Carlos hatte sich immer eingeredet, dass er für Lando sowas wie ein großer Bruder war.
Der Verantwortungsvolle.
Der Ruhige.
Der, der die Welt ein bisschen weniger gefährlich machte für den kleineren Briten.
Er hatte es so gewollt.
Er musste es so wollen.
Weil alles andere... verboten war.
Kompliziert.
Zu groß.
Lando war jung, hell, voller Energie – ein kleiner Sturm aus Lachen und Chaos.
Und Carlos war der Fels daneben.
Derjenige, der ihn auffing, wenn er fiel.
Der ihn aus einer Laune heraus in den Arm nahm, wenn er traurig war.
Der ihn verteidigte, wenn ein Journalist zu spitz fragte.
Er durfte sich nicht vorstellen, mehr zu wollen.
Nicht bei ihm.
Und dann kam dieser Tag.
Der Tag, an dem Lando strahlend zu ihm rannte, als wäre er kurz davor, in der Luft zu explodieren.
„Carlos! Ich muss dir was erzählen!"
Lando war außer Atem, aber grinsend. Ein echtes Grinsen. Eins, das Carlos immer schwach machte, ohne es zugeben zu wollen.
„Was ist passiert, pequeño?" fragte er, schon lächelnd.
Lando glücklich zu sehen war sein Lieblingszustand.
„Ich... also... ich bin jetzt in einer Beziehung."
Die Welt hielt an.
Zumindest für Carlos.
Er zwang sich zu einem Lächeln, das sich sofort falsch anfühlte.
„Oh? Und... wer ist es?"
Lando wippte vor Aufregung auf den Zehenspitzen.
„Ethan. Du weißt schon... der Sohn von dem FIA-Typen, der immer bei den Meetings ist. Wir haben uns schon länger verstanden und jetzt— ja. Es fühlt sich gut an."
Ethan.
Carlos kannte ihn.
Zu glatt.
Zu fremd.
Zu politisch.
Zu opportunistisch.
Und vor allem:
Nicht gut genug für Lando.
Nicht mal annähernd.
Carlos fühlte, wie etwas in seiner Brust aufriss.
Ein dumpfer, heißer Schmerz, tief unter den Rippen.
Er sagte nichts.
Was hätte er sagen sollen?
Ich will dich für mich? Er ist nicht richtig. Niemand ist richtig außer mir.
Das wäre egoistisch gewesen.
Und unfair.
Und unkontrollierbar.
Also schluckte er.
„Ich freue mich für dich," sagte er.
Die Worte brannten auf der Zunge.
Lando leuchtete noch heller.
„Danke, Carlos! Es bedeutet mir echt viel, dass du das sagst."
Carlos zwang sich zu nicken.
Später, als Lando weg war, stand Carlos allein in der leeren Hospitality.
Er starrte auf sein Handy, ohne es wirklich zu sehen.
Er fühlte sich...
zerrissen.
Wütend auf sich selbst.
Wütend auf Ethan.
Wütend auf das Universum.
Wie sollte er Lando schützen, wenn dieser Typ in seinem Leben war?
Wie sollte er ruhig schlafen, wenn jemand anderes Lando zum Lachen brachte?
Wenn jemand anderes ihn hielt, wenn er traurig war?
Er ist nicht gut genug. Er wird dich verletzen.
Das dachte Carlos.
Aber sagen durfte er es nicht.
Es war nicht seine Entscheidung.
Lando gehörte ihm nicht.
Er war sein Freund.
Sein kleiner Bruder.
Sein Herz – in einer Art, die er niemals laut aussprechen konnte.
Also tat Carlos das, was er immer tat:
Er zog sein unsichtbares Schild hoch.
Er spielte den Gelassenen.
Den Unterstützenden.
Und er schwor sich, egal was Ethan tat oder nicht tat –
er würde da sein.
Der Beschützer.
Der sichere Hafen.
Der, der Lando nie fallen ließ.
Auch wenn sein eigenes Herz brannten.
Am selben Abend klopfte Lando an seine Tür.
Zögerlich, was selten war.
„Carlos?"
Der Spanier wandte sich um und versuchte, nicht so verloren auszusehen.
„Was ist los, pequeño?"
Lando trat näher.
Zu nah.
So nah, wie er immer kam, ohne es zu merken.
Carlos spürte die vertraute Wärme, die ihn gleichzeitig beruhigte und zerstörte.
„Du bist komisch," sagte Lando leise.
„Gefällt dir Ethan nicht?"
Carlos erstarrte.
„Ich... ich kenne ihn kaum," antwortete er vorsichtig.
Lando verschränkte die Arme.
Ein Zeichen, dass er wirklich wissen wollte, was lief.
„Sag's mir. Wenn du ihn nicht magst, sag's mir."
Carlos schloss kurz die Augen.
Er wollte schreien:
Er ist falsch für dich. Du verdienst jemanden, der dich wirklich sieht. Jemanden, der weiß, wie du deine Hände bewegst, wenn du nervös bist. Jemanden, der deinen Humor versteht. Jemanden, der dich nicht ausnutzt. Jemanden wie—
Er atmete schwer ein.
„Ich will nur, dass du glücklich bist," sagte er leise.
„Egal mit wem."
Lando's Gesicht wurde weich.
Verstehend, aber nicht ganz.
Er trat noch näher, legte seine Stirn an Carlos' Brust – eine Geste, die ihn jedes Mal fast zusammenbrechen ließ.
„Du beschützt mich zu viel," murmelte Lando.
Carlos schnaubte leise.
„Du lässt mich keine Wahl."
Lando kicherte.
„Ich bin kein Kind mehr."
Nein, dachte Carlos.
Das bist du nicht. Und genau das macht alles so gefährlich.
**Und so blieb Carlos an seiner Seite –
als Beschützer,
als Freund,
als etwas, das er nie benennen durfte.**
Er lächelte für Lando.
Er unterstützte ihn.
Er war da.
Und tief in ihm brannte die Wahrheit:
Lando war der wichtigste Mensch in seinem Leben.
Und er würde ihn weiterhin schützen –
auch wenn es sein eigenes Herz kostete.
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Pole Position | Formular 1 | OS
FanfictionHier werden Formular 1 OS veröffentlicht. Verschiedene Fahrershippings. Viel von Carlando.
