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Sie hatte sehr helle Haut und fast weißblonde Haare. Ihre Augen waren bemerkenswert, diese waren durch und durch hellblau, wie die von kleinen Babys. Die Klamotten, die sie trug, waren eine Seidenbluse und eine schwarze Hose. "Es kann sehr gefährlich um diese Uhrzeit sein, besonders wenn man ganz allein im Wald ist, so wie du", meinte sie, "was machst du eigentlich hier?" "Ich mag die Natur einfach. Du hast mich ganz schön überrascht... Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie. "Wir sollten jetzt aus dem Wald raus, hier schleichen nachts ziemlich komische Gestalten herum. Ach ja ich bin Cosmina und du?" "Liana." Sie brachte mich zurück zum Schloss, währenddessen unterhielten wir uns nett.

Gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen hatte ich den Drang meine Mutter zu besuchen. Diesmal ging ich zu Fuß zum Friedhof. Ich öffnete das Tor und lief nach hinten zu ihrem Grab. Die weißen Callas lagen immer noch da. Ich kniete vor ihren Grabstein. Ich starrte ihn lange an. "Wie lange schaust du ihn schon an?", fragte mich eine Stimme. Ich sah über meine Schulter und sah Sorin. "Eine Weile...", sagte ich. "Es ist doch kalt", er streckte mir seine Hand entgegen, um mir auf zu helfen. "Komm lass uns 'nen Kaffee oder irgendwas anderes Warmes trinken gehen." Wir liefen hinunter in die Stadt. Sorin führte mich in eines der neueren Viertel. Ich kannte nur die Altstadt. In einem Starbucks bestellte er zwei heiße Schokoladen. An der Tasse konnte man sich wunderbar die Hände wärmen. Wir redeten über dies und das, schließlich tauschten wir Nummern aus. Auf dem Rückweg erzählte ich Sorin von den komischen Typen, dazu meinte er, dass es hier eine Menge davon gebe. Wir liefen durch einige Gassen. Er fragte mich über meine Vergangenheit, aber ich wollte ihm nichts davon erzählen. Als ich ihn darüber ausfragen wollte, verschloss er sich völlig. Bis zum Friedhof brachte keiner von uns ein Wort über die Lippen. "Ich schlag dir 'nen Deal vor, wenn ich dir von meiner Vergangenheit erzähle, dann erzählst du mir von deiner." Ich nickte. Wir setzten uns auf eine gewöhnliche Bank, die gegenüber von ziemlich alten Gräbern stand. "Ich wurde vor 117 Jahren geboren. Als ich 17 war, wurde Siebenbürgen von 'wilden Kreaturen' überfallen. Ich wurde gebissen und lebe seit dem als Vampir. Meine ganze Familie wurde ebenfalls gebissen, aber nur meine Mutter und meine Schwester überlebten die Verwandlung. Ich hinterließ am Anfang einen Berg voll blutleerer Leichen, aber ich lernte mich zu beherrschen. Meine Mutter konnte sich schon immer unter Kontrolle halten. Sie tötete nicht, sie saugte bloß. Bei meiner Schwester war es anfangs so sie konnte sich zusammenreißen, aber hin und wieder ist sie außer Rand und Band. Was war es bei dir?" "Okay... das hört sich total weird an. Ich glaube nicht an das Übernatürliche. Naja als meine Mutter starb hatte ich eine ziemlich schwierige Zeit und ich wollte sie um jeden Preis zurück. Ich litt unter schweren Depressionen und hatte des Öfteren die Idee mich umzubringen. Einmal schluckte ich eine ganze Handvoll Tabletten. Mein Vater bekam es mit und rief den Notarzt. Im Krankenhaus wurde mir dann der Magen ausgepumpt. Von da an hatte ich einen ganz anderen Blick auf die Menschheit und das Leben." "Hey jeder verarbeitet den Tod einer geliebten Person anders, dafür musst du dich nicht schämen. Bei mir hat es einige Jahrzehnte gedauert bis ich über den Tod von meinem kleinen Bruder hinweg war." Ich lachte. Er umarmte mich, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging.

Sorin.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora