in rätseln reden

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Nachdem sich das mit meinem Problem langsam geregelt hatte, zog ich mir Hose und Boxershorts aus, um mir dann meine Badehose anzuziehen, die locker war und mir bis knapp über die Knie ging. Diese engen Badeteile waren nichts für mich.

"Was hat denn da so lange gedauert?", fragte Luhan mit hochgezogenen Augenbrauen, als ich aus der Toilette kam.

Die Dusche war mit den Toiletten verbunden, weswegen er direkt vor der Tür stand. Auch in Badehose (die engen Teile waren wohl auch nichts für ihn). Aber mich dann fragen, hä?

"Hab' die Tür zuerst nicht mehr aufgekommen.", log ich.

Luhan runzelte die Stirn, aber beließ es dabei. Und ich Idiot konnte auf nichts anderes als seinen Körper schauen.

"Muss ich dich noch mal daran erinnern?", kicherte das Reh und machte einen Schritt auf mich zu, aber ich entwich ihm.

"Nein, aber danke.", brummte ich.

Ich griff nach meinem Shampoo und Duschgel, ging zu den Duschen und stellte mich unter die, die ganz in der Ecke war. Die Letzte. Luhan tapste zu einer neben mir. Schnell stellte ich auf "warm" und drückte den Knopf. Das warme Wasser prasselte auf meine Haut und ich schloss meine Augen. Meine Hände fuhren ein paar mal über meinen Oberkörper, ehe ich mein Shampoo nahm. Anschließend verteilte ich es auf meiner Hand und wusch dann meine Haare. Als ich damit fertig war und mit meinem Körper anfangen wollte, bemerkte ich Luhan und versteifte mich augenblicklich. Der Chinese starrte mich an und hatte das wahrscheinlich auch schon die ganze Zeit getan, denn er stand genauso wie vorhin da. Er blinzelte, starrte dann kurz in meine Augen, schaute schnell weg und machte das Wasser an. Okay?
Ich war gerade dabei, meinen linken Arm einzuseifen, da ertönte das wahrscheinlich Schönste, was ich je gehört hatte. Luhan sang leise irgendein Lied vor sich her. Von ihm und seiner Stimme gefesselt, war nun ich der, der starrre. Aber das Reh verstummte plötzlich einfach so und fing an, seine Beine einzuseifen.

"Nicht aufhören!", sprudelte es aus mir heraus.

Sofort schoss mir das Blut in die Wangen. Luhan allerdings lächelte leicht und dann hörte ich es wieder. Ich atmete erleichtert aus und lächelte zufrieden. Dann widmete ich mich wieder meinem Körper.

"Warum wart ihr so lange duschen? Wisst ihr eigentlich, was ihr verpasst habt?"

Jongdae kam auf uns zu, als wir wieder ins Zimmer kamen. Dann lachte er und zeigte auf Yixing, der auf dem Boden saß und ein Feuerzeug anzündete, es unter ein Gummibärchen hielt und es sich dieses dann in den Mund schob. Ich fragte mich wirklich, woher er das Feuerzeug hatte, denn das war hier nicht erlaubt. Auch fragte ich mich, was zum Geier er machte.

"Wir beide waren gerade bei Herrn Kim und Frau Choi und wisst ihr, was die gemacht haben? Ey, die haben ernsthaft rumgemacht! Wir wollten einfach zu Frau Choi und sie was fragen und dann war die da einfach mit dem Kim auf dem Bett!", erzählte er lachend.

Luhan und ich mussten wohl oder übel auch lachen, da das einfach total komisch war.

"Schon mal was von "anklopfen" gehört?", fragte ich, als wir uns ein wenig beruhigt hatten.

Jongdae grinste und schüttelte mit dem Kopf.

"Ne, w- Scheiße, was machst du da?!"

Der Lockenkopf hatte wohl erst jetzt bemerkt, dass Yixing jeden Moment alles abfackeln könnte. Dieser sah etwas verwirrt auf.

"Krieg dich ein, Alter.", sagte er und holte das nächste Gummibärchen aus der Tüte. "Willst du?"

