Ein neuer Anfang

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Nie war ein Sommer länger gewesen.
Es hatte uns alles gekostet ihn zu überstehen. Unendlich lange hatten wir darüber gesprochen, ob wir nach Hogwarts zurückkehren würden oder nicht.

Ginny und ich hatten uns schließlich entschieden es zu wagen.
Harry blieb sehr fest in seiner Überzeugung nicht zurückzukehren, von Anfang an. Und schließlich entschied Ron sich ebenfalls dagegen.
Beide würden ein Trainingsprogramm im Ministerium absolvieren, mit der Option ihr letztes Jahr nachzuholen.

Ich hatte bei den Weaselys gewohnt, mir ein Zimmer mit Ginny geteilt und mich dagegen entschieden meine Eltern zurückzuholen.
Was für eine Tochter sollten sie vorfinden? Gebrochen und traumatisiert von Ereignissen die sie niemals verstehen würden.

Während ich aus dem Fenster starre und die Landschaft an mir vorbeifliegen sehe, reibe ich meinen Unterarm. Die Narbe juckt noch immer, selbst im St.Mungos hat man es nicht geschafft sie zu entfernen. Zum Glück ist sie nicht mehr rot, aber wenn man sie ansieht kann man es lesen: Schlammblut
Und man wird es immer lesen können, irgendwann nur noch wenn man genau hinsieht, aber sie wird bleiben, mich erinnern, Andere erinnern.

"Hermine, hör auf zu kratzen."

Ich fahre aus meinen Gedanken hoch wie aus dem Tiefschlaf.

Ginny blickt mir direkt ins Gesicht, ihre Augen sind warm, genau wie die ihrer Mutter.

"Du denkst an Ron?"

Ich schüttele den Kopf.

"Wir haben das Richtige getan Ginny, es funktioniert nicht. Ich bin nicht ich selbst."

Es gäbe viel über die vergangenen Wochen zu sagen, unendlich viel. Ron war einer der wenigen von uns, der sich völlig gegen therapeutische Hilfe entschieden hatte. Für ihn schien es einfach zu sein:
Voldemort-besiegt, die Kämpfe-Vergangenheit.
Was ihm zu schaffen machte, uns allen...Freds Tod, einer der letzten unnötigen Tode in diesem Krieg.

Ron war jeden Tag zu mir ins St.Mungos gekommen um mich zu besuchen. Zuerst war es wunderbar, aber im Verlaufe der Therapie veränderte sich meine Sicht auf alles.
Ich wollte viel allein sein, meine Gedanken sortieren.

Als ich entlassen wurde und in den Fuchsbau kam war er überglücklich. Aber er erwartete mich gesund zurück. Er hatte mir Platz in seinem Zimmer gemacht, was seine Eltern glücklicherweise nicht duldeten.

Und eines Tages saß ich mit ihm noch spät auf der Terasse, wir hörten die Grillen zirpen und die Sterne leuchteten wunderschön. Wir hatten einen sehr witzigen Abend gehabt und unterhielten uns über irgendeinen Tag den wir bei Hagrid im Wald verbracht hatten. Und plötzlich war mir klar, dass der Mensch neben mir mein Freund war, vielleicht sogar mein allerbester, aber er würde niemals mein Liebhaber sein. Ich sah ihn an und der Wunsch ihn zu berühren, ihn zu küssen war verschwunden.

Ich versuchte es, spürte wie sehr er es wollte und brauchte und mit mir passierte nichts. Und ich brachte es nicht über mich, mich einfach dazu zu überreden, so zu tun als ob.

"Ihr werdet Euch zusammenraufen."

Ich antworte nicht darauf, denn ich weiß was zum Schluss zwischen mir und Ron war.

Zum Glück wechselt Ginny das Thema.

"Glaubst Du es werden viele zurückkommen?"

"Ja. Ich glaube schon. Wir alle brauchen neue gute Erinnerungen an Hogwarts. Und mit Professor McGonagal als Direktorin wird das funktionieren. Außerdem...schau Dir die Erstklässler an. Sie sind so aufgeregt, unbeschwert. Sie werden uns vieles vergessen lassen."

Wir hören ihr Lachen aus den anderen Abteilen, das Quietschen des Servierwagens.

Plötzlich lächle ich.

Alles Was Wir SindWhere stories live. Discover now