Ecke 278

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Das Diner. Ein perfekter Ort um sich noch schnell einen Kaffee vor der Arbeit zu holen. Sich ein Essen zu gönnen oder einfach nur den neuesten Tratsch mitzubekommen. Ich heiße Sharon, arbeite in diesem Diner und bin auch die Besitzerin.

Vor zwei Jahren habe ich es gegründet. Unter dem Namen J's. An der Ecke 278 in New York. Tretet man durch die Tür, wird man gleich links und rechts von roten Sesseln, wie man sie von früher kennt, empfangen. Dazu die passenden Metalltische mit Serviettenspender und Menükarte. Der Boden war mit hellen Fliesen ausgelegt. Ein Open und Closed Schild fehlte auch nicht. An der Bar sitzt fast immer jemand und ich liebe sie. Mein Lieblingsplatz. An den Wänden hängen alte Nummerntafeln und Schallplatten.

In meinem schwarzen Pünktchenkleid fetze ich durch die Gegend und bediene die Kunden. Es macht mir Spaß. Wie jeden Tag treffe ich bekannte Gesichter, die jeden Tag kamen. Die Plätze waren Rand voll und Amy haute das Essen raus. Rollerskates wären jetzt praktisch. Aus dem Radio dröhnte der Sound von den Rolling Stones und ich verteilte das Essen. Meine blonden Haare gingen bis zu meinem Kinn. Bob ähnlich würden manche sagen. Mein Kleid war schon etwas älter, doch durch die Dreiviertelärmel ließ es sich auch in den Wintermonaten tragen. Unter dem Pony lugten meine blauen Augen hervor. Der rote Lippenstift hält den ganzen tat und verpasste mir den nötigen Schliff, um mit dem restlichen Make-up aufzufallen. Wie in den alten Zeiten auszusehen.

Alle kannte ich, bis auf diesen einen jungen Mann, der gerade gekommen ist und sich in die hinterste aller Ecken setzte. Ich zog aus meiner Rocktasche einen kleinen karierten Block und stahl den Stift von meinem Ohr. "Was darfs sein Süßer?", fragte ich ihn und musterte ihn von oben bis unten. In einen schwarzen Mantel gehüllt, saß er da und sah mich mit schüchternem Blick an. Seine blauen Augen stachen hervor. Die dunklen Haaren waren nach obengekämmt und hatten einen leichten Glanz. An seinen Wangen zierte eine Art 3-Tage Bart das Gesicht. "Einen Kaffee, Süße.", er zwinkerte, lächelte mich an und ich ihn auch. Ich drehte mich um und verschwand in der Küche. Die Tür hinter der Bar. "Hast du gesehen wie er dich angesehen hat?", riss mich Amy aus den Gedanken. Ich sah sie mit fragendem Blick an, während sie ein wenig in der heißen Pfanne rührte. Ihre dunklen kurzen Haare war wieder einmal rebelisch. Egal wie oft ich es ihr sage, das Nasenpiercing nimmt sie nie ab. Sie lächelte mich an und wartete auf eine Antwort. "Was meinst du?", fragte ich und blätterte den Block durch. Den blauen Kulli habe ich wieder auf das Ohr gesteckt. "Der in dem schwarzen Mantel." Woher wusste sie das? Achja, die Luke, die für die Essensausgabe diente. "Achja und die Bestellung für ihn ist fertig.", sie drückte mir eine weiße Tasse in die Hand und ging an mir vorbei.

Schreie, gefolgt von Schüsse. Ich rannte nach draußen und ließ die Tasse fallen. Amy gleich hinterher. Als wir hinter der Bar standen, konnte ich maskierte Männer sehen, die auf alles schossen. Immer mehr Schreie folgten und Menschen starben. Amy wollte wegrennen, doch fiel auch neben mir um. Ich rührte mich nicht. War wie in Eis eingefroren. Als dann einer der Attentäter vor mir stand, mit dem Lauf auf mich gerichtet, dachte ich, jetzt ist es aus. Schloss die Augen. Ließ den Block fallen und hielt die Tränen zurück. Ein Schuss folgte und ein Schmerz durchfuhr meine linke, untere Körperhälfte. Ich öffnete die Augen und dieser Typ stand immer noch vor mir. Er hielt sich mit einer Hand an die andere Schulter, was er vorher noch nicht getan hat. Ich hatte weit aufgerissene Augen. Stockenden Atem und eine zittrige Stimme.

Winter Heart | One-ShotDonde viven las historias. Descúbrelo ahora