29 || Mama

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Enttäuscht sah sie ihn an, zuckte mit den Schultern und wendete sich dann an mich. "Du!", zischte seine Mutter. "Du bist daran schuld! Mein Sohn ist nicht schwul! Du hast ihn entführt! Du hast ihm das eingeredet. Ihn unter Drogen gesetzt!" Sie war mir gefährlich nah gekommen und zum Ende hin immer lauter geworden. Ihr linkes Auge zuckte vor Wut und auch, wenn ich wusste, dass es falsch ist, begann ich zu Grinsen. Ihre Gesichtszüge spannten sich an und sie schnaubte einmal, ehe sie sich an den Polizisten wendete. "Sie müssen diesen Kerl einsperren!", rief sie aufgebracht und fuchtelte mit ihren Armen in der Luft herum. "Meine Dame.", der Beamte stand auf, "Ich kann den Jungen nicht einfach grundlos einsperren." Ich beobachtete das Ganze, bis sich der Druck auf meinem Schoß erhöhte und sich ein Kopf in mein Sichtfeld drängte. "Felix.", lächelte ich und drückte ihm einen Kuss auf sein Ohr. Als Antwort nahm er meine Hände, legte sie sich um den Bauch und lehnte sich an meine Brust. "Frau Hardy, ich kann verstehen, dass sie aufgebracht sind, aber rechtlich können wir hier nichts machen, solange ihr Sohn nicht aussagt. Bitte akzeptieren sie das." Felix' Mutter seufzte. "Felix komm. Wir gehen.", sie drehte sich zu dem eben genannten und versuchte mich mit Blicken zu töten. "Nein Mama. Ich bleibe hier.", zischte Felix und drückte sich weiter an mich, so, als hätte er etwas Angst vor ihr. "Felix.", sie bekam Tränen in die Augen, "Bitte. Was ist nur aus dir geworden? So hab ich dich doch nicht erzogen. Seit du mit diesem Sebastian zusammen bist, bist du so anders. Ich bin enttäuscht." "Mama. Jetzt stell dich bitte nicht so an! Komm mir nicht so! Es nervt! Du kannst nicht über mich bestimmen! Ich bin 16 Jahre alt! Wenn ich sage ich bin schwul, bin ich schwul. Wenn ich sage ich bleibe bei Sebastian, bleibe ich auch bei ihm! UND WENN ICH SAGE DU SOLLST GEHEN, GEHST DU!", seine Stimme bebte, ebenso zitterte sein ganzer Körper vor Wut. Seine Mutter schniefte, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Tür. Dort drehte sie sich noch ein letztes Mal um und sah Felix und mich abwertend an. "Du bist nicht länger mein Sohn. Komm wieder, wenn du normal geworden bist." Mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür und hinterließ eine bedrückte Stille.

"Weg?" "Ja, scheiß auf die!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt