» 1. Kapitel

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Als ich meine Augen wieder öffnete, war alles schwarz um mich herum.
Lediglich Stimmen konnte ich gerade so hören.

„Willkommen zurück, ich dachte schon, du willst ewig einen Plausch halten", vernahm ich Taehyungs Lachen. Unwillkürlich huschte mir ein Lächeln über meine Lippen.

„Ich wollte einen spektakulären Abgang aus der 10er Zone", antwortete ich grinsend.

Nur ein Augenzwinkern später fingen meine Augen an wieder zu sehen.
Zuerst nahm ich weiß war.
Die weißen Wände, der weiße Boden, das weiße Sonnenlicht, das weiße Shirt, die weiße Liege und das weiße Kabel direkt vor meinen Augen.

„Also das ist dir gelungen, war dramatisch", Taes Lachen wurde immer lauter und deutlicher.

Langsam aber sicher nahm ich nicht nur die Umrisse seines weißen Shirts wahr, sondern auch die Konturen seiner Arme, seiner in eine schwarze Hose gehüllten Beine, seines Gesichts und seiner braunen Haare mit den grünen Strähnen.

„Danke", ich senkte meinen Blick und hob meine Hände.
Hier waren sie, direkt vor mir, so klein wie eh und je. Von einer Waffe war keine Spur.

„Siehst du wieder?", wollte Taehyung wissen und ließ sich an der Kante zu meiner Liege nieder, eine seiner Hände auf meinen nackten Oberschenkel liegend.

„Langsam aber sicher", antwortete ich und ließ meine Hände zu meinem weißen Shirt sinken, das mir nur knapp bis unter den Schritt ging und zog es etwas tiefer. Eine Hose trug ich nicht, wie auch, denn sonst würde das Kabel nicht an meinen Bauchnabel passen.
Ich erinnerte mich noch genau, wie aufgeregt ich damals gewesen war, als ich zum ersten Mal eine Prüfung bestritten hatte. Mein Atem war damals so unregelmäßig vor lauter Aufregung gewesen, dass die Schwestern Schwierigkeiten hatten, mir das Kabel anzubringen.

„Gut", Tae nahm seine Hand von mir und sah, wie ich, auf das Kabel, das unter dem Saum des Shirts direkt in den Bereich meines Bauches verschwand.

„Die Krankenschwester kommt bestimmt gleich, dann ist das Teil direkt ab und wir können uns sofort deine Ergebnisse ansehen", bei der Erwähnung der Ergebnisse stieg seine Stimme aufgeregt an.

Aufregung. Aus irgendeinem Grund war ich mir sicher, dass kein Grund zur Aufregung bestand.
Wir hatten uns gut auf diese Prüfung vorbereitet, so gut, dass es unmöglich war, dass wir jetzt auf dem 19.ten Level liegen blieben.
Wir hatten alles genauso gemacht wie angewiesen - mein kleines Gespräch mal ausgenommen, doch das sollte kein Problem darstellen.

Viele nutzten die Chance, in der Prüfung, wenn es sich ergab, mit dem anderen Geschlecht, dass nicht sein Partner war, zu reden.
Außerhalb unseres Unterbewusstseins war dies ja nicht erlaubt.
Immer nur durften wir nur mit Mitmenschen unseres Geschlechts reden. Nur der zugewiesene Partner war eine Ausnahme.

„Tae?", ich hob meinen Kopf und sah zu dem Jungen hoch, der lächelnd auf mich herab sah.
Ja, er war mein Partner und der einzige Junge, mit dem ich jemals ein Wort gewechselt hatte. Und ich das einzige Mädchen, mit dem er jemals ein Wort gewechselt hatte.
Es war wirklich Glück gewesen, dass er mir zugeteilt wurde. Ich konnte mich so glücklich schätzen.

Unser System machte einfach nie Fehlern und traf immer die richtigen Entscheidungen.

„Ja?", Taehyung trat einen Schritt näher zu mir und sah mir direkt in die Augen, dass ich mich in seinen dunklen Pupillen spiegeln konnte.

„Deine Haare sind strubbelig."

„Ah!", fuhr er herum. „Dabei habe ich sie doch extra zurecht gemacht bevor du fertig bist!"

„Warte...", murmelte ich und hob meinen Arm, sodass ich zusammen mit seinem Herabbeugen an seine Haarenkam, um mit meiner Hand seine Strähnen mit den grünen Spitzen zurecht schieben konnte, die ihm locker ins Gesicht fielen.
„So. Schnieke."

„Danke, Kleines", lachend strubbelte er mir durch die Haare.

„Tae!", quiekte ich auf, doch bevor ich die Chance hatte, mich zu rächen, war er schon einen Schritt zur Seite getreten.
Nur einen Augenblick später kamen zwei Krankenschwestern hinein, die über ihren normalen Klamotten einen weiteren weißen Kittel trugen.
Ohne Taehyung auch nur einen Hauch von Beachtung zu schenken kamen sie auf mich zu.

„Wie fühlst du dich?", wollte eine der Beiden wissen, während die Andere die Liege ein wenig hinunter klappte zum entfernen.

„Gut", antwortete ich.

„Werte positiv, Zustand stabil", kam es bestätigend von der anderen Krankenschwester.

„Bis gleich", hörte ich Taehyung noch sagen, bevor den Raum verließ und mich mit den Schwestern zurück ließ.

Level 100 «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt