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Ash


Ich war gerade dabei die Eingangstür der Tanzschule abzuschließen al sich von jemanden gepackt und gegen die Glastür gedrückt wurde. Mir stieg ein ekelhafter Schweißgeruch in die Nase und die Kraft hinter dem Griff brachte meinen Rücken dazu leicht zu knacken. „Na mein Hübscher. So spät noch draußen?" Ritz. Er hatte mich also doch gefunden. „Ritz,was willst du?" „Ich will das Geld!" Erdrückte mich fester gegen die Scheiben der Tür. „Ich habe dein Geld nicht!" „Dann besorge es endlich! Langsam werde ich ungemütlich! Du willst doch nicht das deinem Freund was passiert oder?" Was will er mit Sebastian oder wen meint er? „Von wem sprichst du?" Vergeblich versuchte ich mich von der Tür weg zudrücken. Langsam ging mir die Luft aus und mein Rücken begann zu schmerzen. „Deinen kleinen Ausländer!" „Ich kenne den Typen nicht einmal!" „Ach nein? Warum hast du ihn dann nach Hause genommen und dich von ihm vögeln lassen? Komm schon Süßer. Wir wissen beide das du vieles aber keine Hure bist!" Sein Griff lockerte sich einen Moment und er dreht mich um. Jetzt stieß ich mit dem Rücken gegen den Türgriff und keuchte kurz vor Schmerz."Ritz bitte! Ich besorge dir dein Geld! Gib mir noch etwas Zeit!" „Du willst mehr Zeit? Zwei Tage dann ist dein Gigolo dran!" Er drückte mich noch einmal feste gegen die Tür und verschwand dann wieder in einer dunklen Seitenstraße. Ich ging einen Schritt vor und ließ mich auf die Knie sinken. Ich muss die 2.500 Euro so schnell wie möglich zusammen bekommen oder er ist dran. Ich war fahrlässig und habe ihn mit zu mir genommen und nicht mitbekommen das Ritz uns beobachtet hat. Plötzlich wurde mir übel. Ritz hat uns beobachtet.Ich wohne im 4. Stock verdammt! Gegenüber meines Schlafzimmerfensters ist ein Park und mehr nichts! Ich hielt mir die Hand vor den Mund sonst würde ich mich hier übergeben müssen. Er hat mich gesehen,uns dabei zugesehen. Ich kann mir vorstellen was er sich nehmen wird wenn ich nicht bezahle und er merkt dass der Sportler mir nichts bedeutet. Er wird es wieder tun um an sein Geld zukommen und dieses mal würde ich nicht entkommen können. Schnell verdrängte ich die aufkommenden Erinnerung an damals. Ich war erst 16 geworden als ich den ersten Kunden hatte befriedigen müssen um Ritz alles zurückzahlen zu können. Hat ja nicht geklappt wie man jetzt sieht. Zitternd und immer noch mit der aufkeimenden und stärker werdenden Übelkeit stand ich langsam wieder auf. Auf zittrigen Beinen schnappte ich mir den Schlüssel und meinen Rucksack. Als ich beides in der Hand hielt zog ich meine Jacke enger um mich und machte mich mit schnell Schritten und den Gefühl beobachtet zu werden auf den Weg nach Hause. Dort angekommen wartete mein bester Freund vor meiner Wohnungstür. „Was machst du hier Sebastian?" „Wir müssen reden, aber nicht hier." Er sah mich mit einem ernsten Blick an und wartete darauf das ich die Wohnungstür aufschloss und wir reingehen konnten. In meiner Wohnung zog ich meine Jacke und Schuhe aus. „Ritz war bei mir und Alec. Was hast du angestellt?"Schwer schluckend stellte ich den Rucksack auf meine Kommode im Flur.„Ich...die Schulden." Ich konnte ihm nicht mehr erzählen als das. Je weniger er wusste,desto sicherer war er. Obwohl ,wenn Ritz bereits bei ihm war und nach mir gefragt hat ist er nicht mehr sicher. „Was für Schulden Ash? Wozu brauchtest du Geld?" Für Drogen und den ganzen scheiß nachdem ich auf der Straße gelandet bin und nichts mehr zu verlieren hatte. Was macht man da schon? Den Arsch hochreißen und versuchen das Leben wieder in den Griff zubekommen? Aber doch kein 15 jähriger,alles wissender Pessimist für den Leben nur bedeutet neben Idioten durch die Straßen zu rennen und unwissende ,zu nichts zu gebrauchende und Vorschriften machende Eltern zu haben. Die eigene Schwester hurt durch die Oberstufe ihrer Schule, der Bruder ist Punk Rocker und vögelt sich durch die Fan Gemeinde seiner möchte gern Rockband. Jawohl, so sieht das Leben rosig aus. Sex,Drugs an' Rock 'n Roll Baby. Von wegen! Schwester,Sex, gestorben an Aids, Bruder , Rock 'n Roll, abgehoben und interessiert sich 'n scheiß für seine Familie und ich? Tja ,ich bin der Drogenjunkie gewesen der fast auf der Straße verreckt ist und dann als männliche Prostituierte durch die Straßen gelaufen ist um an Kohle zukommen die ich meinem Dealer Ritz in den Rachen werfen konnte! „Es ist besser wenn du den Grund nicht weißt Sebastian."Als ich ihn endlich ansah sah ich die Enttäuschung in seinen Augen.Er ist mein bester Freund un dennoch kann ich ihm nicht die ganze Geschichte erzählen und ihm somit Gewissheit bringen. „Ash. Ich will wissen was los ist." „Ich kann es dir, wie schon gesagt,nicht sagen!" Schnaubend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Dann werde ich wohl oder übel hier bleiben müssen."„Das geht nicht!" Ritz weiß wo ich wohne und er kann ohne Probleme mich beobachten doch Sebastian ließ sich nicht dazu bewegen endlich zu gehen. „Ich habe gesagt ich werde nicht gehen also werde ich auch nicht gehen!" „Verdammt nochmal! Weil ich Drogen konsumiert habe und dazu das Geld brauchte! Bist du jetzt zufrieden?Ich war ein kleiner hässlicher Junkie von der Straße,meine Fresse!"Genervt sah ich ihm in das geschockte Gesicht. „Ich habe dieses unnütze Leben satt gehabt man. Und die Drogen haben geholfen,sie waren meine Medikamente! Und jetzt verpiss' dich endlich und nerv mich nicht weiter!" Und genau mit diesen Worten vertrieb ich meinen besten Freund.


Rico

Seufzend ließ ich mich auf den Gartenstuhl fallen. Neben mir saßen Robin und dessen Freundin. Die beiden waren ja fast so schlimm wie unsere Eltern. Heute war ja ihre Hochzeitstagesfeier und nun, da sich alle im Garten versammelt hatten, würden unsere Eltern nun das Geheimnis der Überraschung lüften. Sehr spannend,nicht. John war auch nicht hier,jedenfalls sah ich ihn nicht als ich mich umsah. Er könnte auch bereits vor Stunden abgehauen sein und niemand hätte es bemerkt. Wie gedacht wurde ich von Robins Familie ,kompetent und erwachsen wie die nun einmal alle sind, ignoriert. Einzig und allein die kleinen Kinder fanden es toll mit mir Fußball zu spielen. Das mein Vater und meine Stiefmutter nicht einmal wussten das ich auf eine Sporthochschule gegangen bin und jetzt Fußball spiele wunderte mich nicht ein bisschen. Robin und John sahen es nicht in ihrer Verantwortung das irgendwann einmal verlauten zu lassen schließlich ist es Pflicht des Kindes oder eben des Elternteil. „Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?" Meine Stiefmutter, wer auch sonst? Meinen Vater würde hier doch eh niemand für voll nehmen außer mir und meinen Stiefbrüdern. Aus dem Augenwinkel sah ich John der sich neben mir auf dem Boden fallen ließ und erleichtert ausatmete. Grinsend stand ich auf und platzierte den Teenager auf dem Stuhl und stellte mich dann dahinter. Nachdem wirklich – wirklich – jeder ruhig war und meiner Stiefmutter aufmerksame Blicke schenkte begann mein Vater zusprechen. „Wir freuen uns euch sagen zu dürfen das es bald ein weiteres Familien Mitglied geben wird. Neben und vor mir hörte ich ein überraschtes Keuchen und ansonsten nur lautes Jubeln. Das erste mal an diesem Abend war ich sprachlos. Ich weiß nicht ob ich mich für die beiden freuen sollte oder ob ich den Kopf schütteln sollte.Ich war einfach sprachlos und dachte nichts. In meinem Kopf herrschte gähnende leere und alles andere ging im Chaos unter. Mein Vater hatte Carolin geschwängert und die beiden erwarten ein leibliches Kind. Mein kleines Geschwisterchen. Aber wollte ich noch eins? Würde es mit den selben Problemen wie ich aufwachsen wenn es meinem Vater zu sehr ähnelt? Die Menschen hier in Carolins Familie waren alle nicht besonders gut auf anders aussehende Menschen zu sprechen. Wie ferngesteuert richtete ich mich auf und sah mich um. Alle waren fröhlich, lächelten und grinsten oder beglückwünschten das Ehepaar vor uns. „Kommst du?" John sah mich abwartend an und wartete solange bis ich mit ihm und Robin zu unseren Eltern ging.Erst gratulierte Robin ihnen,dann John und zu guter Letzt stand ich vor ihnen. Mein Vater sah mich lächelnd an und auch Carolin grinste.„Ich weiß nicht ob ich euch beglückwünschen soll oder einfach wortlos verschwinden sollte. Ich weiß es wirklich nicht und ehrlich gesagt , wenn ich mich jetzt entscheiden würde oder müsste, ich würde gehen." Das Lächeln meines Vater verschwand und er sah mich entzürnt an. „Ricardo,was erlaubst du dir?" „Ich erlaube mir das Wort und ich gebe mir das Recht das zusagen was ich für richtig halte. Ich weiß das Carolin dir wichtig ist aber du bist im Grunde nicht mehr als ein Mann der an ihrer Seite geduldet wird. Aber nur du. Ich hoffe das dieses Kind trotz deines Aussehens , was du ihr mit Sicherheit vererben wirst, genauso geliebt wird wie Robin und John.„Rico-" John nahm meinen Arm und wollte etwas sagen doch Robin unterbrach ihn und bat ihm um Schweigen. „Carolin. Du konntest mich nie leiden und das habe ich gemerkt. Meinen Vater liebst du und doch hast du ihn mir entfremdet und ihn verändert. Glückwunsch zur Schwangerschaft." In diesem Moment hörte ich hinter mir ein belustigtes Schnauben. „Glaubst du es interessiert hier jemanden wie du dich fühlst?" Der Vater von Carolin stand mir grinsend gegenüber als ich mich nach hinten drehte. „Nein,nicht wirklich.Es war auch gar nicht beabsichtigt dass es jemanden interessiert."Lächelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Warum machst du meiner Tochter dann Vorwürfe?" Er war sauer und das sah man ihm an aber ich hatte noch nie einen Funken Respekt für diesen Mann in mir. Weder für ihn noch für die andere Bagage hinter ihm die mich beobachteten wie ich langsam auf den alten Mann zuging und mich zu ihm runter beugte da er saß. „Ich will nicht das ich euch interessiere denn das würde bedeuten ich wäre Familie für euch und das will ich nicht. Ich will nicht zu euch gehören. Was meinst du warum ich noch meinen zweiten Nachnamen vor eurem stehen habe wenn ich Verträge unterschreibe? Weil dass mein Familienname ist. Weil sie meine Familie sind und nicht ihr. Ich heiße nur Lorenz weil es mein Vater damals so wollte." Kopf schüttelnd drehte ich mich wieder um und ging zu meinem Vater. „Tut mir Leid das ich eure Feier gesprengt habe." „Niemand verachtet meinen Sohn." Mit diesen Worten zog mich mein Vater an seine Brust und legte die Arme um mich. 

When Strangers Fall In LoveWhere stories live. Discover now