5 Die rote Dame.

4.3K 390 69
                                    

  ♚ ♔ ♚


❰  L I A M 





Der Rainbow Room am Rockefeller Center war ein heuchlerischer perfekte Ort für ein erstes Treffen. Ich wusste, was mein Vater und allen voran Kater Carlo sich dabei dachten. Falls Kater Carlo überhaupt eine Ahnung davon hatte, mit wem ich mich traf. Ich bezweifelte es.

Meinen Führerschein sollte ich nach diesem Abend zurück bekommen, in so fern ich mich benahm. Mir stellte sich die verdammte Frage, ob mein Vater wirklich glaubte, ich würde ein aufgezwungenes Date verkacken, wenn ich genau wusste, wie ich mit einem dummen Ding umzugehen hatte. Mochte sein, dass ich nicht an Harrys Charme herankam, aber ich konnte durchaus eine Frau dazu bringen, zu tun was ich wollte.

Vorbereitet zog ich den dunkelblauen Anzug von Boss an, da Armani nicht mehr zur Diskussion stand. Statt die Krawatte umzubinden, ließ ich es bleiben und öffnete die oberen zwei Knöpfe. Das Hemd kam vorzeigbar in die Hose und ich ließ den Gürtel weg. Ein bisschen Stil sollte man im Rainbow Room vorzeigen, aber das, was ich bereit war zu geben, musste reichen.

Statt Basil fuhr mich ein neuer Fahrer und am Rockefeller Center stieg ich aus. Unbequemer Nieselregen begrüßte mich und ich war froh sofort wieder ins Innere schlüpfen zu können. Ich musste ins obere Stockwerk, doch schon im Foyer wurde ich überprüft, ob ich eine Reservierung hatte. Dämliche Schnösel, als wenn ich mich freiwillig in einen Anzug schmiss und meinen Samstagabend hier verbrachte. Außerdem war es überflüssig meinen Namen zu nennen.

New York kannte mich, da brauchte mir ein käsiger Typ hinter dem Empfang nichts vorzumachen. Ich mischte mich unter die anderen Gäste, die mit dem Fahrstuhl nach ganz oben fuhren. Umgeben von eleganten Menschen, die plötzlich alle nur noch in gedämpfter Stimmlage sprachen, spürte ich mehr und mehr, wie ich genervter wurde.

Plötzlich waren sich alle zu fein ihre Stimmbänder richtig zu nutzen. Selten dämlich. Ich hatte den Flüsterton noch nie verstanden. Oben angekommen wurde mir einmal mehr bewusst, warum der Rainbow Room als der Ort galt, an dem die meisten Heiratsanträge gemacht wurde. 

Er war mit seinen hohen Fenstern und einer atemberaubenden Aussicht über die Skyline von New York sehr exklusiv. Ein Orchester spielte, eine runde Tanzfläche, die unter einem Kronleuchter immer wieder sanft das Licht wechselte und vereinzelte runde Tische gab dem Ort etwas romantisches.

Mir lief dagegen nur ein Schauer über den Rücken. Ich hielt mich an solchen Orten für gewöhnlich nicht besonders oft auf. Alleine, weil es keinen Anlass dafür gab. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl dabei, mich in einem Kitschfilm aufzuhalten.

An einem kleinen, hohen Pult wurde ich freundlich von einem Mitarbeiter in Uniform angesprochen: „Einen guten Abend, Mr Payne. Dürften wir Sie an ihren Tisch geleiten?" Ich nickte nur knapp und ein Kellner führte mich sicher durch das große Restaurant. 

Schließlich blieb er vor dem Tisch in der hinteren linken Ecke stehen und rückte mir den Stuhl. Ich setzte mich so, dass ich den Raum im Auge behalten konnte und bestellte direkt einen Glenfarclas Whisky. In langen Fäden hingen Kristalle am Fenster herunter und reflektierten angenehm das Licht des Kronleuchters. Ich sah nach draußen, der Regen lief am Fenster entlang und das Wetter trübte die eigentlich unglaubliche Aussicht.

Nachdem ich meinen Whisky serviert bekam, der Musik unfreiwillig gelauscht hatte, denn Jazz war nicht gerade meines, blickte ich auf die Rolex um mein Handgelenk. Ich war nicht aufgeregt, sondern die Ruhe selbst. 

RED [ Erster Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt