Kapitel 1-Roxbury, Freitag

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Ich habe mir heute den arm gebrochen.

Capri und ich gingen gerade zur U-Bahnstation. Ich kickte ein Cola dose vor mir her und verteilte im Vorbeigehen freundliche und vor allem säuerliche lächeln an die Anzugträger, für die wir in ihren Blicken nach schlimmste Hooligans waren. Lustig, wie Klamotten und die großzügige Verwendung von Eyeliner das bewirken können. In meinem anderen Leben würde niemand es wagen, mir derartge Blicke zuzuwerfen. Aber irgendetwas daran verschaffte mir Genugtuung. Mein verwaschener schwarzer Minirock und meine Doc-Martens-Schnürschuhe verhalfen mir zu dem, was ich brauchte.

Meine Identität.

Capri tänzelte voraus, ihr schwarzes Haar, irgendwas zwischen Dreadlocks und undefinierbar, hüpfte auf und ab. "Wetten, dass die Jungs schon da sind?", rief sie über ihre Schulter und fing an zu rennen.

Ich unterdrückte ein Stöhnen, nahm die Cola Dose auf die Zehenspitzen, kickte sie nach oben und fing sie mit der Hand auf. Dann lief ich ebenfalls los. Oben an der Treppe blieb ich stehen, um die Dose in den Mülleimer zu werfen und dann ... und dann blieb ich doch nicht stehen. Ich weiß nicht, ob es sowieso passiert wäre. Aber genau in diesem Moment - einen Fuß in der Luft, bereit, auf die erste der fünfzigundetwas stufen zu treten- sah ich ihn.

Na ja, ich glaubte zumindest, ihn zu sehen.

Einen Kugelbäuchigen Mann mittleren alters. Gekleidet in einen braungrauen Anzug und mit abgewetzten rotbraunen schuhen. Er hatte den Ansatz einer Glatze und schwitzte- entweder weil er zu warm angezogen war oder wegen seines Körpergewichts. Er sah anders aus als sonst, aber ich war mir in diesen Moment sicher. Der Typ aus dem Obstladen, flüsterte mein Gehirn.

Es war ein Störanfall.

Hin und wieder passierte das und jedes mal brachte es mich aus dem Konzept.

Mein Fuß fand keinen festen Halt, sondern verfehlte die erste Stufe und blieb an der Kante hängen. Ich stürzte nach vorne, überschlug mich und machte mich auf dem ganzen Weg nach unten zu einem kompletten Idioten. Buchstäblich Hals über Kopf zeigte ich mindestens ein paar Dutzend Leuten so ziemlich alles, was ich zu bieten hatte. Als die großartige Freundin, die sie ist, schüttete sich Capri, noch bevor ich zum Halt kam, vor Lachen aus. Kein verschämtes, leises Kichern hinter vorgehaltener Hand, bevor sie sich wieder zusammenriss. Nein, sie hätte sich vor Lachen fast in die Hose gemacht, als sie sich neben mir zu Boden gleiten ließ, während ich damit beschäftigt war, meinen Arm festzuhalten, der sich anfühlte, als könnte er jeden Moment von meiner Schulter abfallen.

Schließlich rappelte ich mich auf, vor allem wegen der Pendler, die grunzende Geräusche von sich gaben, weil sie um uns herum gehen mussten.Capri lachte immer noch; ab und zu hörte sie kurz auf, doch dann rief sie sich offenbar den Moment wieder ins Gedächtnis und lachte sich erneut schlapp.

Himmel. In diesem Moment wünschte ich, ich wäre in meinem anderen Leben. Das war nicht die Art von Ereignis, die in diesem Leben passieren sollte.

" Ich glaube, ich muss in die Notaufnahme", sagte ich zu Capri, der jetzt erst allmählich klar wurde, dass ich mich wirklich verletzt hatte.

"Oh, Mist. Sorry, Sabine, ich dachte, du wärst okay."

Ich zuckte mit den Achseln, eine Bewegung; die ich sofort bereute." Wahrscheinlich nur verstaucht."

Zum Glück war die Notaufnahme nicht weit entfernt und wir konnten zu Fuß gehen. Bei der Vorstellung, mich mit meinem maroden Arm in eine U-Bahn quetschen zu müssen, grauste es mir regelrecht. Capri schickte Angus, mit dem sie so etwas wie zusammen war, eine SMS, um ihm mitzuteilen, dass wir uns nicht wie sonst nach der Schule auf einen Kaffee treffen würden. Hätte da nicht mein Arm vor Schmerz pulsiert, wäre ich beinahe erleichtert gewesen. Capri und Angus versuchten schon seit einem Monat, mich mit Davis zu verkuppeln. Netter Typ, aber der Funken sprang einfach nicht über.

"Aber lustig war es schon", beharrte Capri beim gehen und kicherte immer noch ab und zu, wenn sie sich das ganze noch mal durch den Kopf gehen ließ. Sie konnte manchmal ein Miststück sein, aber tief in ihrem Inneren war sie in Ordnung. Und sie war in diesem Leben die einzige Freundin, die ich mir hatte erhalten können, vor allem deshalb, weil es ihr nichts ausmachte, dass ich-in ihren Worten-die halbe zeit irgendwo anders zu sein schien.

Ich warf ihr ein lächeln zu. "Zum Glück habe ich heiße Unterwäsche an!"

Was natürlich nicht stimmte. Und dank der Tatsache, dass ich meinen Hintern in den Himmel gestreckt hatte, wussten das auch sie und mehr als nur eine Handvoll Bostoner Pendler.

Capri lachte so heftig, dass sie anfing zu japsen."Klar.Blümchendrucke erfahren gerade ein Comeback."

Und dann tat mein Arm weh, weil ich einfach lachte. Auch wenn ich Angst hatte, dass irgendein Mistkerl bereits Bilder von meinem geblümten Hintern mit dem iPhone auf YouTube eingestellt hatte.

Hallo meine sweetys ich hoffe es gefällt euch dieses Kapitel allerdings is es länger als geplant geworden
Die nächsten werden etwas kürzer sein dafür aber mehr

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