die sie mit sich brachten, besser gefielen als seine Todesstimme.
Das war aber in keinster Weise ein Trost für den Inhalt seiner Worte.

"Warum?", wiederholte ich meine Eingangsfrage. Ich spürte, wie sich mein Körper verkrampfte. Ich wollte, dass er antworten würde, dass er es nicht war. Dass er meine Hilfe bräuchte. Dass ich ihm versprechen konnte, ihn hier so schnell es ging wieder hinauszuholen.

Ich hatte so weit gefehlt.

" Weil ich ein Monster bin! Psychopathisch! Ich bringe Leute um, weil das in meiner Natur liegt, stimmt doch, oder?"

"Nein-", wollte ich ihn unterbrechen, aber er hörte mir gar nicht zu.

"Ich bin ein Mörder, nehm's verdammt nochmal so hin, Evelyn! Du wirst es nicht ändern können, egal was du machst. Niemand ist vor mir sicher, das hast du ja wohl selbst gehört. Nicht einmal kleine Mädchen. Also versuch verdammt nochmal nicht, etwas anderes in mir zu sehen, als das Monster, dass ich bin!"

Seine Stimme dröhnte in meinem Kopf. Die Lautstärke schien meine Nerven zum Reißen zu bringen.

"Hör auf!", schrie ich hysterisch zurück, "Hör einfach auf!"

Und tatsächlich schien er sich zu entspannen. Als er antwortete war seine Stimme gefährlich ruhig, fast so als wolle er mir drohen.

"Nein, Evelyn. Ich werde niemals aufhören. Und genau das ist ja das Problem, oder? Deswegen bin ich hier!"

Das war der Moment in dem ich aufstand und fluchtartig den Raum verließ.
Es war das erste Mal, dass er mir wirklich Angst machte. Und genau das hasste ich.
Gerade rechtzeitig schaffte ich es, die Tür zu meinem Büro zuzuschlagen, bevor ich auf dem Boden zusammenbrach und mich meine Gefühle überwältigten.

~~~

Dinge, die ich nicht tun sollte: Ernste Kapitel schreiben und dabei BTTV schauen. #FullHomo

Ich hoffe, euch hat's trotzdem gefallen :D
Feedback wäre nice!

-xx Lali

The Psychopath || Taddl||Where stories live. Discover now