Prometheus

66 11 7
                                    

"Was willst du hier?!" gelangt eine majestätische und dennoch warme Stimme an meine Ohren, während ich meinen Weg in Handschellen auf einen Thron aus purem Gold fortsetze. "Ich möchte nur mit Euch sprechen, oh mächtige Minaskaya!" überkommt es meine Lippen in einem gar unterwürfigen Ton, welchen ich von mir selbst nur selten höre und mich dagegen sträube, mich auch nur irgendwem zu unterwerfen, außer mir selbst. Doch die Frau, welche dort auf der Erhebung am Ende der Halle Avalons thront, macht aus mir einen Hund. Einen bettelnden Hund, welcher selbst nach einem Stöckchen rennen würde, um es ihr auf allen Vieren wieder zu bringen. "Behalte deine falschen Worte hinter deinen spitzen Zähnen, Prometheus und sprich ehrlich zu mir! Ich halte nichts von deinen hohen Reden, von denen nicht einmal die Hälfte der Wahrheit entspricht!" Das goldhaarige Ebenbild einer Göttin richtet sich anmutig vor mir auf, als ich von den Wächtern zu Boden gedrückt werde und nun vor den Stufen zum Heiligtum des Reiches knie. Und obwohl ich in einer misslichen Lage zu sein schein, stört es mich nicht, wie ein Gefangener behandelt zu werden. Viel Schlimmeres ist mir bereits widerfahren und meinem eigentlichen Ziel so nahe wie noch nie zu sein, entlockt mir ein siegessicheres Lächeln. "Willst du nun reden, oder bist du nur gekommen, um mir dein falsches Grinsen zu zeigen?!" fragt die in einem langen weiß-goldenen Kleid gekleidete Frau und schaut abfällig auf mich herab. "Nein, nein, meine Herrin...!" gebe ich in einem höflichen Ton von mir und neige leicht mein Haupt, soweit es noch eben möglich ist. "Natürlich bin ich nicht deswegen hier!" sage ich mit einem schwachen Grinsen und schaue wieder zu ihr auf, während meine Iris ein leichtes rotes Schimmern umgibt. "Wisst Ihr, Mina... Es ehrt mich doch, dass Ihr meinen Namen noch immer kennt... Nach all den Jahren, dachte ich fast, Ihr hättet mich vergessen...! Ich wollte nur mal nachhorchen, wie es Euch doch geht. So ganz ohne mich! Und nachdem ich so herzlich von Euren Hofnarren empfangen wurde, dachte ich mir schon, dass ich scheinbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe, nachdem..." "SCHWEIG STILL, PROMETHEUS!" unterbricht die Goldhaarige mich mit donnernder Stimme, während sie in ihren goldenen Absätzen einige Schritte auf mich zuschreitet - ihr goldenes Zepter, fest mit ihrer Hand umschlossen. "Rede nicht von Sachen, die uns beiden so präsent wie die Entstehung der Welt sind! Sprich nun, oder schweige bis zu deinem Lebensende, verschlossen in den Tiefen meines Reiches!" fährt sie mit lauter und beherrschender Stimme fort, sodass ein jeder Knecht augenblicklich Respekt vor einer hohen Persönlichkeit wie ihr zollen würde, doch ist mein Ego noch nicht vollständig untergraben, auch würde ich für sie durch die Hölle gehen. "Gut, gut...!" gebe ich mit einem herausfordernden Grinsen auf den Lippen von mir und schaue ihr direkt in die bernsteinfarbenen Augen, welche gleichzeitig so warm wie die Sonne glühen, als auch die Kühle eines frischen Herbstwindes versprechen und einen direkt in ihren Bann der Geheimnisse ziehen, welche sie zu verbergen scheinen. "Es geht um Arcane...," gebe ich widerwillig von mir, hätte ich nur noch zu gerne weiter mit ihr gespielt. "Was hast du angestellt?!" keift sie mich direkt an, doch heben sich meine Mundwinkel deshalb nur leicht, anstatt, dass ich Ehrfurcht zeige - liebe ich es doch, sie zu reizen. "Nichts!" gebe ich sofort verteidigend von mir und würde am liebsten meine Hände unschuldig in die Höhe recken, doch beweisen die Handschellen eher das Gegenteil. "Zumindest noch nicht!" grinse ich daraufhin finster und erhebe mich mit einem Lufthauch, ohne dass ich mich groß anstrengen musste.

Gerade als die Wächter versuchen, mich wieder auf den Boden zu drücken, hält Minaskaya sie mit nur einer kleinen Handbewegung zurück und schreitet die Treppenstufen zu mir hinab. "Was willst du von Arcane?" will sie mit unterdrückter Neugierde wissen und ergreift mein Kinn mit ihren grazilen Fingern, während sich ihre langen Fingernägel in meine bleichen Wangen graben. "Ich will hinab zu ihnen!" gebe ich mit einer Selbstverständlichkeit von mir, doch macht mir ihre unmittelbare Nähe zu schaffen und ich spüre, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt. "Zu wem?!" zischt sie und sieht mich auf funkensprühenden Augen an. "Die Engelmacherin," antworte ich ihr mit einem Grinsen auf den Lippen, da ich es kaum erwarten kann, ihre Reaktion darüber zu sehen, dass ich ausgerechnet zu diesem Teufel möchte. Doch regt sich einige Zeit nichts. Weder in ihren Bewegungen, noch in ihrem Blick. Es ist, als wäre die Welt um mich herum in eine Starre gefallen, bis Minaskaya sich lediglich mit einem leichten Räuspern aufrichtet und zurück zu ihrem Thron läuft und sich erhaben auf eben diesem niederlässt. "Das war nicht alles, schätze ich..?" gibt sie gar gelangweilt von sich, doch nach ihrer Betonung zu urteilen ist es eher eine Aussage, als eine Frage. Dennoch nicke ich knapp, während mein Blick verlangend zu einem kleinen Podest wandert, auf welchem ein schweres Buch liegt und eine schier anziehende Kraft auf mich ausübt, doch bevor ich etwas sagen kann, ertönt Minas Stimme ernst durch die Halle und wird mit einem leisen Echo von den weißen Wänden, mit den goldenen Verzierungen an meine Ohren getragen. "Nein!" sagt sie bestimmt, doch ist Ausdruck ihr noch immer unergründlich, was mich jedoch nicht im geringsten mehr verunsichert, weiß ich doch, dass selbst die härteste Fassade irgendwann zu Staub zerfällt!

TODESWÜRDIG ~Die Schwarzen Falken~Where stories live. Discover now