Geh zu deinesgleichen!

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PoV Gilbert

Nach einer Weile kommen wir endlich bei der ersten Bergstation an. Sobald die Türen sich öffnen, steigen wir hinaus und nehmen unsere Skier. Theo ist nirgendwo in der kleinen Halle zu sehen, weshalb wir durch den Ausgang hinausgehen um ihn dort zu suchen. Und kaum sind wir draußen, sehen wir ihn auch schon, wie er seine Skier nebeneinander auf die geebnete Fläche mit Schnee legt und mit den Skischuhen hineinsteigt.

„Da kann's wohl wer nicht mehr erwarten, endlich die Pisten hinunterzupreschen, was?", kommentiere ich grinsend, während Roddy und ich auf Theo zugehen, welcher auch bereits seinen Helm aufgesetzt hat, Brille jedoch noch nicht vor die Augen geschoben hat. Ebenso grinsend sieht er zu mir. „I wa a lang gmua nimma do." (Ich war auch lange genug nicht mehr hier.)

Roddy lacht. „Da hast du recht. Ich ja auch nicht." Während der Österreicher und ich auch in unsere Skier steigen, fährt Theo ungeduldig auf der Stelle vor und zurück. Meinen Helm aufgesetzt, Brille vor die Augen geschoben sehe ich entschlossen zu den anderen beiden. „Jetzt kann's losgehen!"

„Na Preiß, foama glei moi a sauwane schwoaze Pistn umd Wett oi?" (Na Preuße, fahren wir gleich mal eine schöne schwarze Piste um die Wette runter?), herausfordernd grinst der Bayer in meine Richtung. Innerlich stehe ich im Zwiespalt. Einerseits wäre es mehr als feige und würde nicht zu mir passen, wenn ich das Angebot nicht annehmen würde. Andererseits bin ich schon lange nicht mehr auf den Brettern gestanden und weiß nicht ob ich so sicher und schnell unterwegs wäre wie ich hoffe. Jedoch ist dieser Zwiespalt einige Sekunden später auch schon verschwunden, als Roddy das Wort erhebt. „Also ich wäre dafür, erst einmal eine blaue oder rote Piste hinunterzufahren, bevor wir uns an die schwarzen wagen." Nickend stimme ich ihm sofort zu, während Theo nicht so begeistert aussieht, jedoch klein bei geben muss, da er scheinbar auch nicht allein einen Hang bezwingen will. „Is guad, owa a Wettrenna midm Preißn moge drotzdem." (Ist gut, aber ein Wettrennen mit dem Preußen will ich trotzdem.) - „Du wirst schon sehen, was du davon hast.", kontere ich, woraufhin Theo schmunzelt. „Des mechde seng wiesd me du iwahoisd! Des bringst in hunad Joah ned zam, do kast üm wiesd mogsd. Owa a Preiß hoid n Bayern beim Schifoan ned ei!" (Das möchte ich sehen, wie du mich überholst. Das schaffst du in hundert Jahren nicht, da kannst du üben so sehr du willst. Aber ein Preuße holt keinen Bayern beim Skifahren ein.) Wieder grinst er siegessicher. Aber auch wenn er denkt, dass er den Sieg schon in der Tasche hat – er wird schon sehen, dass ich ihn schlagen kann.

„Der Lift ist da drüben.", meint Roddy und deutet mit einem seiner Skistöcke in die Richtung. „Gut, dann geht's jetzt los!", gebe ich von mir, stoße mich von der Stelle und fahre auf den etwa dreißig Meter entfernten Lift zu, gefolgt von Roddy und Theo.

Bevor wir beim Lift ankommen, fährt eine Gruppe von Kleinkindern auf Skiern mit einem Skilehrer vorbei. Amüsiert betrachte ich sie, während ich auch Theo neben mir schmunzeln sehe. „Na Gil, mechsd de ned liawa deinesgleichen aschliassn?" (Na Gil, willst du dich nicht lieber deinesgleichen anschließen?) Während er das sagt, deutet er abfällig auf die kleinen Kids, die eifrig versuchen, mithilfe des Pflugs zum Stehen zu kommen.

„Was hast du grade gesagt?", gebe ich mit etwas ernsterem Ton zurück und schlage ihm leicht mit meinem Stock gegen seinen Helm, was nur zur Folge hat, dass er zu lachen beginnt. „Des nimme iaz moi als 'ja' af. Also los, hopp, ab mid dia!" (Das nehme ich jetzt mal als 'ja' auf. Also los, hopp, ab mit dir!) Daraufhin boxe ich ihm gegen die Schulter, muss dabei aber selbst schon wieder etwas lachen. Leiden kann ich ihn zwar nicht wirklich, aber seine dämliche Lache ist ansteckend. „Du bist in etwa der größte Idiot der auf dem Erdball herumrennt!"

„Des nimmsd iaz owa zruck!", (Das nimmst du jetzt aber zurück!) fordert er mich in ernst-sarkastischem Ton an, während er mir seine Faust drohend vors Gesicht hält. „Näh.. ich denk ja gar nicht dran!", diese Worte ausgesprochen, stoße ich mich von der Stelle ab und fahre den kleinen Hügel hinab zum Ende der Schlange vorm Lift. Grinsend sehe ich zu den Zurückgebliebenen, welche mir schnell hinterher folgen und je auf einer Seite von mir stehen bleiben; Roddy links neben mir, Theo rechts. „Joah, i dad a einfach abhau!" (Joah, ich würde auch einfach abhauen!), meint dieser und betrachtet die nicht allzu lange Schlange vor uns, welche auch schnell kürzer wird. So fahren auch wir zum vorgesehenen Platz, haben die Stöcke in einer Hand und sehen nach hinten, um uns dann auf den Sitz zu hocken. Eine Stange fährt automatisch herunter, sodass wir nicht herausfallen können. Und das Erste, was Theo bemerkt, ist..

„Heiliga numoi!", begeistert sieht er runter zum roten Sessel, auf dem wir sitzen, „Des Ding hod a Sitzheizung! Mei Knackpo muas ned gfrean!" (Heiliger nochmal! ... Dieses Ding hat einen Sitzheizung! Mein Knackpo muss nicht gefrieren!) Roddy und ich beginnen zu lachen. „Das ist natürlich das Wichtigste, hm?", fragt Roddy, welcher links neben mir sitzt, worauf Theo auf meiner anderen Seite heftig nickt. Ich hingegen schüttle nur schmunzelnd den Kopf und sehe mich um. Wir werden etwa sieben Meter über dem Boden nach oben gefahren, während unter uns die Leute schnell oder manche auch etwas gemächlicher nach unten fahren.

„Mia foan iaz af olle Foi easchd amoi de Streck unda uns oi, weile do nämle a Halfpipe seg und de Gelengheit muase ausnutzen." (Wir fahren jetzt auf alle Fälle erst mal die Strecke unter uns runter, weil ich da nämlich eine Halfpipe sehe und die Gelegenheit muss ich ausnutzen.), beschließt mein rechter Nebenmann und deutet etwas weiter den Berg rauf. An der Seite der Piste ist tatsächlich eine Halfpipe aus Schnee zu erkennen. „Sieht ja interessant aus.. Muss ich auch direkt mal ausprobieren.", murmle ich, was Theo auf eine neue Idee bringt.

„Guad, dann is da Roddy unsa Punkterichter! Bin ja moi gspannd, wosd fia Skills draf hosd, Preiß!" (Gut, dann ist Roddy unser Punkterichter! Bin ja mal gespannt, was du für Skills drauf hast, Preuße!)

Selbst scheint er total begeistert von seiner Idee zu sein, und laut seinem Tonfall brauche ich mir auch gar nicht erlauben, etwas dagegen einzuwenden, also stimme ich zu. „Ist gut. Aber du wirst leider in meinem Schatten stehen müssen!", gebe ich von mir und sehe herausfordernd zu dem Bayern, welcher natürlich sofort kontert. „Weama eba arrogant, ha?" (Werden wir etwa arrogant, hm?) Ich aber schüttle nur den Kopf.

„Ne. Aber wer kann, der kann!"


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⏰ Last updated: Jan 14, 2016 ⏰

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