Nach einem etwas anderen Snack war dann aber auch schon Bettruhe. Mir kam es vor, als wäre ich der Einzige, der nicht schlafen konnte. Zögernd setzte ich mich auf, hielt mich am Gerüst fest und beugte mich kopfüber runter zu Luhan.

"Hey.", flüsterte er.

Ich erschreckte mich wie sonst was und schnellte wieder hoch. Musste der mich so erschrecken? Ja, ich war selbst schuld, na und?

"Kommst du zu mir hoch?", flüsterte ich in die Dunkelheit zurück.

Luhan und ich gingen nie wie Freunde miteinander um. Zu viel Körperkontakt, zu lange Umarmungen, einfach zu viel Nähe. Also was machte es schon?

Kaum hatte ich gefragt, hörte ich ein Rascheln, zwei, drei Schritte, das leise Knarren der kleinen Leiter und dann sank die Matratze neben mir unter einem Gewicht ein wenig nach unten. Luhan schlüpfte unter die Decke, legte einen Arm um mich und zog mich zu ihm. Sofort kuschelte ich mich an den Jungen und die Wärme, die ich bereits vermisst hatte, umgab mich. Wir schwiegen uns an und trotzdem war es schön. Mit ihm war alles schön. Nein, so durfte ich nicht denken, verdammt! Ich meinte... wegen ihm musste ich jetzt auch noch darauf achten, dass niemand die Teile, die er auf meiner Haut hinterlassen hatte, bemerkte. Langsam sah ich zu ihm hoch und blickte in seine Augen.

"Minseok?"

"Hm?"

"Danke. Also danke, dass du noch immer da bist."

Was sollte das denn jetzt bedeuten?

"Lulu?", fragte ich zögernd.

"Weißt du, er war dann nicht mehr da. Er ist nie wieder gekommen."

"Er?"

Wieder ging er nicht auf meine Frage ein, sondern redete weiter.

"Er war einfach weg. Wahrscheinlich war er auch nie wirklich da. Und dann hab' ich eine Maske aufgesetzt und eine Lüge gelebt."

Er hielt kurz inne.

"Ich habe mir verschiedene Sachen eingeredet, hatte Beziehungen mit Mädchen, habe mit ihnen geschlafen. Und das war so eine schreckliche Lüge, alles waren Lügen. Aber ich habe weiter gelogen. Hätten sich meine Eltern früher getrennt, wäre das vielleicht nicht so lange so gegangen, aber dann wäre es vielleicht auch nicht so, wie es jetzt ist."

Luhan's Stimme klang ruhig. Vielleicht sogar zufrieden. Er hatte tatsächlich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen und sah nach oben. Ich hingegen sah ihn durch und durch verwirrt an und fragte mich ob Luhan auch traurig sein, weinen oder anderes konnte. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Das, was er mir erzählte, war nicht nur nicht gerade schön, sondern er redete ja auch teilweise in Rätseln. Noch dazu stich mir irgendwas ins Herz bei seinen Worten.

"Ich habe keine Ahnung, aber ich habe einen Ausweg gefunden. Ich kann die Maske abnehmen und das ist so unglaublich schön, das glaubst du mir nicht, Hyung. Der Ausweg war plötzlich direkt vor meiner Nase und ich bin so verdammt froh, dass ich dieses Mal aufgewacht bin und es kapiert habe."

"Das i-ist schön.", murmelte ich etwas unsicher.

"Oh ja, das Schönste auf der Welt. Es ist so befreiend, ich fühle mich so wohl, so gut, ich... Ich bin so unverschämt glücklich."

Gegen Ende lachte er leicht und strich mir durch die Haare. Ich lächelte ihn müde an. Kurz darauf spürte ich seinen heißen Atem auf meinem Kopf. Er drückte mir einen Kuss auf die Haare, ehe ich meinen Kopf auf seine Brust legte. Aufmerksam lauschte ich seinem Herzschlag und schloss meine Augen.

"Das freut mich, Lulu."

sweet first •xiuhan•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt