Kapitel 1.8 Freitag, Roxbury

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"Mum, mach dir keine Sorgen. Jetzt ist doch alles okay." Ich streckte ihr meinen Arm hin und schenkte ihr mein Es-geht-mir-einfach-gut-Lächeln. "Handgelenk gebrochen, Arm im Gips. Jemand anderes hätte auch nichts anderes tun können. In ein paar Wochen ist alles wieder beim Alten."

Und da dämmerte es mir.

"SHIT!", bellte ich und spuckte dabei Tee in meine gesunde Hand. Ich war so aus dem Konzept geraten durch diesen Störanfall, als ich den Obstladen-Typen gesehen hatte dass ich gar nicht daran gedacht hatte, es könnte ein echtes Problem geben.

"Sabine!", fuhr mich meine Mum an.

Das hatten meine Mums gemeinsam: die Regel, dass man nicht fluchen durfte. Aber in dem Moment war es mir egal. Mum konnte von Glück sagen, dass ich das F-Wort nicht gesagt hatte.

"Tut mir leid, Mum. Ich ... mir ist gerade nur eingefallen, dass mein Abschlussaufsatz in Geschichte am Montag fällig ist und ich ihn noch nicht fertig habe." Ich richtete mich auf, um die Lüge zu untermauern. Die Tage, an denen ich mich schuldig fühlte, wenn ich meine Eltern anlog, gehörten längst der Vergangenheit an.

Mum sah mich skeptisch an. "Seit wann machst du Freitagabends deine Hausaufgaben?" Sie deutete auf meinen Arm. "Außerdem bin ich mir sicher, dass der Lehrer Nachsicht üben wird."


Ein Tag , Zwei LebenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora