hoffnungslos

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Ich hielt den Atem an und starrte zu ihm hoch.

"W-Was?", quetschte ich hervor und versuchte dabei nicht zu ängstlich zu klingen, was mir aber nicht gelang.

Keinen Schlaf? Brannten seine Hormone mit ihm durch? War er endgültig bereit für die Klinik?

"Es gibt da was, was ich mit dir noch unbedingt sehen möchte."

Er grinste mich an und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich atmete erleichtert aus und schloss kurz die Augen. Ich glaubte, dass das der Schock meines Lebens war. Alleine die Vorstellung. Mit ihm zu- wie auch immer. Seine Hormone brannten also nicht gerade durch und die Klinik durfte vielleicht auch noch ein wenig warten.

"Wir können au-"

"Nein, nein, nein, wir gucken uns das an, das ist okay. Ja, so ist gut.", unterbrach ich ihn und zupfte an Jongdae's Decke rum.

Die Gedanken verdrängte ich und kuschelte mich noch mehr an das Reh. Wieder war alles angenehm warm und die ganze Welt schien okay zu sein. Nicht so ein verdorbenes Etwas, sondern gut, sorgenfrei. Dafür war ich Luhan dankbar. Ich war ihm für so vieles dankbar. Auch dafür, dass er mich nicht unter Druck setzte. Nach seinem Geständnis hatte er das Thema nie angesprochen und tat so, als hätte er das nie wirklich gesagt und half mir damit. Ich wusste nämlich nicht, was ich sonst machen sollte. Wenn er das ansprechen oder sich distanzieren würde, wüsste ich nicht mehr weiter. Ich brauchte das verrückte Reh... irgendwie. Er war irgendwie immer da, wenn ich ihn brauchte. Er tat so viel für mich.

Inzwischen waren alle in ihren Zimmern und die beiden Lehrer schauten noch mal bei jedem rein. Kontrolle und das ganze Zeug. Danach war Nachtruhe angesagt und ich fragte mich, ob Luhan vorhin nur Quatsch geredet hatte oder doch wirklich noch irgendwas machen wollte. Aber als es dann ruhig war, Herr Kim bei uns reingeguckt hatte und man ein leises Schnarchen (von Yixing oder Jongdae) hören konnte, zog mir jemand die Decke vom Körper.

"Yah! Was zum-"

"Pscht!"

"Hä?"

"Pscht!"

Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, weil Luhan an meinem Knöchel rumzerrte und mir damit wohl zeigen wollte, dass ich runter sollte. Mit gerunzelter Stirn folgte ich seinem Befehl und stand nach dem mehr oder weniger erfolgreichen Verlassen meines warmen Bettes vor ihm. Dann deutete er auf meine Schuhe. Damit bedeutete er mir wohl, dass ich sie anziehen sollte. Das Reh selbst hatte auch seine Schuhe an. Kaum war ich in ihnen drin, nahm Luhan meine Hand und zog mich aus dem Zimmer heraus. Im dunklen Flur, der nur vom Mondlicht, welches durch die Fenster schien, beleuchtet wurde, sah er sich um und murmelte dann ein "Okay" zu sich selbst und schloss die Tür hinter uns so leise wie möglich. Nun zog er mich mit in eine Richtung, als mir auffiel, dass ich nur meinen Schlafanzug anhatte. Wir gingen Richtung Ausgang und dort draußen wäre es in einer Schlafanzughose und einem lockeren Shirt eindeutig zu kalt. Er selbst hatte einen Pullover an. Jedoch vertraute ich dem Idioten (diese Ironie) einfach mal und stolperte weiter hinter ihm her. Doch als wir dann den Eingang erreichten, war Schluss mit dem "yo, ich vertraue einfach mal dem Idioten".

"Es ist verdammt kalt.", stellte ich fest und hielt an, sodass auch er anhalten musste.

"Warte."

Das Reh reichte mir mit der anderen Hand einen Pulli (warum hatte ich nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit etwas mit sich trug?). Etwas zögernd nahm ich ihn an und zog ihn mir über. Ein zufriedener Seufzer entwich mir, denn er roch sehr nach Luhan und Luhan hatte den tollsten Geruch überhaupt (wenn ich das mal kurz anmerken durfte).

sweet first •xiuhan•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt