21 | KYLIE

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„Ich bin schon so nervös. Das erste Spiel. Ich will noch nicht mal gewinnen. Ich hoffe nur, dass ich überlebe."

Josie, eine der neuen im Team, stand neben mir im Umkleideraum und wackelte nervös von einem Bein auf das andere. Ihre grauen Augen unterstützten mit ihrem panischen Blick ihre Aussage und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

Mein erstes Spiel war schon zwei Jahre her und ich war schon lange nicht mehr nervös davor. Irgendwann gewöhnte man sich daran auf den Platz zu gehen und sein bestes zu geben.

„Das wird schon. Das schlimmste, was mir mal passiert ist, war das ich mir mein Bein gebrochen hab", versuchte Tricia sie aufzumuntern, was gar nicht gut klappte. Ich hoffte für meine Freundin, dass sie ihre anderen Verletzungen nicht auch noch aufzählte, denn soweit ich mich erinnerte hatte sie sich auch schon Elle und Speiche gebrochen und eine Platzwunde am Kopf davon getragen.

Josie sah Tricia mit großen Augen an und strich sich nervös eine Strähne ihrer braunen Haare aus dem Gesicht. Dann richtete sie ihren Blick nach oben, auf die Decke.

„Oh, wie ich meine Eltern verfluche, dass sie mich dazu zwingen", jammerte sie.

Auf meiner Verletzungsliste stand bis jetzt nur ein Anriss meines Innenbands am Knie. Ich musste fünf Wochen pausieren, aber was einen nicht umbrachte, machte einen nur stärker.

„Es wird Spaß machen, glaub mir", probierte ich jetzt Josie die Angst zu nehmen. Dazu legte ich meine Hand auf ihre Schulter und lächelte sie positiv an.

Sie war keine schlechte Spielerin, nur manchmal etwas unsicher auf den Beinen und oft gewann die Schwerkraft gegen sie. Aber sie war vor allem nett und engagiert und da sie ein Jahr jünger war als ich hatte sie ja noch Zeit sich einzugewöhnen. Das unsere Trainerin sie für das Eröffnungsspiel aufgestellt hatte, war auf jeden Fall schon mal gut.

An unserer Schule war Feldhockey keine große Sache. Hauptsächlich hatten wir männliche Zuschauer, die wohl nur kamen, weil wir Mädchen kurze Röcke trugen. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass das der einzige Grund war, warum Michael so begeistert von dieser Sportart war.

Aber ich spielte gerne Hockey, es war mein Ausgleich zur Schule und ich liebte es zu gewinnen. Außerdem freute ich mich auf dieses Spiel ganz besonders, da Luke zusehen würde. Das hatte er zwar früher auch schon öfters gemacht, aber heute sah er irgendwie ja wegen mir zu und das machte mich glücklich.

Ich hoffte, dass er mir wegen Freitag nicht mehr böse war. In der Schule war er wieder normal und ich hatte vor ihn heute zu fragen, ob wir am Wochenende nach Sydney an den Strand fahren wollten. Tricia hatte diesen Samstag wirklich keine Zeit und es sollte das letzte wirklich heiße Wochenende werden, bevor der Herbst langsam anbrach. Außerdem konnte ich surfen und wollte es schon seit einer Ewigkeit wieder machen. Da ich Luke jetzt auf Instagram folgte und er mir wusste ich, dass er auch gerne surfte.

„Also Mädels, gebt euer bestes und brecht euch keine Fingernägel!"

Alison hatte sich vor uns gestellt und grinste breit in die Runde. Eine wirklich unglaublich tolle Ansprache von unserer Mannschaftskapitänin. Ich verdrehte innerlich die Augen und nahm meinen Schläger. Hoffentlich hängte sich Alison heute auch wirklich rein.

***

„Woohoo Kylie, du warst spitze!"

Michael hielt mir seine Hand zum abklatschen hin und ich hob meinen Arm. Ich war außer Atem, das Spiel hatte erst vor ein paar Minuten geendet. Mein linker Fuß tat weh, weil mir eine der anderen Mannschaft drauf gestiegen war, aber ich versuchte zu lächeln und hoffte, dass ich nicht zu fertig aussah.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt