1. Kapitel

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1. Kapitel

Die Vorlesung auf der Universität in die ich mich heute geschlichen habe, war sicher interessant, aber ich bin einfach schon zu müde als das ich mich wirklich darauf hätte konzentrieren können. Zu viel Kraft, hat mein Training am späten Vormittag gefordert. Ich sitze einfach da und lasse mich von der Stimme des Vortragenden einschläfern. 

Mehr als der halbe Saal ist leer und es sieht nicht so aus, als würde sich das noch ändern. In dem Moment höre ich hinter mir wie die Türe sich öffnet und schnell wieder ins Schloss fällt. Ich drehe mich nicht um, wahrscheinlich ist einer der Studenten gegangen, weil es ihm zu anstrengend wurde.  

Auf einmal tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Jetzt muss ich meinen Körper doch aus dieser angenehmen Trance reißen. Langsam drehe ich mich um. Ein Junge mit großen komplett schwarzen Sonnenbrillen sitzt direkt hinter mir. Wir sind in einem Raum. Noch dazu in einem Raum, indem fast nur die ,Bühne' des Vortragenden beleuchtet wird, und er trägt eine Sonnenbrille. Auf meinen fragenden Blick hin, beugt er sich zu mir nach unten. 

,,Kann ich vielleicht ein Blatt haben?" Er deutet auf den Block auf meinem Schoß.  

Ich reiße ihm genervt zwei Zettel davon ab und gebe sie ihm nach hinten. Ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, drehe ich mich wieder um und versuche mich wieder auf das Sprechen des vortragenden Professors zu konzentrieren. Die Anwesenheit des Jungen nervt mich jetzt schon.

Warum hat er sich auch direkt hinter mich setzten müssen?

Ich mochte das Gefühl nicht jemanden im Nacken sitzen zu haben nicht.  

Wieder tippt mich jemand von hinten an. Ich kann mir schon denken was dieser jemand will. Schnell nehme ich einen Kugelschreiber aus meinem Federpennal und gebe es ihm nach hinten. Ohne mich um zu drehen. Ich kann ihn leise lachen hören, was wiederum meine ,Steinmaske' zum bröckeln bringt. Bis ich selbst ein leichtes Grinsen im Gesicht habe. Aber das unterdrücke ich schnell wieder.

Mein Handy fängt an zu vibrieren. Aber da erklärt der Professor seine Lerneinheit schon für beendet und ich nehme schnell meine Tasche und meine Jacke und verlasse den Hörsaal.

,,Hallo, Lucas." Begeisterung steigt in mir auf. Mein unermüdlicher Trainingspartner ruft an. 

,,Hallo, Julie. Wann wirst du wieder hier sein. Also auf dem Wyndon Bridge Anwesen, meine ich. Unser Training von heute Vormittag ist noch nicht beendet..."

,,Doch das ist es." Hat mein abrupter Abgang das nicht mehr als deutlich gemacht?

,,Julie, ich werde nicht mit dir streiten.." Er klingt müde.

,,Lass es uns doch heute ausnahmsweise einmal ausfallen lassen. Wer hindert uns daran? Keiner." Ich kann ihn fast schon vor mir sehen. Wie er sein Gesicht verzieht während er über meinen Vorschlag nachdenkt.

,,Dieses eine Mal. Aber am Morgen wird wieder ordentlich trainiert!"

,,Ja, Boss." Er lacht und beendet das Gespräch.

Versteckt hinter SonnenbrillenWhere stories live. Discover now